Straßen-DM 2016: Trixi Worrack, Tony Martin und Maximilian Schachmann triumphieren im EZF

BM Updated 30 Juni 2016
Straßen-DM 2016: Trixi Worrack, Tony Martin und Maximilian Schachmann triumphieren im EZF

Rad DMDie Deutschen Straßenmeisterschaften im Einzelzeitfahren im thüringischen Streufdorf/Gemeinde Straufhain begannen am Freitag um 8.45 Uhr mit dem ersten Starter der Rennklasse U 23, aber schon zu diesem Zeitpunkt waren die Temperaturen wie vorhergesagt mit 30 Grad bei strahlendem Sonnenschein zumindest von einigen der 72 Teilnehmer nicht gerade als ideal einzustufen. Die Strecke von 41 km mit leicht hügeligem Verlauf präsentierte sich den Fahrern als recht kurvenreich, aber mit überwiegend ausgezeichneten Straßenverhältnissen. Eine erste starke Zeit fuhr Jonas Rapp vom Team Heizomat, der als 14. Starter eine Zeit von 54:30,80 Minuten vorlegte und dabei den eine Minute vor ihm gestarteten Berliner Talent Moritz Malcharek vom KED-Stevens Rad Team schon nach etwa 13 km eingeholt hatte. Der im Endergebnis erzielte 9. Platz von Jonas Rapp hatte sich mit seiner eindrucksvollen Fahrweise beim Auffahren des Berliners schon angedeutet.

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Die Zeit von Jonas Rapp hielt lange stand, bis der überraschend starke Florian Stork vom Team Sauerland mit 53:51,05 Minuten relativ deutlich die bisherige Zeit verbesserte. Danach ging es Schlag auf Schlag mit guten Zeiten, darunter auch ein vorzügliches Ergebnis für den jungen Max Kanter vom LKT Team Brandenburg, der 54.22,57 Minuten realisierte. Als viertletzter Starter ging der Favorit Maximilian Schachmann vom Kontinentalteam Klein Constantia ins Rennen, der schon an der Zwischenmarke mit Bestzeit von 26:06 Minuten ein Zeichen gesetzt hatte, die dann auch im Ziel mit 51:37,31 Minuten von keinem der noch folgenden Fahrer zu toppen war. Während die nach ihm folgenden Jan Tschernoster vom rad-net ROSE Team und Leon Rohde vom LKT Team Brandenburg am Ende auf Platz zwei und vier landeten, ging als Letzter mit Julian Braun vom Team Kuota-Lotto ein weiterer Zeitfahrspezialist ins Rennen, der noch aufs Podium hätte fahren können. Das gelang ihm mit einer Zeit von 54:19,24 Minuten nicht, die nur zu Platz sieben reichte, so dass mit Marco Mathis auf Platz drei das rad-net ROSE Team zwei Medaillen feiern konnte. 

Für den Berliner Maximilian Schachmann, schon international mit Medaillen bei den Junioren und U 23 in seiner Spezialdisziplin ausgestattet, war es hier der erste Deutsche Meistertitel und gleichzeitig auch der erste Saisonsieg, der dem neuen Titelträger gut zu Gesicht stand. Damit hat er sich mehr denn je für einen Profivertrag in der nächsten Saison bei einem WorldTour Team empfohlen und wir drücken ihm dazu beide Daumen. 

EZF U23Zwei Fahrer sollten in diesem Zusammenhang auch noch erwähnt werden: der Anfang der Woche beim Training auf dieser Strecke schwer gestürzte Berliner KED-Stevens Fahrer Sebastian Schmiedel, der bei einer Kollision mit einem Auto Knie- und Ellbogenverletzungen erlitt und das große Talent Leo Appelt vom BMC Development Team, der im vorigen Jahr Juniorenweltmeister im Einzelzeitfahren war und hier durchaus als Mitfavorit galt. Der sympathische Sebastian Schmiedel biss die Zähne zusammen, fuhr ein  starkes Rennen, bis etwa sechs Kilometer vor dem Ziel aufgrund großer Schmerzen nichts mehr ging. Sein 19. Platz am Ende mit einer Fahrzeit von 55:22,33 Minuten war unter diesen Umständen aller Ehren wert. Dagegen waren die Verletzungen an der Schulter und am Unterarm, die sich Leo Appelt am vergangenen Wochenende bei einem Sturz in Berlin zugezogen hatte, zu schwer, um hier glänzen zu können. Mit Platz 61 und einer Zeit von 59:45,63 Minuten wurde er deutlich unter Wert geschlagen.

