Heißes Thüringer Radsportwochenende: Degenkolb und Kittel beim Tandem in Erfurt

BM Updated 03 August 2015
Heißes Thüringer Radsportwochenende: Degenkolb und Kittel beim Tandem in Erfurt

AndreasriedArne Mill zeigte sich schon von der Thüringen-Rundfahrt der Frauen mit tollen Fotos so begeistert, dass er sich kurzerhand entschloss, noch einmal Richtung Thüringen zu fahren und die TBK Open in Erfurt und die Apres Tour Gera zu besuchen. Er benötigte nur noch einen Chauffeur und fand dabei ein offenes Ohr beim Unterzeichner und so erlebten wir ein phantastisches Radsportwochenende bei tollen Zuschauerkulissen, hervorragender Organisation und dazu herrlichstem Sommerwetter. Dazu als absolutes Sahnehäubchen kam der Start unserer Tour de France Heroen Andre Greipel, Simon Geschke und John Degenkolb und auch Marcel Kittel ließ es sich nicht nehmen, dabei zu sein.

turus FotosRadsport-Herz, was willst Du mehr? Dabei fing es schon am Freitag bei den TBK Open an, wo acht Fahrer ein Steherrennen über 75 km austrugen, das in drei 25 km-Läufen am Ende von dem Schweizer Giuseppe Atzeni mit seinem Schrittmacher Rene Aebi mit 6 Punkten gewonnen wurde vor dem Deutschen Stehermeister Stefan Schäfer mit Schrittmacher Peter Bäuerlein mit 7 Punkten und dem Erfurter Lokalmatadoren Marcel Barth mit Schrittmacher Christian Dippel mit 9 Punkten, der den punktgleichen Nürnberger Thomas Steger mit Schrittmacher Thomas Ruder auf den undankbaren vierten Platz verwies.

Die weitere Reihenfolge lautete: 5. Robert Retschke mit Schrittmacher Holger Ehnert mit 15 Punkten, 6. Peter Jörg (Schweiz) mit Gerhard Gessler mit 19 Punkten, 7. Sebastian Körber mit Schrittmacher Frank Schwarz mit 21 Punkten und 8. Sascha Damrow mit Schrittmacher Udo Becker mit 22 Punkten. Altmeister Peter Jörg wurde Sieger des „Weltbeste Bratwurst“- Sprints, der in allen drei Durchgängen nach der Hälfte der Distanz ausgefahren wurde und durfte mit einem Präsentkorb voller Bratwürste die Heimreise antreten.  

BarthNachdem der kämpferisch äußerst starke Thomas Steger den ersten Lauf vor dem enthusiastisch angefeuerten Marcel Barth gewann, war es im zweiten Lauf Stefan Schäfer, der im spannenden Finish den dreimaligen Europameister der Steher Giuseppe Atzeni auf den zweiten Platz distanzierte. Im abschließenden und entscheidenden dritten Lauf drehte Atzeni den Spieß um und siegte vor Schäfer und Barth, der somit noch Gesamtdritter wurde und sein Gelbes Führungstrikot der S+B Signal- und Beleuchtungstechnik Wertung nach dem dritten Renntag verteidigte. Vor dem vierten, dem Finalrenntag, führt er den Gesamtstand mit 6 Punkten vor Stefan Schäfer mit 7 Punkten und Robert Retschke, der seinen Bandscheiben-vorfall nahezu überwunden hat, mit 10 Punkten an. 

LevyDer Erfurter Andreasried erlebte mit 2.800 Zuschauern eine Rekordkulisse und daran waren gewiß auch die Straßencracks John Degenkolb, Marcel Kittel und Tony Martin „schuld“, die in einem Tandem-Wettbewerb für großes Spektakel sorgen sollten. Der in der Tour de France schwer gestürzte Tony Martin war zwar anwesend, aber aufs Tandem stieg er vorsichtshalber nicht, wenngleich sein Heilungsprozeß gute Fortschritte macht und er bei den Vattenfall-Cyclassics am 23. August 2015 am Start stehen will. Aber John Degenkolb und Marcel Kittel ließen sich nicht zweimal bitten, zeigten Mut und nahmen hinter Rene Enders bzw. Stefan Bötticher auf dem Tandem Platz, während Maximilian Levy mit Maximilian Dörnbach, dem aktuellen Europameister im 1000 m Zeitfahren und Teamsprint, ausgezeichneten Ersatz für Tony Martin fand. Im Zweierduell über 6 Runden jeder gegen jeden siegten zunächst Levy/Dörnbach gegen Enders/Degenkolb, dann waren Bötticher/Kittel gegen Levy/Dörnbach siegreich und schließlich bezwangen Enders/Degenkolb das Team Bötticher/Kittel. So musste ein Entscheidungslauf mit allen drei Teams über 4 Runden die Sieger ermitteln und hier hatten Bötticher/Kittel am Ende die Nase vorn vor Enders/Degenkolb und Levy/Dörnbach, die eine von den Experten nicht erwartete Niederlage hinnehmen mussten.

Ein weiterer Höhepunkt für Marcel Kittel und Tony Martin war die Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Erfurt, das für diesen besonderen Zweck einmal das Rathaus verlassen musste. Für Tony Martin ist die Weltmeisterschaft im Einzelzeitfahren in dieser Saison noch ein großes Ziel, während der sympathische Marcel Kittel seine Nicht-Tourteilnahme abgehakt und sich neue Ziele gesetzt hat. Die Polen-Rundfahrt (die erste Etappe hat er bereits gewonnen!) und die Vattenfall-Cyclassics sind die nächsten Rennen, wo er Akzente setzen will.

