Der dritte Tag der Bahn-EM in Grenchen gehört den Sprintern

BM Updated 17 Oktober 2015
Der dritte Tag der Bahn-EM in Grenchen gehört den Sprintern

EMDer Freitag stand ganz im Zeichen der Sprinter, die von der Qualifikation bis zum Finale um Gold ihre Titelträger sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern erstmals an einem Tag ermittelten. So begann der Vormittag mit dem fliegenden Start der Frauen über 200 Meter, der von der Niederländerin Elis Ligtlee in 10,742 Sekunden vor Kristina Vogel, die 10,828 Sekunden benötigte, gewonnen wurde. Nicht am Start war die zweite Deutsche Miriam Welte, die sich aufgrund ihrer vor ein paar Tagen erlittenen Verbrennung am Fuß von der Europameisterschaft verabschiedete und auch in ihrer Spezialdisziplin, dem 500 m Zeitfahren, am Samstag nicht mehr antreten konnte. Von den 19 gestarteten Fahrerinnen schied nur die Italienerin Maila Andreotti aus, da sich insgesamt 18 für das 1/16 Finale qualifizieren konnten.

HooglandBei den Männern waren 31 Fahrer am Start, von denen ebenfalls 18 das 1/16 Finale erreichten. Die Bestzeit fuhr mit Jeffrey Hoogland ebenfalls ein Fahrer aus den Niederlanden, die im Sprintbereich in den letzten Jahren unter dem deutschen Trainer Rene Wolff erhebliche Fortschritte gemacht haben. Er benötigte 9,698 Sekunden und distanzierte den starken Tschechen Pavel Kelemen, der 9,855 Sekunden fuhr. Einen hervorragenden dritten Platz in 9,861 Sekunden erzielte der junge Deutsche Max Niederlag, während der zweite deutsche Teilnehmer Maximilian Levy mit für ihn mäßigen 10,062 Sekunden nur auf den 14. Platz landete.

VogelUnmittelbar danach folgten die Läufe des Sechzehntelfinals und hier setzten sich die favorisierten Fahrerinnen ausnahmslos souverän durch. Neben Elis Ligtlee, Kristina Vogel, die die Belgierin Nicke Degrendele bezwang, und Anastasiia Voinova waren u.a. auch die Französin Virginie Cueff, die Litauerin Simona Krupeckaite und die Britin Jessica Varnish für das Achtelfinale qualifiziert. Bei den Männern nicht ganz das gleiche Bild, als sich einige der vermeintlichen Favoriten mehr oder weniger schwer taten. Dazu zählte leider auch der hoch ambitionierte Maximilian Levy aus Cottbus, der seinen Lauf gegen den Russen Denis Dmitriev verlor und in die Hoffnungsläufe musste. Das gleiche Schicksal ereignete auch den mehrfachen Weltmeister aus Frankreich Francois Pervis, der dem Russen Nikita Shurshin unterlag und offensichtlich mit einer Formschwäche zu kämpfen hat. 

NiederlagDagegen schaffte der junge Max Niederlag mit einem Sieg über den Spanier Juan Peralta den Sprung in die nächste Runde, die auch noch die Niederländer Hoogland und Hugo Haak, der Tscheche Kelemen, der Pole Damian Zielinski, der Franzose Quentin Lafargue und der Brite Jason Kenny erreichten. In den anschließenden Hoffnungsläufen war die Enttäuschung bei Levy und Pervis perfekt, als sie die nächste Runde nicht erreichten, in die der Ukrainer Andriy Vynokurov, der Pole Rafal Sarnecki, der Levy distanzierte, und Lewis Oliva aus Grossbritannien einzogen. Bei den Frauen hatten sich die beiden Fahrerinnen aus der Ukraine Olena Starikova und Lyubov Basova neben der Spanierin Tania Calvo in den Hoffnungsläufen durchgesetzt.

