Tour de France: Erste Pyrenäen-Etappe geht an Stephen Cummings

Die 7. Etappe über 162,5 km von L’Isle-Jourdain nach Lac de Payolle hatte mit dem Col d’Aspin, einem zwölf Kilometer langen Anstieg mit einer durchschnittlichen Steigung von 6,5 Prozent, nur einen Berg der 1. Kategorie zu bieten, der für ein erstes Abtasten der Favoriten sorgen sollte. Nur sieben Kilometer vor dem Ziel gelegen, war aber derjenige, der den Berg als Erster erklommen hatte, auf der Fahrt ins Ziel nicht mehr zu gefährden.

Die großen Favoriten hielten sich an diesem Tag noch sichtlich zurück und ließen zunächst eine große Gruppe mit 29 Fahrern ziehen, darunter der spätere Sieger Steven Cummings von Dimension Data, der schon in der Gesamtwertung etwas distanzierte Italiener Vincenzo Nibali von Astana aber auch überraschend der Träger des Gelben Trikots Greg van Avermaet aus Belgien von BMC Racing. Unter dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung fuhr der Belgier erneut ein ganz starkes Rennen und konnte dabei seinen Vorsprung auf die ärgsten Verfolger in der Gesamtwertung vergrößern. Dabei in dieser Gruppe auch die Deutschen Paul Voss von Bora-Argon 18, Tony Martin von Etixx-Quick Step, Simon Geschke vom Team Giant-Alpecin und Paul Martens von Lotto NL-Jumbo mit durchaus Chancen auf den Tagessieg.  

Die große Spitzengruppe zerfiel als noch 43 Kilometer zu fahren waren in alle Einzelteile, als der Kanadier Antoine Duchesne von Direct Energie und der Däne Matti Breschel von Cannondale-Drapac angriffen und wenig später Steven Cummings und der Spanier Daniel Navarro von Cofidis, Solutions Credits zu ihnen aufschlossen. Als weitere Verfolger wieder heranzukommen schienen, setzte sich Steven Cummings ab und legte auf den letzten 27 Kilometern eine beeindruckende Alleinfahrt hin. Als Solist überquerte er schließlich die Ziellinie und fuhr noch einen Vorsprung von 1:04 Minuten auf den Südafrikaner Daryl Impey von Orica-BikeExchange und Daniel Navarro heraus. Dagegen musste der aus der Spitzengruppe hochgehandelte Vincenzo Nibali die drei Fahrer ziehen lassen und erreichte als Vierter mit 1:58 Minuten Rückstand das Ziel vor dem großartig kämpfenden Greg van Avermaet, der als Fünfter 2:57 Minuten einbüßte. 

Die Gruppe mit allen Favoriten kam mit 3:37 Minuten Verspätung ins Ziel, so dass Greg van Avermaet seinen Vorsprung in der Gesamtwertung gegenüber dem nunmehr Zweitplatzierten Briten Adam Yates von Orica-BikeExchange auf 5:50 Minuten ausbauen konnte. In dieser Gruppe erreichte auch als bester Deutscher Emanuel Buchmann von Bora-Argon 18 als 21. das Ziel und verbesserte sich in der Gesamtwertung mit jetzt 9:42 Minuten Rückstand auf den 28. Platz.  Eine Schrecksekunde gab es, als vier Minuten nach der Zielpassage von Steven Cummings der sogenannte „Teufelslappen“ als Anzeige für den letzten Kilometer zusammenbrach, dabei die folgenden Fahrer aber Gott sei Dank unverletzt blieben. Das galt auch für Adam Yates, der sich von der Gruppe ein wenig abgesetzt hatte und dabei als einziger zu Fall kam, als der aufblasbare Bogen sich senkte. Die Jury hatte danach alle Hände voll zu tun, die richtigen Zeitabstände zu registrieren und es dauerte lange, bis das endgültige Ergebnis feststand. 

Aus der Gruppe der Mitfavoriten ausgeschieden dürfte auch der Franzose Thibaut Pinot von FDJ sein, der eine Schwächeperiode zu überwinden hatte, die ihm am Ende einen Rückstand von 6:41 Minuten einbrachte. Mit jetzt insgesamt 9:12 Minuten Zeitverlust auf Platz 27 liegend, hat der im eigenen Land hoch gehandelte Franzose nur noch geringe Chancen auf eine eventuelle Podiumsplatzierung.  

In der Punktewertung gab es an der Spitze ebenso keinerlei Veränderungen wie in der Bergwertung, wenngleich der Belgier Thomas de Gendt von Lotto Soudal mit 13 Punkten nunmehr punktgleich mit Greg van Avermaet in Führung liegt. In der Nachwuchswertung hat Adam Yates jetzt den Franzosen Julian Alaphilippe von Etixx-Quick Step an der Spitze abgelöst, während in der Mannschaftswertung das BMC Racing Team unverändert den ersten Rang einnimmt.

Am Rande der Tour wurde heute bekannt, dass John Degenkolb sein Team Giant-Alpecin am Saisonende verlassen und mit aller Wahrscheinlichkeit ins amerikanische Team Trek-Segafredo wechseln wird. Man hat sich offensichtlich bezüglich der neu zu verhandelnden Jahresgage nicht einigen können. 

Text: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill

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