Auf geht´s in die letzten zwei Abende der diesjährigen Sixdays in der Bremer ÖVB Arena - und die sportliche Ausgangslage dürfte spannender kaum sein. Vier Teams haben die realistische Möglichkeit den Gesamtsieg einzufahren. Dank der geknackten 200er Punktmarke und der somit gutgeschriebenen Bonusrunde schoben sich Morgan Kneisky und Jesper Morkov (Team 1 - Schulenburg) in der vergangenen Nacht in der Gesamtwertung ganz nach vorn. Mit dabei in der Nullrunde befinden sich Christian Grasmann und Kenny de Ketele (Team 2 - ÖVB), die bislang 167 Punkte eingefahren haben. Eine Runde Rückstand haben Alex Rasmussen und Marcel Kalz (Team 9 - SWB), die am gestrigen Abend die Große Jagd für sich entscheiden konnten. In der letzten Runde konnte Alex Rasmussen oben an Kenny de Ketele vorbeiziehen und seinem Team den Sieg sichern. Die spätere Kleine Jagd gewannen indes Andreas Müller und Wim Stroetinga (Team 3 - Hermes Systeme). Kurz vor der Ziellinie hatte Müller noch einmal richtig durchgezogen und mit durchgestreckten Armen als Erster diese überquert.
Sixdays Bremen 2016: Mit Hochspannung in die letzten zwei Abende!
Vier Tage sind vorbei - und nein, eine Prognose zu geben, dürfte schwer sein. Auch Sebastian Mora und Yoeri Havik (Team 12 - X-Tip / Spielemacher) dürften ganz vorn noch ein Wörtchen mitreden. Zwar haben die Beiden zwei Runden Rückstand, doch die nächste gut geschriebene Bonusrunde ist in Sichtweite. Der derzeitige Punktestand beträgt 195 Punkte. Zur Sache geht es für sämtliche Sixdays-Fahrer am heutigen Abend, wenn um 20:15 Uhr das Ausscheidungsfahren und eine Viertelstunde später die Kleine Jagd als erste Programmpunkte anstehen.
Allerdings hatte die ÖVB Arena (Bremer Stadthalle) bereits am heutigen Morgen ihre Tore geöffnet. Etliche Klassen nutzten die Möglichkeit und schauten im Rahmen des „Tag der Schulen“ vorbei. Betriebsbesichtigung bei der zweitgrößten Sportveranstaltung der Stadt, nach den Heimspielen des Bundesligisten SV Werder Bremen. Apropos Werder, eingeladen wurden auch der Torwart des SV Werder Bremen II, Tobias Duffner, und Franco Marvulli (ehemaliger Schweizer Radsportler). Auf der Bühne plauderten die Beiden bei lockerer Atmosphäre über Fitness, Aufwärmprogramme und die richtige Einstellung in Bezug auf den Sport. Platz nehmen durften die Schüler auf den Logen-Plätzen. „Ihr dürft auch ein bisschen ausgelassener sein. Ihr dürft auch Krach machen!“, wurden die Schüler ermuntert.
Schließlich sollte der Vormittag Spaß machen und nicht als trockene Pflichtveranstaltung abgehandelt werden. Sicherlich kann einem Schüler nicht innerhalb eines Vormittages der Bahnradsport schmackhaft gemacht werden, doch eines ist klar: Für einige blinde und sehbehinderte Schüler der Georg Droste Schule wurde es ein unvergessener Tag, denn hinten auf dem Tandem sitzend wurden - im Rahmen der Aktion Steilkurve - einige Runden auf der Bahn gedreht. Und zwar nicht, wie man vielleicht denken könnte, ganz unten, sondern geführt von erfahrenen Fahrern ganz oben durch die steilen Kurven.