Das anschließende Achtelfinale, ebenfalls in nur einem Lauf ausgetragen, sah sechs Paarungen vor, u.a. mit Kristina Vogel gegen die Ukrainerin Olena Starikova, die gegen die mehrfache Weltmeisterin aus Deutschland nicht die Spur einer Chance hatte. Auch Elis Ligtlee, Anastasiia Voinova, Virginie Cueff und Simona Krupeckaite schafften neben der  Britin Katy Marchant den Einzug ins Viertelfinale, in das über die Hoffnungsläufe noch die Spanierinnen Helena Casas und Tania Calvo einzogen. 

HaakBei den Männern gab es ebenfalls sechs Läufe, in denen sich neben Max Niederlag, der die bisherigen Läufe mit cleverer Fahrweise relativ problemlos überstand und hier den Ukrainer Andriy Vynokurov schlug, noch die Niederländer Hoogland und Haak, die Polen Sarnecki und Zielinski sowie der Russe Dmitriev für die nächste Runde qualifizierten. Über die Hoffnungsläufe schafften dann auch die beiden Briten Lewis Oliva und Jason Kenny den Einzug ins Viertelfinale, während der so gut gestartete Tscheche Pavel Kelemen ebenso wie der Franzose Quentin Lafargue ausschieden.

elisDie Viertelfinals waren hart umkämpft, was allein dadurch unterstrichen wurde, dass in vier Fällen jeweils ein dritter Entscheidungslauf herangezogen werden musste. Während die Niederländerin Elis Ligtlee gegen die Spanierin Tania Calvo und auch Kristina Vogel gegen deren Landsmännin Helena Casas keine Mühe hatten, das Halbfinale zu erreichen, benötigte die große Favoritin Anastasiia Voinova nach dem Verlust des ersten Laufes gegen Simona Krupeckaite ebenso zwei weitere Läufe wie die Französin Virginie Cueff gegen die Britin Katy Marchant. Bei den Männern lief es ähnlich, als der Niederländer Jeffrey Hoogland den Briten Jason Kelly und auch der überraschend starke Pole Rafal Sarnecki mit Lewis Oliva einen weiteren Briten in zwei Läufen eliminieren konnte. Auch hier setzten sich der erneut stark fahrende Deutsche Max Niederlag gegen den Niederländer Hugo Haak und der Pole Damian Zielinski gegen Denis Dmitriev aus Russland erst im dritten entscheidenden Lauf durch, nachdem sie jeweils den ersten Lauf abgeben mussten. Allerdings wurde hier der Russe im zweiten Lauf wegen Verlassens der Fahrlinie deklassiert.

ramanIn den Vormittag der Sprinter waren noch die ersten beiden Wettbewerbe des Omniums der Männer integriert. Hier wurde zunächst das Scratchrennen über 15 km ausgetragen, das der Weißrusse Raman Tsishkou mit einer Runde Vorsprung sicher für sich entschied. Hinter dem Russen Viktor Manakov und Roman Gladysh aus der Ukraine erreichte der junge Schweizer Olivier Beer einen guten 4. Platz, dabei prominente Fahrer wie Elia Viviani aus Italien, den Dänen Lasse Norman Hansen und den Belgier Jasper de Buyst hinter sich lassend. Nicht ganz zufriedenstellen konnte die Leistung des Deutschen Lucas Liss, der als amtierender Weltmeister in dieser Disziplin nur den 11. Platz belegte.

Der zweite Wettbewerb des Omniums war das 4000 m Einerverfolgungsrennen, das der Russe Viktor Manakov in 4:21,398 Minuten dominierte. Er verwies dabei Lasse Norman Hansen und den überraschend stark fahrenden Elia Viviani, die beide in einem Lauf gegeneinander fahren mussten, auf die weiteren Plätze. In seinem Lauf gegen den Franzosen Thomas Boudat war Lucas Liss dann mit mäßigen 4:33,180 Minuten chancenlos und verlor als Zwölfter gegen Boudat nicht weniger als acht Sekunden. Im Zwischenstand vor dem abendlichen Ausscheidungsfahren als dritten Wettbewerb führt Viktor Manakov mit 78 Punkten vor Raman Tsishkou mit 66 Punkten und dem punktgleichen Briten Jonathan Dibben. Für Lucas Liss steht nur der 13. Platz mit 38 Punkten zu Buche, der für den ehemaligen Europameister nur noch wenig Chancen auf einen Medaillenplatz lässt.

