Erstes Training mit syrischen Radsportlern im Berliner Velodrom

AM Updated 22 Oktober 2015
Erstes Training mit syrischen Radsportlern im Berliner Velodrom

SyrienHeute Vormittag fand im Berliner Velodrom erstmals ein Bahntraining mit syrischen Radsportlern statt. Kein Geringerer als der Weltcupsieger im Omnium von Cali 2015 und Dritte der Weltmeisterschaften von Paris 2015 im Punktefahren Maximilian Beyer hatte sich kurzfristig bereit erklärt, auf seiner Heimbahn mit den aus dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land geflohenen Sportlern ein paar Runden zu drehen. Das spontane Treffen entstand auf Initiative des LSB Präsidenten Klaus Böger und des Vizepräsidenten des Landessportbundes Berlin Abteilung Leistungssport Robert Bartko.  Auf der Straße haben die Jungs zwar schon einige Erfolge bei den heimischen Landesmeisterschaften und Rundfahrten in Asien vorzuweisen, doch das 250 Meter lange Lattenoval an der Landsberger Allee war für die jungen syrischen Sportler zwischen 21 und 26 Jahren absolutes Neuland. Dementsprechend vorsichtig ging es in den Steilkurven des Berliner Velodroms über die Côte d’Azur (Blaue Linie) hinaus.

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Doch das Funkeln in den Augen und die Begeisterung für den Sport auf zwei Rädern war den Jungs trotzdem anzusehen, als sie für 1½  Stunden den Alltag hinter sich lassen konnten, um sich ihrer Leidenschaft zu widmen.

syrienDer Berliner Radsportverband wurde von der Aktion ziemlich überrascht und so musste in wenigen Minuten reagiert werden, was dem Zeitgeist der aktuellen Situation sehr ähnelt. Die beiden Landestrainer Dieter Stein und Uwe Freese holten schell noch ein paar Bahnräder aus den Katakomben des Velodroms, die erst einmal notdürftig angepasst wurden und stifteten ein paar Radtrikots und Hosen des Berliner KED Stevens Teams, bevor es losgehen konnte.

Auch wenn die ganze Aktion auf den ersten Blick etwas kopflos und sehr spontan erschien, so ist es doch der richtige Weg und eine sehr schöne Geste. Aller Anfang ist schwer und besonders der erste Schritt fällt bekanntlicherweise nie besonders leicht. Der deutsche Radsport, anders als die Fußballvereine, hat sich in der Vergangenheit sehr schwer mit der Integration von jungen Sportlern mit Migrationshintergrund getan.

FotoDie aktuelle Situation bietet neben allen Problemen eine große Chance und so ist es an der Zeit, an dieser Geste festzuhalten, um etwas Substanzielles daraus wachsen zu lassen, indem das Straßen- und Bahntraining erweitert wird, nicht nur für Jugendliche und Erwachsene, sondern auch Kinder für den Radsport begeistert werden. So könnten vielleicht sogar schon im Rahmenprogramm des Berliner Sechstagerennens im U13 Rennen ein oder zwei Schüler mitfahren, oder im kommenden August bei der Internationalen „kids tour“ Berlin ein syrisches Team an den Start gehen. Der Start eines syrischen U23 Teams bei der Tour de Berlin im kommenden Mai wäre ebenfalls eine Option, ganz zu schweigen davon, wie die Nachwuchsentwicklung in Berlin profitieren könnte. 

Dafür reicht es allerdings nicht, sich vor der Presse als "Gutmensch" mit einer einmaligen Geste zu präsentieren. Der Landessportbund Berlin, der Berliner Radsportverband und der Berliner Senat müssen sich zusammen an einen Tisch setzen und ein Konzept erarbeiten, bei dem auch eine Landestrainerstelle bewilligt wird, um den Einstieg und die entsprechende Betreuung der Athleten im Radsport zu gewährleisten. Zudem muss über die Bereitstellung finanzieller Mittel, sei es über Fördergelder oder eine Stiftung, diskutiert werden. Hierbei spielt z. B. der Kontakt zu Privatsponsoren und Sponsoren aus der Wirtschaft eine große Rolle, ähnlich wie die Initiative des Bauunternehmers Klaus Jürgen Jahn, der mit dem Verein „Sport gegen Gewalt“ seit Jahren Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Verhältnissen unterstützt und ihnen die Mitgliedschaft in einem Sportverein ermöglicht.

Zumindest ist am kommenden Dienstag ein weiteres Training im Velodrom geplant und man darf auf die Entwicklung gespannt sein.

Fotos: Arne Mill

 

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Ich denke, dass man sich kaum ausmalen kann, was diese Geste den Sportlern bedeutet hat. Umso schöner wäre es natütlich, wenn das nur der Beginn einer Integration durch den Radsport ist, wie der Autor treffend analysiert. Weiter so!
G
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