EuroEyes Cyclassics: Caleb Ewan landet ersten großen Sieg bei Eintagesrennen

BM Updated 24 August 2016
EuroEyes Cyclassics: Caleb Ewan landet ersten großen Sieg bei Eintagesrennen

cyclassicsOb HEW-Cyclassics, Vattenfall Cyclassics oder jetzt ganz neu EuroEyes Cyclassics: das Hamburger Radsportevent ist Jahr für Jahr ein spektakuläres Ereignis im norddeutschen Sportkalender. Das bislang einzige deutsche Weltcup- bzw. WorldTour-Rennen trat mit neuem Hauptsponsor auf und die internationale Klinikgruppe EuroEyes, die sich auf die Korrektur von Fehl- und Alterssichtigkeit durch Augenlaser- und Linsenchirurgie spezialisiert hat, war am Ende des Rennens irgendwie auch ins Rampenlicht gerückt. Denn gute Sicht und klarer Blick waren gefordert, als es zum spannenden Finale auf der Mönckebergstraße kam. 

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HHDer als Erster die Ziellinie passierende Franzose Nacer Bouhanni von dem mit einer Wildcard gestarteten Team Cofidis, Solutions Credits wurde nach langem Warten von der Jury distanziert, da er den sogenannten Sprintkorridor verlassen und den Australier Caleb Ewan von Orica BikeExchange behindert hatte. Als eigentlich Zweitplatzierter wurde Caleb Ewan zum Sieger erklärt, was nicht jeder der Beteiligten und auch die Zuschauer nachvollziehen konnten, da es bekanntlich bei derartigen, hektischen Sprintfinals immer sehr eng zugeht und mit Haken und Ösen gekämpft wird. Der Franzose wurde auf Platz 27 versetzt als Letzter der Gruppe, die um den Sieg sprintete und war mit dieser Entscheidung selbstverständlich nicht einverstanden. Aber die Jury hatte offensichtlich ein besonderes Auge auf ihn gerichtet, denn Nacer Bouhanni ist diesbezüglich nicht zum ersten Mal aufgefallen.

HHSo langsam tritt er als „enfant terrible“ ungewollt in die Fußstapfen eines Mark Cavendish, der ja jüngst in Rio auch wieder mit seiner Fahrweise in Kritik geraten war. Andererseits wird es bei derartigen Sprintankünften immer zu kleinen Beeinträchtigungen einzelner Fahrer kommen, die sich bei diesem harten Sport nicht vermeiden lassen. Jedenfalls verteidigte Nacer Bouhanni seine Fahrweise und wurde dabei auch von seinem Teamchef Alain Deloeuil unterstützt, der die ausschließliche Focussierung auf seinen Sprinter für nicht gerechtfertigt hielt. So endete ein hervorragender Renntag erstmals in Hamburg mit einem Eklat, bei dem auch Caleb Ewan bei der anschließenden Pressekonferenz nur mit gemischten Gefühlen sich über seinen Sieg freute.

HHUm 11.30 Uhr erfolgte zum 21. Mal der Startschuß für das Hamburger Rennen, bei dem in diesem Jahr 176 Fahrer in 22 Mannschaften sich in die Einschreibliste verewigten. Erstmals hatte in Hamburg der Weltverband UCI eine Kontrolle der besonderen Art durchzuführen, indem vor dem Rennen jedes Rad im Hinblick auf eventuelle unerlaubte mechanische Antriebe untersucht wurde, es aber keinerlei Beanstandungen gab. Unter den Fahrern aus 30 Nationen waren auch 22 Deutsche am Start, die sich durchaus Chancen ausrechnen konnten. Allen voran der Vorjahressieger Andre Greipel von Lotto Soudal und sein schärfster  Widersacher Marcel Kittel von Etixx-Quick Step, aber auch die Sieger des Hamburger Rennens in den Jahren 2011-2014 mit Edvald Boasson Hagen aus Norwegen von Dimension Data, dem Franzosen Arnaud Demare von FDJ, dem Deutschen John Degenkolb von Giant-Alpecin und dem Norweger Alexander Kristoff von Katusha zählten erneut zu den  aussichtsreichen Kandidaten. 

HHDie Creme de la Creme der Sprinter – die Liste der Kandidaten ließe sich noch weiterführen – war nahezu komplett in Hamburg dabei, während zur gleichen Zeit die Bergfahrer bei der parallel laufenden Spanienrundfahrt um den Sieg fahren. Den Weg zum letzten Mal nach Hamburg fand der sympathische Belgier Tom Boonen von Etixx-Quick Step, der hier zum neunten Mal am Start war. „Nach Paris-Roubaix 2017 ist endgültig Schluß für mich“, stellte er klar und verwies dabei auf seine langjährige, erfolgreiche Karriere. Erst zum zweiten Mal dabei war Rick Zabel von BMC Racing, der sich vor dem Rennen dahingehend äußerte, in die Top Ten fahren zu wollen, was ihm mit am Ende Platz 92 leider nicht gelang. Erstmals am Start bei einem WorldTour Rennen war Deutschlands Sprinterhoffnung Phil Bauhaus von Bora-Argon 18, der in der kommenden Saison erstklassig bei Giant-Alpecin fahren wird. Drei Siege in diesem Jahr bei der Tour d’Azerbaidjan, der Internationalen Oberösterreichrundfahrt und der Post Danmark Rundt haben ihn in den Focus gerückt und der junge, selbstbewusste Mann sollte durchaus seinen Weg machen können. Sein künftiger Teamkamerad Maximilian Walscheid ging dagegen in Hamburg gehandicapt durch einen grippalen Infekt an den Start, den er sich beim Arctic Race of Norway zugezogen hatte.

