Es war ein hartes Stück Brot, an dem die beiden Maloja Pushbikers Marcel Kalz und Nico Heßlich an diesem Samstag zu beißen hatten und der Schmerz stand ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben. Besonders für den Berliner, der sich beim Lotto Z6sdaagse durchgesessen hatte und die letzten beiden Tage in Gent nur mit Schmerzmittel absolvieren konnte, war die Runde 4 im schottischen Sir Chris Hoy Velodrome kein Vergnügen. Die Wunde war immer noch offen und so sah man ihn auch in Glasgow mehr im Wiegetritt als im Sattel über die Bahn fegen. Die beiden Überflieger des Abends kamen aus dem Team Wiggins. Die beiden British Cycling Nationalfahrer Owain Doull und Jonathan Dibben unterstrichen in allen Wettbewerben ihre Klasse und machten mehr als deutlich, dass sie derzeit die absolute Weltspitze sind. Bis auf das Auftaktrennen, die Fliegende Runde und die Revolution Longest Lap gewannen sie alle Wettbewerbe und zogen damit auch in der Gesamtwertung an den Pushbikern vorbei.
Revolution Cycling Series in Glasgow: Hartes Brot für Kalz und Heßlich
Nico Heßlich fuhr über die fliegende Runde mit 13,419 Sekunden die drittbeste Zeit hinter dem Briten Jonathan Dibben vom Team Wiggins Platz 2 mit 13,307 Sekunden und dem Australier Sam Welsford vom Team Orica GreenEdge Platz 1 mit 13,053 Sekunden.
Im Punktefahren fuhr Owain Doull als einziger Fahrer im Feld 3 Runden heraus und sammelte zu den 60 Punkten durch die Rundengewinne noch 20 Wertungspunkte dazu. Das war der sichere Sieg vor Andy Tennant vom Team Pedal Sure Platz 2 mit 51 Punkten und Jacob Ragan The Nab Racing Platz 3 mit 44 Punkten.
Marcel Kalz gelang immerhin ein Rundengewinn, was in dieser Disziplin 20 Punkte und Rang 10 bedeutete. Nico Heßlich setzte von Beginn an auf die Wertungssprints und verpasste daher ein ums andere Mal, als die Rundengewinne heraus gefuhren wurden. Für ihn standen am Ende 17 Punkte auf dem Konto was Platz 11 bedeutete.
Über die Revolution Longest Lap erwischte der Cottbuser Nico Heßlich einen perfekten Start und konnte sich sofort an die Spitze setzen. Vor dem Zielstrich wurde er aber doch noch vom sprintstarken Australier Sam Weldford Team Orica GreenEdge abgefangen, der schon über die Fliegende Runde die Bestzeit hinlegte.
Das Scratch Rennen war wieder eine klare Angelegenheit für das Team Wiggins. Diesmal war es Jonathan Dibben, der mit Rundengewinn den Sieg festmachen konnte. Marcel Kalz und Nico Heßlich platzierten sich auf Rang 21 und 13.
Im 1000 Meter Team Zeitfahren war es abermals das Team Wiggins welches mit 54,675 Sekunden die Bestzeit hinlegte. Die Maloja Pushbikers fuhren mit 55,986 ebenfalls eine sehr gute Zeit, was Platz 2 bedeutete.
In der letzten Disziplin, dem Mannschaftsausscheidungsfahren, konnten Marcel und Nico mit dem dritten Platz noch einmal eine Top 3 Platzierung einfahren. Der Sieg ging an Doull und Dibben vom Team Wiggins. Platz 2 sicherten sich der Däne Marc Hester und der Ire Martyn Irvine vom Team ONE Pro Cycling.
Insgesamt haben sich die Maloja Pushbikers ganz gut präsentiert, konnten aber auf das führende Team PedalSure nicht wirklich Boden gut machen. Wobei man sagen muss, dass Andy Tennant mit dem Nahwuchsfahrer Angus Claxton starten musste, weil sich der eigentliche Stammpartner Iljo Keisse kurzfristig einer Leistenbruch-Operation unterziehen musste. Ein weiterer Wehrmutstropfen ist natürlich, dass das Team Wiggins durch den starken Auftritt von Dibben und Doull nun vorbeigezogen ist. In der Gesamtwertung der Serie führt jetzt das Team PedalSure mit 260 Punkten vor dem Team Wiggins mit 241 Punkten. Auf Platz 3 die Maloja Pushbikers mit 235 Punkten. Da muss in den letzten beiden Runden in Manchester noch einmal richtig Gas gegeben werden.
Im Wettbewerb der Damen war Laura Trott einmal mehr die Überfliegerin und Publikumsliebling des Abends. Lediglich ihre Landsfrau Katie Archibald und die Französin Laurie Berthon konnten ihr etwas Paroli bieten. Trott ging in allen Wettbewerben als klare Siegerin hervor, hinter ihr tauschten Berthon und Archibald nur die Plätze.
Zwei weitere Höhepunkte des Abends waren zum einen, dass Sir Chris Hoy unter dem Jubel des Publikums, in dem nach ihm benannten Haus die Nachwuchsfahrer – Future Stars nicht nur präsentierte, sondern sich einmal mehr als Nachwuchsförderer, als guter Freund und sehr volksnah gab, was dem Sport sehr zu Gute kommt. Er ist und bleibt das Idol zum Anfassen, der sich nicht zu fein ist, mit den Jungs und Mädels ein par Worte zu wechseln, hier und da auch mal ein Foto zu machen und geduldig alle Fragen zu beantworten.
Weiterer Höhepunkt war die Verleihung der Medal of Honor vom Scottish Cycling Verband an einen weiteren großartigen schottischen Radsportler. David Miller hat in seiner Radsportkarriere nicht nur alle Facetten des Radsports erlebt, nein er hat sowohl die Höhen und auch die abgrundtiefen Seiten des Radsports durchlebt und auch die harten Konsequenzen sehr zu spüren bekommen. Er hat darüber zwei der interessantesten Bücher geschrieben (Racing Through The Dark und The Racer), die es im Radsport gibt und sein Lebensweg hat diese Auszeichnung wirklich verdient.
Fotos: Arne Mill
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