Finale furioso beim 52. Bremer Sechstagerennen: Grasmann feiert ersten Sechstagesieg

BM Updated 21 Januar 2016
Finale furioso beim 52. Bremer Sechstagerennen: Grasmann feiert ersten Sechstagesieg

BremenDie zwei Tage in Bremen mit dem Finale am Dienstagabend haben sich für den Unterzeichner allemal gelohnt! Schon die große Jagd am Montag bot Sechstagesport vom Feinsten, als die großen Vier Jesper Morkov/Morgan Kneisky, Alex Rasmussen/Marcel Kalz, Christian Grasmann/Kenny de Ketele und Sebastian Mora/Yoeri Havik das restliche Feld mit mindestens fünf Verlustrunden nahezu degradierte. Gar sechs Runden verloren in dieser Jagd Wim Stroetinga und Andreas Müller, die nach der vierten Nacht gerade einmal vier (!) Verlustrunden in Kauf nehmen mussten. Es war eine beispiellose harte Jagd mit pausenlosen Rundengewinnen der Topteams, die für das restliche Feld zum Desaster wurde.

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morkovAm Ende hießen die Sieger dieser mörderischen Jagd Jesper Mörköv/Morgan Kneisky, die ihre Ambitionen  deutlich unterstrichen und für das Finale am Dienstag hoch gehandelt wurden. Aber durch den Sieg im Mannschaftsausscheidungsfahren hatten Christian Grasmann/Kenny de Ketele eine Bonusrunde gewonnen und lagen erneut am Ende der Nacht mit Rundenvorsprung vor Jesper Mörköv/Morgan Kneisky in Führung, während Alex Rasmussen/Marcel Kalz und Sebastian Mora/Yoeri Havik mit zwei Verlustrunden ins Hintertreffen geraten waren. Dennoch sollte diese Konstellation noch keine Vorentscheidung bedeuten!

MorkovDer Schlusstag stellte dann den Vorabend noch einmal in den Schatten, zumal sich Alex Rasmussen/Marcel Kalz und vor allem Sebastian Mora/Yoeri Havik keinesfalls geschlagen gaben. Für die Vorjahressieger sprach das Punktekonto eine deutliche Sprache, denn bei 299 Punkten winkte nochmals vor dem großen Finale eine Bonusrunde. Nachdem Jesper Morkov/Morgan Kneisky das Ausscheidungsfahren gewannen, waren Sebastian Mora/Yoeri Havik und Alex Rasmussen/Marcel Kalz an der Reihe, die die kleine Jagd in dieser Reihenfolge mit Rundenvorsprung dominierten. Durch die damit gewonnene weitere Bonusrunde übernahmen Letztere sogar die Gesamtführung rundengleich vor Christian Grasmann/Kenny de Ketele, für die ein Sieg nach Punkten nicht mehr möglich war. Da die restlichen beiden Topteams auch nur eine Runde Rückstand hatten, war ein spannendes Finale vorprogrammiert.

LißNach dem Zeitfahren über 500 m – erneut eine Beute für die schnellen Moreno de Pauw/Lucas Liss, die ansonsten aber eher enttäuschten – und der von Alex Rasmussen/Marcel Kalz vor Jesper Mörköv/Morgan Kneisky gewonnenen Mannschaftsausscheidung lagen vor der Finaljagd sogar drei Teams gleichauf, da die dänisch/französische Kombination ebenfalls noch eine Bonusrunde erhalten hatte. Zuvor hatte es noch ein äußerst spektakuläres Derny-Finale gegeben, das zu einem Zweikampf zwischen Jesper Mörköv und Christian Grasmann wurde, der mit dem Dänen im Schlepptau einen Rundengewinn vollzog und sich nur äußerst knapp am Schluß dem starken Dänen, immerhin Derny-Europameister 2014, geschlagen geben musste.

Als der Startschuss zur letzten Jagd fiel, warfen der Spanier Sebastian Mora und der Niederländer Yoeri Havik den Fehdehandschuh und fuhren vom Start weg die erste Gewinnrunde heraus. Somit lagen alle vier Topteams in einer Runde und auf einmal befanden sich Christian Grasmann/Kenny de Ketele, als erste Sieganwärter eingeschätzt, nur auf Platz vier mit den wenigsten Punkten. Das wollten die beiden aber nicht auf sich sitzen lassen, wenngleich sie bis zur Hälfte des Finales eher auf die Vorstöße vor allem von Sebastian Mora/Yoeri Havik, die allein in den ersten neun Minuten drei (!) Rundengewinne vollzogen, reagieren mussten als selbst die Initiative zu ergreifen. Aber 15 Minuten vor Schluss war es dann soweit, als der starke Kenny de Ketele und Vollbartträger Christian Grasmann eine Runde gewannen und sich allein an die Spitze setzten. 