HHInteressante Starter waren auch die Sechstagesieger von Berlin aus dem Jahre 2012 Leigh Howard aus Australien von IAM Cycling und aus 2010 der Däne Michael Mörköv von Katusha, die ebenso wie der derzeit wohl weltbeste Sechstagefahrer Iljo Keisse aus Belgien von Etixx-Quick Step ihr Glück bei den EuroEyes Cyclassics suchten. Die Drei stünden einem Starterfeld beim nächsten Berliner Sechstagerennen gut zu Gesicht, wenngleich sie alle auf Anfrage keine konkrete Aussage hierzu machen wollten bzw. konnten. Vor allem ein erneutes Team Leigh Howard-Cameron Meyer wäre denkbar, zumal sich Cameron Meyer aus dem Straßensport offensichtlich zurückgezogen hat und nur noch Bahnrennen bestreiten will. 

HHZum Rennen selbst bleibt festzuhalten, dass Hamburg eines der spannendsten der letzten Jahre erlebte. Nach den ersten 5,6 neutralisierten Kilometern erfolgte der scharfe Start auf dem Veddeler Damm und schon nach dem ersten Kilometer setzte sich eine sechsköpfige Spitzengruppe ab, die mit den Italienern Alessandro de Marchi von BMC Racing und Matteo Montaguti von Ag2r La Mondiale, dem Kasachen Maxat Ayazbayev von Astana, dem Slowenen Matej Mohoric von Lampre-Merida, dem Österreicher Lukas Pöstlberger von Bora-Argon 18 und dem Polen Kamil Gradek von Verva-Activejet besetzt war. Diese Gruppe fuhr einen Vorsprung von maximal mehr als sieben Minuten heraus und machte alle Sprint- und Bergwertungen unter sich aus, die am Ende beide vom äußerst aktiven Lukas Pöstlberger gewonnen wurden. 

HHAls nach 150,8 km der Österreicher Lukas Pöstlberger die Sprintwertung in der Mönckebergstraße gewann, hatte die Gruppe immer noch 4:22 Minuten Vorsprung vor dem großen Hauptfeld. Mit dem dann einsetzenden Regen, der die Überfahrt über den insgesamt vier Mal zu bewältigenden Waseberg erschwerte, wurde auch der Vorsprung der Gruppe geringer, aus der als erster Matteo Montaguti zurückfiel. Drei deutsche Fahrer versuchten ihr Glück mit einem Ausreißversuch aus dem Feld, doch sowohl Christian Mager als Alleinunterhalter, als auch sein Teamkamerad von der Stölting Service Group Fabian Wegmann gemeinsam mit Paul Voss von Bora-Argon 18 hatten keinen Erfolg und wurden wieder gestellt. Nachdem Maxat Ayazbayev ebenfalls aus der Spitzengruppe zurückgefallen war, versuchten auch der Portugiese Rui Costa von Lampre-Merida und der Franzose Tony Gallopin von Lotto Soudal ihr Heil in der Flucht, aber auch sie wurden vom jagenden Feld wieder eingeholt. Vorne kämpften die noch vier Ausreißer um den möglichen Erfolg, aber  die nochmals angreifenden Lukas Pöstlberger und Alessandro de Marchi hatten kein Glück gegen das heranbrausende Feld, aus dem auf der Zielgeraden noch ein Sturz registriert werden musste.

DegeDer Einlauf war dann relativ klar mit dem vermeintlichen Sieger Nacer Bouhanni, der Caleb Ewan und John Degenkolb auf die weiteren Podiumsplätze verwies. Das böse Erwachen für den Franzosen sollte noch folgen, so dass Caleb Ewan zum Sieger erklärt wurde und für John Degenkolb am Ende sogar Platz zwei zu Buche stand, während der nach der langen Wartezeit offensichtlich schon abgereiste nun Drittplatzierte Italiener Giacomo Nizzolo von Trek-Segafredo leider nicht mehr zur Siegerehrung erschien.

Für John Degenkolb war der zweite Platz eine Bestätigung seiner derzeit guten Form nach dem bekanntermaßen verheerenden Frühjahr. „Als der Sprint losging, war ich zu weit hinten und habe nur noch auf Glück und meinen guten Riecher gesetzt und bin daher mit dem Ausgang sehr zufrieden“, gab er bei der Pressekonferenz zu Protokoll. In dem leider doch nur  sechsköpfigen Aufgebot für die kommende Straßenweltmeisterschaft in Katar dürfte John Degenkolb seinen Platz finden, wenngleich dort Marcel Kittel oder Andre Greipel größere Siegchancen eingeräumt werden. 

Text: Bernd Mülle   

Fotos: Mario Stiehl

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Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Straßenrennen
  • UCI-Rennen

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