Bevor gegen 13 Uhr etliche Jedermann-Fahrer auf die 166,6 Meter lange Bahn durften, standen die Wettbewerbe des U23 UIV-Cups an. Elias Helleskov Busk aus Dänemark (Team 12) gewann mit Schrittmacher Christian Dippel den ersten Lauf des Derny-Wettbewerbes, wenig später war es Max Kanter mit (Team 3), der mit Schrittmacher Frank Schwarz den zweiten Lauf für sich entscheiden konnte. Beim Punktefahren wusste indes Moritz Malcharek zu überzeugen. Mit 16 eingefahrenen Punkten ließ er Konrad Geßner (8 Punkte) und Simon Bigum (7 Punkte) hinter sich. In der Gesamtwertung steht das dänische Duo Simon Bigum und Elias Helleskov Busk (Team 12) ganz vorn, gefolgt von Team 5 (Lorenzo Blomme & Bryan Boussaer) aus Belgien. Am heutigen Abend erfolgt um 18:55 Uhr der Startschuss zur 3. Etappe. Die Gesamtsiegerehrung des U23 UIV-Cups findet gegen 21:10 Uhr vor vollen Rängen statt.
Nicht mehr dabei sind am heutigen Abend die Frauen, die bereits gestern ihre letzten Wettkämpfe ausgetragen hatten. Bei diesen ging es überaus spannend zu. Es kam zum slowakisch-tschechischen Nachbarschaftsduell zwischen Alžbeta Pavlendová und Jarmila Machačová. Beim abschließenden Scratch ging es noch einmal um alles. Gewinnen konnte diesen Wettbewerb Lucie Hochmann aus Tschechien vor Franziska Brauße. Als Dritte konnte Alzbeta Pavlendová die nötigen Punkte einheimsen, um am Ende in der Gesamtwertung ganz oben zu stehen. Ein Pünktchen trennten Pavlendová und Machačová. Dritte der Gesamtwertung wurde die norwegische Fahrerin Anita Stenberg, die beim Scratch Vierte wurde.
Für richtig gute Stimmung auf den Rängen sorgten auch die Sprinter, bei denen es einen deutsch-britischen Länderkampf gibt. Drei Deutsche gegen drei Briten. Nachdem sich Matthew Rotherham am ersten Tag des Bremer Sechstagerennens noch an die kurze Bahn gewöhnen musste, kam er anschließend immer mehr in Form und belegt nun in der Gesamtwertung Rang eins, gefolgt von den deutschen Sprintern Richard Aßmus und Jan May. Und ja, wem zuvor der Name Joseph Truman noch nichts gesagt hatte: Das wird sich jetzt geändert haben. Der noch sehr junge britische Sprinter sorgt für große Augen, so konnte er unter anderen am gestrigen Abend den Keirin-Wettbewerb vor Matthew Rotherham, der „Maschine auf zwei Rädern“, und Jan May gewinnen.
Doch nicht nur die Sprinter und die Jagden der Sixdays-Fahrer brachten bislang die Zuschauer zum Jubeln. Richtig laut wurde es am gestrigen Abend auch beim 500 Meter Zeitfahren. Mit der sagenhaften Zeit von 27,770 Sekunden sorgten Moreno de Pauw und Lucas Liß für mächtig Stimmung auf den Rängen. Zweiter wurden Alex Rasmussen und Marcel Kalz mit einer ebenso sehr guten Zeit von 28,098 Sekunden. Alles prima also bei den diesjährigen Sixdays? Fast! Einen Wermutstropfen gibt es dann doch! Mit einer Portion Wehmut denkt man an die Auftritte von Mickie Krause, jeweils gegen Mitternacht am Freitag- und Samstagabend, zurück! Was für Stimmung auf den Rängen und im Innenraum der Arena. Geil, geiler, am geilsten - anders kann man das nicht ausdrücken.
Mickie Krause und die Sixdays in Bremen. Einfach perfekt. Als Polonäse zogen am Freitagabend die Fahrer, Schrittmacher und Betreuer auf der Bahn entlang. Allen voran - wie sollte es auch anders sein - Marcel „Baller“ Barth. Schade, dass Mickie Krause nicht auch am heutigen und morgigen Abend auftritt. Einem weiteren „Geh doch zu Hause, du alte Scheiße“ oder „Geh mal Bier hol´n, du wirst schon wieder hässlich…“ wären wir nicht abgeneigt. Aber was soll´s, die Sixday-Fahrer und Sprinter werden ohnehin den Laden rocken. Und ja: Wer es musikalisch krachen lassen möchte, dem sei Halle 3 empfohlen, wo es heißt: Deka-Dance meets Sixdays! An den Decks vertreten sind Mark Bale, DJ Jimmy Deroy und Tobias Meisner! Special Guest ist Cosmo Klein! Also, auf geht´s!
Text: Marco Bertram
Fotos: Arne Mill