Ein Hauch von Tour de France

GeschkeAm Samstag war Gera Schauplatz der Apres Tour und hier waren im Hauptrennen mit Andre Greipel und Simon Geschke die insgesamt fünffachen Etappensieger der Tour de France am Start, die schon vor dem Rennen von den Fans belagert wurden. Gleiches galt für John Degenkolb, aber auch Marcel Sieberg, Andreas Schillinger oder Robert Wagner waren u.a.  bei den Autogrammjägern äußerst gefragt. Ein Lob sei an dieser Stelle für die Organisatoren erlaubt, die mit großer Fleißarbeit ein glanzvolles Event auf die Beine gestellt haben, das hoffentlich in den nächsten Jahren seine Fortsetzung finden wird.

DonathInsgesamt 50 Fahrer fanden sich am Start ein, die 70 km auf einem Rundkurs von 1,4 km zurückzulegen hatten. Dabei waren auch drei Berliner aus dem KED-Stevens Radteam, die sich alle einmal in einer Spitzengruppe präsentierten und ein engagiertes Rennen fuhren. Die tolle Zuschauerkulisse auf der langen Zielgeraden trug dazu bei, dass es ein sehr kampfbetontes Rennen wurde. Schon in der ersten Runde setzte sich eine Gruppe mit dem Berliner Felix Donath ab, während sein Teamkamerad Luca Niederlag in einer weiteren Spitzengruppe vertreten war. Nach der ersten Prämie nach 15 Runden, die Fabian Genuit vom Team Möbel Ehrmann gewann, setzte sich wiederum eine Gruppe ab, in der mit Lucas Carstensen der dritte KED-Stevens Fahrer zu finden war. 

Leon BergerDie zweite Prämie nach 30 Runden sah den jungen Leon Berger vom LKT Team Brandenburg vorne, bevor sich nach weiteren diversen Attacken u.a. von John Degenkolb vom Team Giant-Alpecin fünf Runden vor Schluß Andreas Schillinger von Bora-Argon 18 und Robert Wagner vom Team LottoNL-Jumbo absetzen konnten. Dann war es Simon Geschke vom Team Giant-Alpecin, der die Verfolgung aufnahm, die beiden Führenden stehen ließ und als alleiniger Spitzenreiter mit allerdings äußerst knappen Vorsprung in die Schlussrunde ging. Er wurde wie erwartet noch von den Topathleten Greipel und Degenkolb eingeholt, von denen ein weiteres Mal Andre Greipel von Lotto-Soudal die schnellsten Beine hatte und John Degenkolb erneut auf den zweiten Platz verwies. Routinier Eric Baumann vom Team Ur-Krostitzer Giant fuhr als Dritter ebenfalls aufs Podium vor den zeitgleichen Simon Geschke, Andreas Schillinger und Matthias Plarre vom Leopard Development Team. 

Mit 33 Sekunden Rückstand kam Lucas Carstensen als bester Berliner auf Platz 13 ins Ziel vor Luca Niederlag, der auf Platz 16 nur 35 Sekunden preisgeben musste. Auch Felix Donath beendete das Rennen auf Rang 38 und verlor dabei 50 Sekunden, nachdem er sich sogar zwei Mal in Ausreißergruppen zeigte.

GreipelMit insgesamt neun Rennen, die ab 9:00 Uhr bis ca. 19:00 Uhr auch vollste Konzentration des Sprechergespanns Robert Bengsch/Sebastian Paddags erforderte und die dabei ihre Aufgabe hervorragend lösten, war es ein umfangreiches Programm, das von Anfänger über Schüler, Jugendfahrer bis hin zu den Jedermännern, Profis und Prominenten-Rennen reichte. Besonders zu erwähnen hierbei der Showsprint zwischen dem Bahnrad-Weltmeister Robert Förstemann und dem Inlineskate-Ass Tobias Hecht, den Förstemann nach drei Durchgängen über jeweils ca. 100 Meter äußerst knapp mit 2:1 für sich entschied.

KanoneDen Abschluß des Renntages bildete ein ganz stark besetztes Prominenten-Rennen über knapp 20 Kilometer, an dem u.a. Wolfgang Lötzsch, Olaf Ludwig, Uwe Raab, Torsten Hiekmann, Andre Schulze, Enrico Poitschke, Lars Wackernagel, Jürgen Werner und auch Emanuel Raasch und Robert Förstemann teilnahmen. Sieger des Rennens aber wurde der bereits 71-jährige Siegfried Huster, in den Jahren 1965 bis 1968 mehrmaliger Meister der ehemaligen DDR, der zwei Sekunden Vorsprung ins Ziel rettete, bevor Olaf Ludwig den Spurt der Verfolger vor Torsten Hiekmann gewann.

Die Fahrt nach Thüringen hat sich allemal gelohnt und es bleibt zu hoffen, dass ein derartiges Event auch einmal in einer Großstadt wie Berlin möglich ist. Mit Stars wie Greipel, Degenkolb, Kittel oder Martin und natürlich dem Berliner Simon Geschke sollte doch auch in der Hauptstadt entsprechendes Zuschauerinteresse vorhanden sein. Ein Mann wie der unverwüstliche Hein-Detlef Ewald hat es vor Jahren möglich gemacht und daran sollte doch wieder einmal angeknüpft werden.

Text: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: TBK Thüringen Open 2015 

> zur turus-Fotostrecke: Apres Tour Gera 2015

 

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