Sprinterhöhepunkte am Abend   

Nach dem umfangreichen Vormittagsprogramm für die Sprinter ging es am frühen Abend mit den Halbfinalläufen weiter, wo zunächst Elis Ligtlee sich gegen Virginie Cueff souverän in zwei Läufen behauptete. Im zweiten Halbfinale sah es im ersten Lauf zunächst nach einem ebenso klaren Sieg für Kristina Vogel gegen Anastasiia Voinova aus, als sie die Ziellinie als Erste überquerte. Sie wurde aber später auf den zweiten Platz gesetzt, da sie die Fahrlinie etwas leichtsinnig verlassen hatte. Im zweiten Lauf dann war für die Deutsche Endstation, als sie der Russin nicht mehr Paroli bieten konnte.

EMDen ersten Lauf bei den Herren dominierten der Niederländer Jeffrey Hoogland gegen den Polen Damian Zielinski und auch der Deutsche Max Niederlag ließ sich vom Polen Rafal Sarnecki nicht den Schneid abkaufen. Nachdem Hoogland auch den zweiten Lauf souverän gewonnen hatte, machte es ihm Max Niederlag nach und war ebenso sicherer Sieger gegen Sarnecki. Der junge Deutsche hinterließ mit couragierter Fahrweise von der Spitze aus enormen Eindruck und hatte damit zumindest die Silbermedaille bereits sicher. 

In den Läufen um Platz fünf bis acht siegte bei den Frauen die Litauerin Simona Krupeckaite vor Tania Calvo aus Spanien, während bei den Männern der Brite Jason Kenny vor Denis Dmitriev aus Russland die Nase vorn hatte.

Nach den ersten Läufen der Sprinter waren die Frauen mit dem Scratchrennen über 10 km an der Reihe, u.a. mit der Berlinerin Charlotte Becker, die aber insbesondere mit Laura Trott aus Grossbritannien und Kirsten Wild aus den Niederlanden starke Konkurrenz hatte. Dieses bestätigte sich auch dann nach den 40 Runden, als die großen Favoritinnen zum Schlussspurt ansetzten. Mit fulminanten Antritt war es Laura Trott, die nicht zu schlagen war und Kirsten Wild sowie die Französin Roxane Fournier auf die weiteren Medaillenränge verwies. Für Charlotte Becker lief das Rennen alles andere als optimal und nachdem drei Fahrerinnen das Rennen aufgegeben hatten, belegte sie nur den 15. und letzten Platz.

Das anschließende Punktefahren der Männer über 160 Runden mit 16 Wertungssprints sah zunächst einen couragierten Alexander Perez aus Norwegen, der die ersten beiden Wertungen für sich entscheiden konnte, um dann später völlig entkräftet aufzugeben. Es gab während des gesamten Rennens keinen einzigen Rundengewinn, wenngleich mehrere Ausreißversuche gestartet wurden, die aber alle nicht zum Erfolg führten. So mussten die erspurteten Punkte den Ausschlag geben und hier zeigten sich vor allem der junge Däne Casper Phillip Pedersen (19 Jahre), der 20-jährige Titelverteidiger aus Frankreich Benjamin Thomas und vor allem der Pole Wojciech Pszczolarski sehr spurtstark, wobei der Pole mit seinen insgesamt vier Wertungssiegen 24 Punkte errang, die ihm am Ende die Goldmedaille einbrachten.

