Die im Vorfeld der 63. Tour de Berlin entstandenen Streckenprobleme, die letztlich dazu führten, dass die vorgesehene Schlussetappe Berlin-Premnitz-Berlin komplett abgesagt werden musste, waren ausschlaggebend dafür, dass die Tour in diesem Jahr bei Rund um Rudow zu Ende ging. Nach dem Startschuß der neuen Neuköllner Bürgermeisterin Dr. Franziska Giffey, die von Berlins Radsportpräsident Günter Polauke und Klaus Waclawik, jahrelang im Bund Deutscher Radfahrer für die Jugend tätig, assistiert wurde, gingen die verbliebenen 97 Fahrer auf die 146,4 km Distanz, die in 12 Runden zu je 12,2 km zu bewältigen war.
Rund in Rudow erstmals als Schlussetappe: Walscheid ist Tagesschnellster
Am Ende der ersten Runde sprintete ein geschlossenes Hauptfeld um die ersten Wertungspunkte, die sich der Niederländer Twan Brusselman vom Cyclingteam Jo Piels vor dem Österreicher Michael Taferner von WSA Greenlife und dem Norweger Oscar Landa sicherte. Bei der zweiten Zieldurchfahrt führte eine dreiköpfige Spitzengruppe mit dem Berliner Florian Kretschy vom KED-Stevens Team, dem Briten Gabriel Cullaigh und Alexander Küsters vom Team Rose NRW, die vor dem Hauptfeld bereits einen Vorsprung von 1:30 Minuten herausgefahren hatten. Dieses Trio ließ man ziehen und die Drei harmonierten prächtig und vergrößerten ihren Vorsprung bis auf maximal 3:32 Minuten, während der Kasache Yuriy Natarov noch zunächst allein die Verfolgung aufnahm, zwischen sich und dem Hauptfeld immerhin 50 Sekunden legte, aber dennoch schon wieder ausgangs der fünften Runde vom Feld geschluckt wurde.
Ab der achten Runde wurde im Feld das Tempo verschärft und der Vorsprung der drei Spitzenreiter schmolz allmählich, nachdem diese in den zwischenzeitlichen Wertungsspurts die Punkte unter sich ausmachten und dabei der Berliner Florian Kretschy so viel Punkte erspurtete, dass ihm das Sprinttrikot nicht mehr zu nehmen war. Ein toller Teilerfolg des jungen Berliners, dessen Leistungskurve in dieser Saison stark nach oben zeigt.
Am Ziel der 10. Runde hatte sich der Vorsprung auf 1:16 Minuten reduziert und dann war es der Brite Gabriel Cullaigh der allein noch einmal sein Glück versuchte und eingangs der Schlussrunde noch 27 Sekunden vor dem Feld lag. Somit deutete alles auf einen Massenspurt hin, den wie im Vorjahr der Deutsche U 23-Straßenmeister Maximilian Walscheid gewinnen konnte und dabei den Briten Christopher Latham und Pascal Ackermann vom rad-net ROSE Team auf die Plätze verwies. Der sympathische Maximilian Walscheid bekam für seinen Spurtsieg noch eine Zeitgutschrift von 10 Sekunden, aber das reichte nicht ganz, um den Niederländer Steven Lammertink von SEG Racing aus der Spitzenposition der Gesamtwertung zu verdrängen. Am Ende waren es fünf Sekunden, die Lammertink gegen Walscheid noch behaupten konnte, während der Belgier Aime de Gendt von EFC-ETIXX als Drittplatzierter 21 Sekunden Rückstand aufwies.
Am letzten Tag fuhr besonders Florian Kretschy ein starkes Rennen, der nicht nur als bester Berliner mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde, sondern durch die vielen erspurteten Wertungspunkte noch das Graue Sprinttrikot in Empfang nehmen konnte. Das Rote Trikot für den aktivsten Fahrer ging nach Österreich an Michael Taferner und das Weiße Trikot für den besten Nachwuchsfahrer holte sich der Belgier Senne Leysen von Lotto Soudal. In der Mannschaftswertung blieb das SEG Racing Team vorn, während die weiteren Podiumsplätze an Kuota-Lotto und Lotto Soudal gingen. Das Berliner KED-Stevens Team wurde am Ende auf Platz 14 notiert und konnte sich dabei insbesondere durch Florian Kretschy am Schlusstag in Szene setzen und so in diesem starken Fahrerfeld wenigstens einen Teilerfolg erzielen.
Eine insgesamt gelungene Tour de Berlin ist nun schon wieder Geschichte und es gilt mit Optimismus vorauszuschauen auf das nächste Jahr mit hoffentlich auch wieder einer 5. Etappe, die in diesem Jahr von etlichen Fans vermißt wurde.
Text: Bernd Mülle
Fotos: Arne Mill