Der Radsport in Großbritannien erlebt seit einiger Zeit ein absolutes Hoch. Dort agiert seit November 2014 ein gewisser Heiko Salzwedel als Trainer der Ausdauer-Bahnfahrer, wo er sich derzeit über fehlende Radsporttalente nicht beklagen kann. Schon im Jahre 2001 bis 2003 war er Manager des britischen Radsportverbandes, um dann sich u.a. als dänischer Nationaltrainer und Cheftrainer in Russland einen Namen zu machen. Nun hat er auf der britischen Insel ein Riesenkontingent an Fahrern zur Verfügung, die international zur absoluten Weltspitze zu zählen sind.
Germain Burton & Mark Stewart: Zwei junge Briten fahren sich in die Herzen der Zuschauer
Zu ihnen gehören auch der gerade 21 Jahre alt gewordene Germain Burton und der 20-jährige Mark Stewart, die hier in Berlin erst ihr zweites Sechstagerennen fahren, nachdem sie in dieser Saison in London den 10. Platz belegt hatten. Danach fuhren sie in Gent im UIV-Cup mit, wo sie äußerst souverän mit fünf Runden Vorsprung siegten. Mit dieser Leistung, die der Unterzeichner seinerzeit live miterleben durfte, empfahlen sie sich nachdrücklich für einen Start in Berlin.
Beide haben ihren Wohnsitz in Manchester und damit die Radrennbahn nahezu vor der Haustür. Neben mehreren britischen Meistertiteln steht bei beiden auch schon ein Podiumsplatz beim Weltcup in Cali auf der Erfolgsliste, den sie gemeinsam 2014 in der Mannschaftsverfolgung erzielten. Darüber hinaus ist Germain Burton aktueller Europameister der Klasse U 23 in der Mannschaftsverfolgung, in der die Briten über ein riesiges Reservoir an Fahrern verfügen, so dass die Qualifikation für die diesjährigen Olympischen Spiele in Rio de Janeiro für die beiden sympathischen Briten nicht einfach wird, was sie unisono bestätigten.
Bereits der Vater von Germain, der ehemalige Rennfahrer Maurice Burton, fuhr schon in Berlin Sechstagerennen, wo er letztmals 1981 in der Deutschlandhalle an der Seite von Anthony Doyle am Start war. Ein Jahr zuvor hatte er mit dem Liechtensteiner Roman Hermann einen guten 5. Platz belegt, den sein Sohn nun auch im Visier hat. Der in London geborene Germain Burton gilt als starker Allrounder mit besonderen Stärken in der Mannschaftsverfolgung und im Madison. Darüber hinaus ist er aber auch, ohne einem bei der UCI registrierten Team anzugehören, auf der Straße im britischen Nationalteam aktiv. Gleiches gilt für Mark Stewart, der schon die Tour de l’Avenir und die Tour de Berlin bestritten hat, wo er im letzten Jahr einen beachtlichen 14. Rang in der Gesamtwertung erreichte. In Berlin war auch Germain Burton dabei, der auf Rang 71 einkam und ebenso wie sein Madisonpartner Mark Stewart gerne wieder in diesem Jahr bei der Tour de Berlin am Start stehen möchte.
Während Germain Burton mit dem 14. Lebensjahr mit dem Radsport begonnen hat, ist Mark Stewart seit 5 Jahren dabei und zeigt sich als jüngster Teilnehmer des Berliner Sechstagerennens schon äußerst schlagfertig. Auf die Feststellung des Unterzeichners, dass meine Englischkenntnisse für ein Interview nicht so gut sind, antwortete Mark Stewart prompt: „Meine auch nicht, ich bin Schotte“, was das danach folgende Gespräch schon mal wesentlich vereinfachte.
Für die allgemeinen Lobeshymnen ob ihrer sensationellen Fahrweise waren sie sehr erfreut, haben aber keine bestimmte Platzierung im Velodrom ins Auge gefasst. „Wir geben immer 100% und sehen dann, was dabei herauskommt“, sagten die Briten in einem Atemzug. Wir können nur hoffen, dass sie uns bei der kommenden Tour de Berlin und vielleicht dann auch wieder beim Sechstagerennen im Januar nächsten Jahres mit ihren tollen Leistungen begeistern.
Text: Bernd Mülle
Fotos: Arne Mill
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