Christopher Froome dominiert die Tour unangefochten

BM Updated 23 Juli 2016
Christopher Froome dominiert die Tour unangefochten

TourDer erneute Toursieg von Christopher Froome scheint vorprogrammiert. Der Brite vom Team Sky macht derzeit einen so starken Eindruck, dass nur noch der Kampf um die Plätze für seine vermeintlich härtesten Konkurrenten übrig bleibt. Die 17. Etappe, die von Bern aus nach Finhaut-Emosson über 184,5 km führte, war nicht nur von den Temperaturen her eine heiße Etappe. Von  Beginn an wurde ein höllisches Tempo vorgelegt, so dass Ausreißversuche anfangs immer wieder scheiterten. Erst vor der ersten Bergwertung nach 72 Kilometer bildete sich eine Spitzengruppe, in der sich u.a. der Pole Rafal Majka von Tinkoff und sein Teamkollege  Weltmeister Peter Sagan aus der Slowakei befanden, die für ihr Bergtrikot bzw. das Grüne Trikot weiter punkten wollten.

In der 14-köpfigen Spitzengruppe hatten neben Tinkoff auch IAM Cycling mit dem Niederländer Stef Clement und dem Kolumbianer Jarlinson Pantano und Astana mit Tanel Kangert aus Estland und Alexey Lutsenko aus Kasachstan zwei Fahrer in dieser Gruppe, zu der noch die Franzosen Tony Gallopin von Lotto-Soudal, Thomas Voeckler von Direct Energie und Brice Feillu von Fortuneo-Vital Concept, der Belgier Greg van Avermaet von BMC Racing, der Schweizer Steve Morabito von FDJ, der Russe Ilnur Zakarin von Katusha, der Italiener Domenico Pozzovivo von Ag2r La Mondiale sowie der Kroate Kristijan Durasek von Lampre-Merida gehörten. Die Gruppe, die einen Vorsprung von bis zu 13 Minuten herausgefahren hatte, zersplitterte dann, als der Anstieg zum Col de la Forclaz zu bewältigen war und nur noch 18 Kilometer bis ins Ziel zu fahren waren.

RafalNachdem sich Rafal Majka auch die dritte Bergwertung nicht hatte nehmen lassen, erfolgte auf der Abfahrt der Angriff von Jarlinson Pantano und beide fuhren anschließend knapp 30 Sekunden Vorsprung heraus, bis Ilnur Zakarin zunächst aufschloss und dann selber einen Angriff startete. Im Alleingang gewann er schließlich die Bergankunft und lag im Ziel mit einem Vorsprung von 55 Sekunden vor Jarlinson Pantano und 1:26 Minuten vor Rafal Majka, während noch sechs Fahrer der ursprünglichen Spitzengruppe vor den von dem Australier Richie Porte von BMC Racing angeführten Favoriten, die 7:59 Minuten einbüßten, einkamen. 

CavendishLocker an dessen Hinterrad fuhr Christopher Froome auf Platz 11 und machte dabei gegenüber seinen Verfolgern in der Gesamtwertung noch einige Sekunden gut. Nicht mehr an den Start gegangen waren der Australier Rohan Dennis von BMC Racing und der vierfache Etappensieger aus Großbritannien Mark Cavendish von Dimension Data, die im Hinblick auf ihre Olympiateilnahme kein Risiko mehr eingehen wollten. Für den Teamkollegen von Rohan Dennis, dem US-Amerikaner Tejay van Garderen, bedeutete diese Etappe das endgültige Aus für einen möglichen Podiumsplatz, als er am Col de la Forclaz abreißen lassen musste und mit 26:15 Minuten Rückstand abgeschlagen ins Ziel kam. 

Das Einzelzeitfahren am folgenden Tag von Sallanches nach Megeve über 17 km unterstrich erneut deutlich die Überlegenheit des Christopher Froome. Es war ein Bergzeitfahren und damit war vorher schon klar, dass der erfolgsgewohnte Deutsche Meister im Einzelzeitfahren Tony Martin von Etixx-Quick Step keine Chance auf eine Podiumsplatzierung hatte. Dennoch war der 75. Platz mit einem Rückstand von 3:32 Minuten eine herbe Enttäuschung und lässt für Rio de Janeiro nichts Gutes erwarten. Besser schlugen sich Emanuel Buchmann von Bora-Argon 18 und Simon Geschke von Giant-Alpecin, die die Plätze 42 bzw. 49 belegten und ihren Olympiastart rechtfertigten.