Da das Einzelzeitfahren zur Rad-Bundesliga zählt, gab es hier einen Doppelsieg für das rad-net ROSE Team durch Jan Tschernoster und Marco Mathis vor den beiden Fahrern des Teams Kuota-Lotto Daniel Westmattelmann und Raphael Freienstein. In der Gesamt-Einzelwertung führt weiterhin Marcel Fischer von den Racing Students mit 421 Punkten vor Jan Tschernoster, der mit 396 Punkten noch ebenso gut im Rennen liegt wie Joshua Huppertz auf Platz drei mit 359 Punkten und Raphael Freienstein, beide vom Team Kuota-Lotto, der 355 Punkte auf seinem Konto hat. Die Tages-Mannschaftswertung gewann das rad-net ROSE Team vor dem Team Kuota-Lotto und dem LKT Team Brandenburg, während in der Gesamt-Mannschaftswertung das Team Kuota-Lotto mit jetzt 85 Punkten unangefochten an der Spitze liegt vor dem Team Heizomat mit 61 Punkten und dem P&S Team Thüringen mit 50 Punkten. Dicht dahinter folgen das LKT Team Brandenburg und das KED-Stevens Rad Team Berlin mit 49 bzw. 47 Punkte.

Tony Martin erfüllt sich seinen Traum mit dem 5. DM-Titel in Folge

- Weiterer Titel für die Deutsche Olympiahoffnung –

Tony MartinAls um 10.05 Uhr der Berliner Meister im Einzelzeitfahren Enrico Heinowsky vom Marzahner RC 94 das Rennen der Elite eröffnete, waren die Temperaturen schon fast auf dem Höhepunkt, auch für die zahlreichen Zuschauer war die Suche nach einem schattigen Plätzchen nahezu aussichtslos. Für die Fahrer wurde es zu einer wahren Hitzeschlacht, die nicht jeder so überstand, wie er es erhofft hatte. Allen 47 Teilnehmern, die dieses Rennen absolvierten und auch zu Ende fuhren, gebührt unsere Anerkennung, insbesondere aber auch die für diesen Kurs hervorragende Durchschnittsgeschwindigkeit von 49,97 km/h des erneuten Deutschen Meisters Tony Martin vom Team Etixx-Quick Step, der sich in seiner früheren Heimat einen Traum erfüllte. Es war sein insgesamt sechster Titel und der fünfte in Folge und damit hat er einmal mehr bewiesen, dass er in Deutschland keine Konkurrenz zu befürchten hat.  

HeßlichAls dritter Starter legte Nico Heßlich vom RSC Cottbus eine gute Zeit mit 53:35,92 Minuten vor, die aber schon vom nächsten Starter Tobias Erler vom RSC Kempten etwas überraschend um 20 Sekunden unterboten wurde. Es war der für das Continentalteam WSA-Greenlife aus Österreich startende Florian Bissinger, der die Zeit von Tobias Erler toppte bevor die Favoriten an der Reihe waren, und letztlich mit einer tollen Vorstellung auf Platz acht überzeugen konnte. Während Raphael Freienstein von Kuota-Lotto mit 52:50,20 Minuten auf Platz sechs ein ganz starkes Rennen fuhr, blieb der Junioren-Weltmeister im Einzelzeitfahren von 2014 Lennard Kämna etwas hinter den Erwartungen zurück und fuhr mit 53:16,01 Minuten nur auf Platz zehn.

TonyDann kamen Nils Politt vom Team Katusha, der in dieser seiner ersten Profisaison als WorldTour Fahrer schon einige beachtliche Ergebnisse erzielt hat, und Jasha Sütterlin vom Movistar Team, die mit 51:37,76 Minuten bzw. 50:53,61 Minuten hervorragende Zeiten erzielten, aber gegen einen Tony Martin letztlich keine Chance hatten. Seine Zeit von 49:14,01 Minuten war um nicht weniger als 1:39 Minuten schneller als die von Jasha Sütterlin und sogar 2:23 Minuten schneller als die von Nils Politt, was die einsame Klasse des Olympiamitfavoriten eindrucksvoll unterstrich.

Der mit zu den Podiumskandidaten zählende Daniel Westmattelmann von Kuota-Lotto erreichte einen guten fünften Platz hinter Patrick Gretsch von Ag2R La Mondiale, der den undankbaren vierten Platz errang.  Noch ein Wort zu einem der Topfahrer: Stefan Schumacher von Christina Jewelry Pro Cycling sorgte für einen negativen Beigeschmack, als er relativ schnell von dem zwei Minuten hinter ihm gestarteten Tony Martin eingeholt wurde und dann über eine längere Distanz im Windschatten fuhr. Die Jury war unerbittlich und brummte Stefan Schumacher eine Zeitstrafe von 90 Sekunden auf, womit er im Endergebnis mit einer Fahrzeit von genau 53 Minuten nur auf dem siebenten Platz zu finden war. 

