Tour de Yorkshire 2016: Die Rundfahrt von dort, wo Leidenschaft zu Hause ist

AM Updated 04 Mai 2016
Tour de Yorkshire 2016: Die Rundfahrt von dort, wo Leidenschaft zu Hause ist

UK„The UK is the world’s hardest place to race!“ Diesen Worten von Luke Rowe aus dem Team SKY ist aus rein sportlicher Sicht nichts hinzuzufügen. Die Mimik in den Gesichtern der Rennfahrer im Ziel auf dem Royal Albert Drive von Scarborough sprach eine deutliche Sprache. Die drei Tage in der nord-östlichen britischen Grafschaft hatten den Fahrern so ziemlich alles abverlangt. Wer immer gedacht hat, die britische Insel ist ein flacher Teller, hat sich gewaltig geirrt. Steigungen bis zu 25 Prozent, enge Straßen, rasante Abfahrten, hinzu kam ein kräftig wehender Wind, Regen, der sich teilweise mit Schnee und Hagel vermischte, und Temperaturen im unteren einstelligen Bereich. Warum also hier Radrennen fahren? Ganz einfach, weil den Akteuren wohl nirgendwo anders so viel Begeisterung entgegen gebracht wird wie hier in Yorkshire. Mehr als zwei Millionen Menschen haben sich über das verlängerte Wochenende an der Strecke eingefunden und ließen sich auch durch das schlechte Wetter nicht abhalten, reichlich Beifall zu zollen, Transparente mit den Namen ihrer Favoriten und unzählige Fähnchen mit der weißen Rose auf blauem Grund, dem Wappen von Yorkshire, zu schwenken. In den Gesichtern der vielen Radsportfans an der Strecke, egal ob jung oder alt, fand man noch richtiges Staunen. Der Respekt vor der erbrachten Leistung ist allgegenwärtig.

yorkshireNeben der Radsportbegeisterung an der Strecke bietet die Landschaft unzählige Leckerbissen, so dass man es als Fotograf oft sehr schwer hat, sich für den richtigen Spot zu entscheiden. Selbst den Veranstaltern, die mit fünf Fotografen vor Ort waren, ist es nicht gelungen, alles abzudecken. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr hat man sich noch einmal deutlich gesteigert, die Arbeit für die Fotografen und Kameraleute deutlich verbessert, noch mehr Liebe in viele kleine Details gesteckt, ohne von der gewohnten Professionalität, die die ASO mit in die Rundfahrt gebracht hat, zu verlieren. So ist die Auftaktetappe des vergangenen Jahres bei der diesjährigen Austragung an den Schluss verlegt worden, wodurch des Rennen über drei Tage völlig offen gehalten und viel spannender wurde.

1. Etappe von Beverley nach Settle

KidsBereits zum Einschreiben und der Teampräsentation hatte man den Eindruck, dass sämtliche Schulklassen aus ganz Yorkshire freigestellt wurden, um dem Grand Depart in Beverley beizuwohnen. Schon 2 Stunden bevor die erste Mannschaft erschien, sorgten die Kids für eine grandiose Stimmung und das bei strömendem Regen. Das Ganze wurde von den Lehrern und Ordnungskräften so organisiert, dass jede Schulklasse einmal ganz vorn in ersten Reihe stehen durfte. Ein Junge und ein Mädchen aus jeder Klasse durfte mit den Teams auf die Präsentationsbühne, was bei den meisten sicherlich noch lange für ein nachhaltiges Erlebnis sorgen wird. Das Bild, das entlang der gesamten Strecke vor allem die jüngsten Radsportfans am Wegesrand für ausgelassene Stimmung sorgten, riss auch im Verlauf des Tages nicht ab. Gespickt mit vielen Kleinkunst-Darstellern, Musikern und Artisten wurde für alles andere als Langeweile gesorgt.

DylanKurz nach dem Start bildete sich die erste Ausreißergruppe, in der neben dem Madison Europameister Sebastian Mora Vedri aus Spanien vom Team Raleigh GAC, dem Briten Graham Briggs vom Team JLT Condor, Peter Williams ebenfalls aus Großbritannien vom Team One Pro Cycling und dem Belgier Jens Wallays vom Team Topsport Vlaanderen auch der junge Kölner Nils Politt vom Team Katusha vertreten war. Das Sextett erarbeitete sich zwischenzeitlich einen Vorsprung von 8 Minuten, doch nach 140 Kilometern wurden die letzten Beiden, Wallays und Politt, gestellt und es lief alles auf den vorausgesagten Massensprint hinaus. Zwar versuchten ein paar Kilometer vor dem Ziel der Franzose Thomas Vöckler vom Team Direct Energie und kurz darauf, unter dem tosenden Beifall der vielen Fans, die sich im Zielort Settle eingefunden hatten und dort in 10er, 12er Reihen standen, der Brite Stephen Cummings vom Team Dimension Data einen Vorstoß, doch an der 1000 m Marke flog das Feld heran. Das niederländische Kraftpaket Dylan Groenewegen vom Team Lotto NL Jumbo siegte vor dem Australier Caleb Ewan vom Team Orica GreenEdge und Nikias Arndt vom Team Giant Alpecin.