TourAber es war natürlich auch ein Zeitfahren der besonderen Art, zu dem der Schweizer Fabian Cancellara von Trek-Segafredo gar nicht mehr antrat. Zunächst ging es 4 km lang auf flacher Strecke los, bevor es 10,5 km bergauf ca. 650 Höhenmeter zu überwinden galt und dann eine 2,5 km lange Abfahrt folgte. Nachdem der Ire Sam Bennett von Bora-Argon 18 den Wettbewerb eröffnet hatte, wechselte die Führung immer wieder in gewissen Abständen bis der Niederländer Tom Dumoulin von Giant-Alpecin als 134. von den noch verbliebenen 177 Startern mit 31:04 Minuten eine Zeit vorlegte, die kaum noch zu toppen schien. Ganz stark fuhren auch der am Ende Drittplatzierte Fabio Aru aus Italien von Astana, der den Australier Richie Porte zeitgleich auf den vierten Platz verwies, beide nur 12 Sekunden gegenüber Tom Dumoulin zurückliegend. Doch sie alle hatten noch Christopher Froome im Nacken, der als letzter Starter als einziger unter 31 Minuten blieb und mit 30:43 Minuten den Sieg souverän errang. Wer will dem Briten den Gesamtsieg noch nehmen?

Die 19. Etappe führte durch die Alpen und wenn auch nur 146 km zu bewältigen waren auf dem Weg von Albertville nach Saint-Gervais Mont Blanc, so war es doch eine hammerharte Etappe mit vielen Stürzen, die zwei Fahrer zum Ausscheiden zwangen: Tom Dumoulin, gestern noch Zweiter beim Bergzeitfahren, brach sich einen Knochen in der Hand und der Spanier Daniel Navarro von Cofidis erlitt eine Beinverletzung, die eine Weiterfahrt unmöglich machte. Eine 20-köpfige Spitzengruppe u.a. mit dem Belgier Thomas de Gendt von Lotto-Soudal und seinem Teamkollegen Tony Gallopin sowie auch Rafal Majka, der sein Bergtrikot endgültig in seinen Besitz brachte. Aus Deutschland waren mit Marcus Burghardt von BMC Racing, Tony Martin und Emanuel Buchmann drei Fahrer in dieser Gruppe, doch es sollte dieses Mal für die Ausreißer nicht zum Etappensieg reichen.

froomeDie Nachführarbeit vom Team Astana sorgte dafür, dass die Gruppe sukzessive eingeholt wurde und als nur noch zwölf Fahrer vorn lagen, lösten sich der Franzose Pierre Rolland von Cannondale-Drapac und der Portugiese Rui Costa von Lampre-Merida bei nunmehr einsetzenden Regen. Jetzt begann eine gewisse Dramatik auf gefährlich nassen Straßen und Pierre Rolland war der erste, der zu Fall kam und Rui Costa ziehen lassen musste. Auch betroffen war Richie Porte, der zurückfiel und mit Hilfe seiner Teamkameraden nach harter Verfolgungsjagd zu den anderen Favoriten wieder aufschloss. Die letzten 20 Kilometer waren dann fast ein Sturzfestival, in dem auch Christopher Froome und der Niederländer Bauke Mollema von Trek-Segafredo verwickelt waren, wobei der Niederländer den Anschluss nicht mehr herstellen konnte und auf den 10. Platz der Gesamtwertung zurückfiel. Dagegen hatte Christopher Froome bei seinem Sturz mehr Glück, als er auf nasser Fahrbahn einen Mittelstreifen passierte und zu Fall kam. Sein lädiertes Rad konnte er nicht mehr benutzen und so  bekam er umgehend jenes von seinem britischen Teamkollegen Geraint Thomas und konnte schnell das Rennen fortsetzen ohne entscheidenden Boden zu verlieren. 

TourNoch führte Rui Costa allein, bevor der Franzose Mikael Cherel von Ag2r La Mondiale die letzte Abfahrt zur Flucht nutzte und sein französischer Teamkamerad Romain Bardet nachsetzte. Im Schlussanstieg war es dann Romain Bardet, der den führenden Rui Costa einholte und im Alleingang die letzten drei Kilometer zum Ziel absolvierte. Es war erst der erste Etappensieg eines Franzosen in diesem Jahr bei der Tour und sein Jubel kannte keine Grenzen. Mit 23 Sekunden Rückstand folgten ihm die Spanier Joaquin Rodriguez von Katusha und Alejandro Valverde von Movistar, während Christopher Froome als Neunter zwar einige Sekunden gegen seine Widersacher verlor, aber weiterhin nahezu ungefährdet vor seinem dritten Toursieg steht. Auf Platz zwei liegt jetzt Romain Bardet mit 4:11 Minuten Rückstand vor dem Kolumbianer Nairo Quintana von Movistar, der mit 4:27 Minuten Zeitverlust den Briten nicht mehr gefährden kann. Der Kolumbianer hat insgesamt eher enttäuscht, denn ein ernstzunehmender Angriff auf den dominierenden Christopher Froome blieb bislang aus. Ob er dazu auf der morgigen Etappe nach Morzine noch in der Lage ist, bleibt abzuwarten und scheint bei der konstanten Form des Briten auch nahezu aussichtslos zu sein. Aus deutscher Sicht bleibt zu hoffen, dass Emanuel Buchmann, derzeit 21. mit 42:48 Minuten Rückstand, noch unter die Top 20 fahren kann.  

Text: Bernd Mülle

Fotos: Heinz Zwicky und Serge Waldbillig und Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Tour de Berlin 2016

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