Nahezu sensationeller Sieg von Trixi Worrack

- Ein unglaubliches Comeback nach schwerem Sturz –

EZF„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Dieser Sieg macht mich sprachlos“, sagte Trixi Worrack vom Team Canyon SRAM Racing auf der Pressekonferenz, nachdem sie vor drei Monaten in Italien einen schweren Sturz erlitten hatte, der ihr die linke Niere kostete. Nach ca. sechs Wochen saß sie wieder auf dem Rad, nachdem es zunächst nicht sicher war, ob sie überhaupt wieder Rennen fahren könnte. So hat dieser nicht unbedingt erwartete Sieg einen großen Stellenwert für sie und gegen so starke Fahrerinnen wie ihre Teamkameradinnen Lisa Brennauer und Mieke Kröger oder einer Stephanie Pohl vom Cervelo Bigla Pro Cycling Team gewinnt man auch kaum im Handumdrehen.

EZFFür einen Podiumsplatz kam Trixi Worrack bei den Experten schon in Frage, aber für einen Titelgewinn schienen Lisa Brennauer oder Mieke Kröger eher prädestiniert. Um 14:01 Uhr ging die erste Starterin bei brütender Hitze ins Rennen und auch die nachfolgenden 45 Starterinnen waren bei diesen Temperaturen extrem gefordert. Die Erste, die mit 40:02,12 Minuten eine gewisse Richtzeit setzte, war Katharina Venjakob vom maxx-solar Women Cycling Team und erst ihre knapp eine Viertelstunde später gestartete Teamkameradin Theres Klein gelang es, diese Zeit und damit die 40-Minuten Grenze zu unterbieten. Mit 39:59,65 Minuten wurde sie am Ende gute Neunte hinter der überraschend auf Platz acht landenden Elena Büchler vom Team Stuttgart, die immerhin 33 Sekunden schneller war. Bevor die vermeintlichen, obengenannten Topfavoriten den Kampf um die Medaillen austrugen, fuhren sich Corinna Lechner (4.) vom maxx-solar Women Cycling Team, Lisa Klein (6.) vom Cervelo Bigla Pro Cycling Team und Romy Kasper (7.) vom Boels Dolmans Cyclingteam noch unter die Top Ten. 

TrixiDie als Letzte gestartete Mieke Kröger, die offensichtlich bei diesen Temperaturen nicht ihre Topleistung bringen konnte, verpasste dabei einen anvisierten Podiumsplatz und wurde mit 38:12,32 Minuten als Fünfte sogar noch um sechs Sekunden von Corinna Lechner distanziert. Etwas überraschend war auch der dritte Platz der Topfavoritin Lisa Brennauer, jedoch unter Berücksichtigung der zuletzt in Großbritannien erlittenen Sturzverletzungen inklusive von Darm- und Magenproblemen war die Bronzemedaille für die sympathische Sportlerin allemal respektabel. Mit einer Fahrzeit von 37:37,24 Minuten war sie im Endergebnis 49 Sekunden langsamer als die neue Deutsche Meisterin Trixi Worrack, die extrem gut vorbereitet eine Zeit von 36:47,64 Minuten erzielte und damit ein beachtliches Stundenmittel von 42,72 km/h erreichte. Hut ab auch vor der Leistung von Stephanie Pohl, die als gute Zweite nur 21 Sekunden auf Trixi Worrack einbüßte und mit dieser Leistung den Nachweis erbrachte, für die kommenden Olympischen Spiele gut gerüstet zu sein.

„Nach einer so schweren Verletzung mit dreimonatiger Rennpause wusste ich nicht, wo ich stehe“, bekundete Trixi Worrack bei der abschließenden Pressekonferenz und zeigte sich dabei mehr als glücklich. Ob sie am Sonntag bei der Deutschen Straßenmeisterschaft noch einmal einen solchen Husarenritt hinlegen kann, wird sich zeigen, zu gönnen wäre es ihr allemal. Das gilt aber auch für Lisa Brennauer, die ihrer Konkurrentin höchstes Lob zollte und daraufhin wies, wie wichtig eine Trixi Worrack für das Team Canyon SRAM Racing ist und den Sieg ihrer Teamkameradin neidlos anerkannte. Chapeau!  

Text: Bernd Mülle  

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Straßen-DM 2016

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