Nach Peter Sagan am Sonntag holt Mark Cavendish seinen zweiten Sieg

Nachdem der Weltmeister Peter Sagan von Tinkoff die zweite Etappe der Tour de France gewonnen hatte, die ihm durch das hügelige Finale nahezu auf den Leib geschneidert schien, und er damit das Gelbe Trikot erstmals überstreifen durfte, holte er anschließend zum Rundumschlag aus. „Das Gelbe Trikot ist schon etwas ganz Besonderes“, sagte der Champion, um danach die Fahrweise der Konkurrenten zu kritisieren. „Die zahlreichen Stürze, in denen auch mein Teamkollege Alberto Contador verwickelt war, beruhen auf zu nervöses Agieren vieler Fahrer, die teilweise fahren, als hätten sie kein Hirn“, ließ sich der Slowake vernehmen.

Eher gemächlich verlief dann die heutige dritte Etappe von Granville nach Angers über 223,5 km mit einem frühen Ausreißversuch des Franzosen Armindo Fonseca von Fortuneo-Vital Concept, der schon kurz nach dem Start attackierte. Bis zu elf Minuten betrug sein Vorsprung, ehe 90 Kilometer vor dem Ziel sein Landsmann Thomas Voeckler von Direct Energie die Langeweile beendete und sich einfach aus dem Feld auf die Verfolgung machte. Innerhalb von nur 10 Kilometern hatte er den Vorsprung seines Landsmannes von zu diesem Zeitpunkt über fünf Minuten zugefahren, aber beide wurden dann acht Kilometer vor dem Ziel vom jagenden Feld gestellt.

Es kam zum erhofften Massenspurt mit den üblichen Siegkandidaten wie u.a. Marcel Kittel von Etixx-Quick Step, der unterwegs bei einem Zwischensprint aus dem Feld der Schnellste war und wichtige Punkte sammelte. Aber auf der Zielgeraden reichte es erneut nicht für Marcel Kittel, der mit einem enttäuschenden siebten Platz vorliebnehmen musste. Dagegen wurde der Deutsche Meister Andre Greipel von seinem Team Lotto Soudal ganz hervorragend in Szene gesetzt und seinem Antritt schien keiner mehr folgen zu können. Doch erneut hatte der Deutsche gegen einen wie in alten Zeiten sprintenden Mark Cavendish von Dimension Data das Nachsehen. Am Hinterrad von Andre Greipel hatte der Brite eine hervorragende Ausgangsposition, katapultierte sich zunächst auf gleiche Höhe, um dann hauchdünn als Sieger die Ziellinie zu passieren. Das Zielfoto musste zur Entscheidung über Sieg oder Niederlage herangezogen werden und selbst die Beteiligten waren sich lange nicht sicher, wer der Sieger war.

Dritter wurde der Franzose Bryan Coquard von Direct Energie, während Peter Sagan mit dem ausgezeichneten vierten Platz sein Gelbes Trikot verteidigen konnte. Im Kampf um das  Grüne Trikot musste er aber jetzt Mark Cavendish den Vortritt lassen, der mit 123 Punkten vor Peter Sagan mit 116 Punkten führt. Die beiden Deutschen Andre Greipel und Marcel Kittel sind als Dritte und Vierte mit 79 bzw. 77 Punkten schon ein wenig abgeschlagen. Für den Briten war es der 28. Etappensieg bei der Tour, womit er mit dem legendären Bernard Hinault gleichzog. Zu dem mit 34 Siegen erfolgreichsten Fahrer der Tour de France, dem Belgier Eddy Merckx, fehlen ihm also nur noch sechs Etappensiege.

In der Gesamtwertung liegt als bester Deutscher Emanuel Buchmann von Bora-Argon 18 auf Platz 39 mit einem Rückstand von 31 Sekunden. Auch der Berliner Simon Geschke vom Team Giant-Alpecin liegt auf Platz 65 noch aussichtsreich mit einem Zeitverlust von 1:27 Minuten im Rennen. Während sich die vermeintlichen Favoriten auf den Gesamtsieg alle unter den ersten 30 befinden, liegt der vom Sturzpech verfolgte Mitfavorit Alberto Contador auf Platz 57 immerhin 1:02 Minuten zurück. Der Rückstand ist ohne weiteres noch aufzuholen, aber es bleibt offen, inwieweit die Sturzverletzungen den Spanier bei den schweren Bergetappen behindern.

Für Spannung ist also auch in den nächsten Tagen reichlich gesorgt in der Hoffnung, dass das bislang zum Teil sehr hektische Treiben unter den Fahrern wieder in geordneten Bahnen abläuft und weitere Stürze ausbleiben. 

Text: Bernd Mülle   

Fotos: Arne Mill

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