GrasmannEine versuchte Doublette scheiterte und dann kam der Angriff von Jesper Mörköv/Morgan Kneisky, die noch einmal alles in die Waagschale warfen und zu den Spitzenreitern aufschlossen. Als Kenny de Ketele kurz danach einen weiteren Vorstoß fuhr und nach relativ langer Rundenjagd schließlich unmittelbar vor den letzten 50 Runden den Rundengewinn realisierte, war die Vorentscheidung gefallen. In den fünf finalen Spurts mit 10, 6, 4 und 2 Punkten, in denen Sebastian Mora/Yoeri Havik allein viermal triumphierten, ließen Christian Grasmann und Kenny de Ketele nichts mehr anbrennen und so feierte der sympathische Christian Grasmann in seinem 67 Sechstagerennen den ersten Sieg, den man ihm von Herzen gönnte.

SiegerEin weiterer Vorstoß des führenden Teams in der Schlussphase, der fast dazu führte, dass sie sogar mit zwei Runden Vorsprung gewonnnen hätten, konnte zwar nicht vollendet werden, aber mit gut einer halben Runde vor den Verfolgern überquerten der überglückliche Christian Grasmann und sein kongenialer Partner Kenny de Ketele unter dem Jubel des zahlreichen Publikums die Ziellinie. Mit nur einem Rundenverlust belegten der enorm verbesserte Jesper Mörköv mit seinem Partner Morgan Kneisky den ehrenvollen zweiten Rang in einem Finale, wo die schwächeren Teams noch einmal sechs bis 12 Runden preisgeben mussten.  

Noch ein Wort zu den Fahrern aus Berlin, die bei den Profis und auch im UIV-Cup der Klasse U 23 in Bremen dabei waren. Für Marcel Kalz an der Seite des stark fahrenden Alex Rasmussen reichte es diesmal zu Rang drei, nachdem sie im vorigen Jahr noch gewonnen hatten. Aber der Berliner plagt sich seit einiger Zeit mit erheblichen Sitzbeschwerden herum, die ihn stark behinderten. Alle Achtung dennoch vor seiner Leistung, zumal sie nach der zweiten Nacht sogar in Führung lagen und bis eine halbe Stunde vor Schluß durch ihr gutes Punktepolster noch reelle Siegchancen besaßen. Insofern war der dritte Platz trotz zweier Verlustrunden vor den rundengleichen und bemerkenswert stark fahrenden Sebastian Mora/Yoeri Havik aller Ehren wert.

Gut schlug sich auch Sebastian Wotschke, der diesmal an der Seite des jungen Schweizers Jan Andre Freuler ins Rennen ging. Platz 8 im zwölf Mannschaften starken Feld war durchaus akzeptabel, wobei sich beide in den Rahmenwettbewerben des öfteren vorne zeigten und Kampfgeist bzw. Schnelligkeit unter Beweis stellten. Ein Sieg im La-Ola-Sprint oder ein zweiter Platz in der Mannschaftsausscheidung deuteten eine Menge Potenzial an. 

DernyZwei junge Berliner Teams nahmen in diesem Jahr am UIV-Cup teil und sie schlugen sich unter ebenfalls zwölf Teams ganz hervorragend. Sie hatten zwar gegen die souveränen, schon mit Profierfahrungen ausgestatteten Dänen Simon Bigum/Elias Helleskov Busk, die mit Rundenvorsprung vor zwei belgischen Paaren gewannen, keine Chance, aber der Sieg von Moritz Malcharek/Erik Schubert im Dernyrennen und Punktefahren am Tag der Schulen sowie der fünfte Platz in der Gesamtwertung mit nur zwei Verlustrunden war mehr als erwartet und auch Max Sommerfeld/Sebastian Schmiedel auf Platz 8 mit vier Runden Rückstand zogen sich gut aus der Affäre. 

Das Bremer Sechstagerennen war wieder mal einen Kurztrip wert und die Veranstalter scheinen mit ihrem Konzept richtig zu liegen. Weitere Wettbewerbe für die Sprinter, den Frauen, der U 19-Cup sowie auch Einlagerennen im Paracycling und für Jedermann („Dein Rennen“) boten Radsport in vielen Variationen, die vom Publikum gut angenommen wurden.

Text: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill

> zu den turus-Fotostrecken: Sixdays Bremen 2016

 

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Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Bahnradsport

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