Tour de France: 3. Streich von Mark Cavendish in Montauban

Die 190,5 km lange Etappe von Arpajon-sur-Cere nach Montauban war zunächst wieder von einem frühen Ausreißversuch geprägt, den der Tscheche Jan Barta von Bora-Argon 18 und der Japaner Yukiya Arashiro von Lampre-Merida unmittelbar nach dem Start unternahmen. Es war ein gewohntes Bild aus den letzten Tagen, man ließ die Ausreißer ziehen und gönnte ihnen einen Vorsprung von über fünf Minuten, wohl wissend, dass man sie am Ende wieder einholen und die Entscheidung im Massenspurt fallen wird.

Die drei Bergwertungen der 3. und 4. Kategorie machten die beiden Spitzenreiter unter sich aus, ohne dabei den Führenden in dieser Wertung, den Belgier Thomas de Gendt von Lotto Soudal, gefährden zu können. Das ließen die bestenfalls für den Sieger zu erreichenden fünf Bergpunkte an diesem Tag nicht zu, denn beide Fahrer waren in dieser Wertung bislang leer ausgegangen und für Thomas de Gendt standen schon 13 Punkte zu Buche.

Bei sommerlichen Temperaturen ließ das Feld es ruhig angehen, so dass von der Hektik am Anfang der Tour nur wenig zu spüren war. Nach langer Alleinfahrt der beiden Protagonisten, war deren Versuch schon 22 Kilometer vor dem Ziel zum Scheitern verurteilt. Es war die vorläufig letzte Etappe für die Sprinter, denn die nächsten drei Tage führen die Fahrer in die Pyrenäen mit den Bergriesen Col d’Aspin und Tourmalet bis hin nach Andorra Arcalis. So nahmen auf den letzten 20 Kilometern dieser Etappe die Teams der Sprinter das Heft in die Hand, allen voran Direct Energie, Lotto Soudal, Etixx-Quick Step und Dimension Data, die ihren Topsprintern den Weg zum Sieg ebnen wollten.

So kam es erneut zu einem spannenden Finale voller Hektik, in dem kein rechter Zug eines Teams aufgebaut werden konnte. Die letzten 200 m brachten dann die Entscheidung und erneut war es Mark Cavendish von Dimension Data, der die schnellsten Beine hatte und Marcel Kittel von Etixx-Quick Step ein weiteres Mal äußerst knapp hinter sich ließ. Mit Daniel McLay von Fortuneo-Vital Concept landete ein weiterer Brite auf Rang drei, nachdem dieser mit einem starken Sprint auf den letzten Metern noch bedrohlich aufkam. Für Mark Cavendish war es der 29. Etappensieg bei der Tour, womit er nun Bernard Hinault (28 Siege) überholt hat. Noch fehlen ihm fünf Siege bis zum Rekord von Eddy Merckx, aber der Brite, der in diesem Jahr wieder zu großer Form aufgelaufen ist, ist erst 31 Jahre alt und dürfte den Rekord durchaus im Visier haben. In diesem Jahr scheint das Vorhaben aussichtslos, da allgemein damit gerechnet wird, dass Mark Cavendish wegen seiner Olympiateilnahme im Omnium die Tour vorzeitig verlässt. 

Mit dem Etappensieg hat der Brite auch die Führung in der Punktewertung mit 204 Punkten vor Marcel Kittel mit 182 Punkten übernommen. In der Gesamtwertung liegt unverändert der Belgier Greg van Avermaet von BMC Racing mit 5:11 Minuten Vorsprung vor dem Franzosen Julian Alaphilippe von Etixx-Quick Step in Führung, die aber auf den nächsten schweren Bergetappen mehr als gefährdet erscheint. Hier sind die Klassementfahrer wie Christopher Froome aus Großbritannien vom Team Sky, der Italiener Fabio Aru von Astana, der Kolumbianer Nairo Quintana von Movistar, der Franzose Romain Bardet von Ag2r La Mondiale oder der US-Amerikaner Tejay van Garderen von BMC Racing gefordert, die alle mit einem Rückstand von 5:17 Minuten in Lauerstellung liegen.

Freuen wir uns auf die kommenden Tage, die zwar noch keine endgültige Entscheidung über einen eventuellen Gesamtsieg geben werden, aber gewisse Vorentscheidungen sind in den Pyrenäen durchaus zu erwarten.

Text: Bernd Mülle 

Fotos: Arne Mill

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