2. Etappe von Otley nach Doncaster

DannyBei deutlich besserem Wetter als am Vortag kletterte das Thermometer immerhin in den oberen einstelligen Bereich und zwischen den dicken Wolken zeigte sich neben ein paar fetzen blauen Himmels zwischendurch auch mal die Sonne, was neben der wunderschönen Altstadtkulisse von Otley für eine tolle Stimmung bei der Teampräsentation sorgte. Wieder hatten sich zig Tausende vor der Präsentationsbühne eingefunden, tobten regelrecht als die Lokalmatadoren vom Team SKY und den zweit- bzw. drittklassigen britischen Teams vorbeifuhren. Auch auf dem zweiten Tagesabschnitt ging nach 10 Kilometern am Côte de Harewood die Gruppe des Tages und hielt sich sehr lange an der Spitze. Erst 20 Kilometer vor dem Ziel wurden die Ausreißer gestellt und das Team SKY drehte im Finale den Spieß vom Vortag einfach um. Hatte die Britische Formation auf der 1. Etappe noch die ganze Arbeit verrichtet, wo am Ende das niederländische Team den Sieg abstaubte, so ließen die Mannen vom Team  SKY auf dem Weg nach Doncaster das Team Lotto NL Jumbo arbeiten und der Niederländer Danny van Poppel holte im Duell der Sprinter den Sieg vor dem Vortagessieger Dylan Groenewegen und dem Vortagesdritten Nikias Arndt.  

3. Etappe von Middlesbrough nach Scarborough

YorkshireDer dritte Tagesabschnitt war landschaftlich das absolute Highlight und sollte auch die erwartete Selektion im Fahrerfeld herbeiführen. Die Etappe startete im Dauerregen durch die großzügig angelegten Parkanlagen von Middlesbrough vorbei an der Stelle, wo einst das Geburtshaus des berühmten Seefahrers James Cook stand. Kurz nach der Neutralisation bildete sich die Fluchtgruppe des Tages, in der auch der spätere Bergkönig Nathan Haas vom Team Dimension Data vertreten war. Der Australier sammelte über die 6 Anstiege des Tages mit bis zu 25% Steigung und 12% im Durchschnitt insgesamt 7 Punkte was ihm am Ende den Gesamtsieg bescherte.

yorkshireNeben den knüppelharten Kletterpartien machte vor allem der in Küstennähe immer stärker werdende Wind den Fahrern ordentlich zu schaffen und riss das Feld in viele kleinere Gruppen weit auseinander. Hinter dem Zweiten Anstieg von Blakey Ridge ließ der Regen aber etwas nach und 50 Kilometer vor dem Ziel am Côte de Robin Hoods Bay hatte sich die Gruppe mit den Fahrern gebildet, die am Ende den Sieg unter sich ausmachen sollten. Mit Gianni Moscon aus Italien, Nicolas Roche aus Irland und Lars Petter Nordhaug aus Norwegen immerhin 3 Fahrer vom Team SKY.

Thomas VoecklerAlso schien es eine klare Sache für die britische Formation zu werden. Sehr erfreulich aus deutscher Sicht, dass sich bis dahin immer noch Nikias Arndt vom Team Giant Alpecin mit vorn behaupten konnte. Am Ende war es der Franzose Thomas Vöckler vom Team Direct Energie, der die Fahrer vom Team SKY regelrecht einen nach dem anderen aufrieb und mit dem Etappensieg auch den Gesamtsieg holte. Geschlagen auf Platz zwei in der Tages- und Gesamtwertung landete Nicolas Roche vor dem Briten Adam Yates vom Team Orica GreenEdge, der damit den Vierten Platz in der Gesamtwertung holte und sich das blaue Trikot des besten britischen Fahrers überstreifen durfte.

Vierter wurde der Franzose Anthony  Turgis vom Team Cofidis Solution Credits, der in der Gesamtwertung Rang drei belegte. Nikias Arndt wurde auf diesem schweren Tagesabschnitt Zehnter, was ihm in der Gesamtwertung Platz Acht bescherte und den dritten Rang in der Punktewertung um das Grüne Trikot. Damit geht er mit einer sehr guten Form in den Giro d`Italia, der am kommenden Freitag in Apeldoorn startet, und man darf gespannt sein, was er dort für Resultate einfahren wird.

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Tour de Yorkshire 2016

 

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  • Rundfahrt
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  • Tour de Yorkshire

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