KlugeHinter Benjamin Thomas, der 21 Punkte erreichte, schaffte der Schweizer Lokalmatador Claudio Imhof unter dem Jubel der Zuschauer mit dem Gewinn des letzten Sprints noch die Bronzemedaille mit 19 Punkten vor dem punktgleichen, auf dem undankbaren vierten Platz landenden Dänen Casper Phillip Pedersen. Von den 18 das Rennen beendenden Fahrern kam der deutsche Teilnehmer Roger Kluge mit lediglich vier erspurteten Punkten nur auf den 13. Platz, wenngleich er sich des öfteren an der Spitze des Feldes und bei Ausreißversuchen zeigte.

Danach waren wieder die Sprinter an der Reihe mit den Finalläufen um die Medaillen. Während Kristina Vogel bei den Frauen um die Bronzemedaille gegen die Französin Virginie Cueff antrat, hatte es Max Niederlag bei den Männern im Kampf um Gold mit dem Niederländer Jeffrey Hoogland zu tun. In zwei Läufen sicherte sich Kristina Vogel ebenso überlegen die Bronzemedaille, wie die Niederländerin Elis Ligtlee, die neue Sprinthoffnung am internationalen Radsporthimmel, die Russin Anastasiia Voinova niederhalten konnte. Die Niederländerin war die mit Abstand stärkste Sprinterin im  Feld, die sowohl von vorn als auch aus hinterer Position die Rennen beherrschte. Mit ihren erst 21 Jahren steht ihr eine  Sprinterzukunft bevor, in der sie noch vieles erreichen kann. 

RafalIm Bronzeduell der Polen Damian Zielinski gegen Rafal Sarnecki war der erfahrenere Zielinski der dominierende Mann, der beide Läufe und damit Bronze gewann. Um Gold war Max Niederlag dem starken Jeffrey Hoogland im ersten Lauf unterlegen und so war der zweite für den Deutschen die letzte Möglichkeit, noch einen dritten, entscheidenden Lauf zu erreichen. Es war am Ende eine hauchdünne Angelegenheit für den Niederländer, dessen Sieg  im zweiten Lauf mit 0,001 Sekunden Vorsprung kaum wahrnehmbar war. Hut ab aber für die Leistung von Max Niederlag, der hier in Grenchen ein grandioses Turnier fuhr. 

LissDen Abschluss des Abends bildete der dritte Wettbewerb des Omniums der Männer, die ein spannendes Ausscheidungsfahren absolvierten. Schon früh schied hierbei Lucas Liss aus, der somit nur Platz 17 erreichte, aber auch der starke Belgier Jasper de Buyst ließ als 16. unnötig Punkte liegen, die am Ende fehlen können. Sieger des Rennens wurde der Franzose Thomas Boudat vor dem Italiener Elia Viviani und dem Niederländer Tim Veldt, die in dem schnellen Rennen bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 52,373 km/h die Übersicht behielten. Damit führt in der Zwischenwertung nach drei Disziplinen der Russe Viktor Manakov mit 102 Punkten vor dem Italiener Elia Viviani, der 98 Punkte auf seinem Konto hat. Für Lucas Liss auf Platz 13 mit 46 Punkten dürfte sich die Hoffnung auf eine Medaille damit erledigt haben.

Text: Bernd Mülle 

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Bahn-EM 2015

Mehr Bilder auch zum direkten Download gibt es für private und redaktionelle Nutzung bei unser Bildagentur frontalvision.com:
Inhalt der Neuigkeit:
Radrennen
Radrennen-Art:
  • Bahnradsport

Benutzer-Bewertungen

1 Bewertung
Bewertung / Kommentar für den Artikel
 
5.0(1)
Hast du schon ein Konto?
Ratings
Bewertung / Kommentar für den Artikel
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare
Bewertung / Kommentar für den Artikel
 
5.0
G
Beitrag melden Kommentare (0) | War diese Bewertung hilfreich für dich? 1 0