Lars Petter Nordhaug gewinnt Erstauflage der Tour de Yorkshire

AM Updated 07 Mai 2015
Lars Petter Nordhaug gewinnt Erstauflage der Tour de Yorkshire

TourDer Ausflug der Tour de France 2014 nach „God´s Own Country“ war mehr als ein toller Erfolg. Die Bilder von den beiden Auftaktetappen aus dem vergangenen Jahr, wo die Leute am Straßenrand in den Ortschaften und in den Anstiegen in 10er, 15er und 20er Reihen standen, ist den meisten sicherlich lebhaft im Gedächtnis haften geblieben. Viele bunt geschmückte Hauser und eine Begeisterung die ihresgleichen sucht, veranlasste die Organisatoren der Tour de France - ASO (Amaury Sport Organisation) eine dreitägige Rundfahrt durch die größte Grafschaft Nordenglands zu veranstalten.

Getreu nach dem ursprünglichen Gedanken wir holen die entlegensten Gebiete Frankreichs nach Paris, ließ sich dieses Konzept auch 112 Jahre nach der Erstaustragung des bedeutendsten Radrennens der Welt perfekt auf die britische Insel übertragen. Unter dem großen „Y“, welches als Synonym für die Region Yorkshire steht, wurde ein Markenzeichen für einen wahren Tourismusmagneten kreiert.

TourNeben Fußball, Rugby, Cricket und Pferderennen hat sich nun auch der Radsport als feste Größe etabliert und erfreut sich einer riesigen Massenbegeisterung die sowohl der Region als auch der ASO eine menge Geld in die Kassen spült. Grund genug für die ASO einen Zehnjahresvertrag mit den Organisatoren abzuschließen mit dem Ziel, die dreitägige 2.1 Rundfahrt bis in die World Tour zu pushen.

Ein ehrgeiziges Ziel welches mit einer unglaublichen Professionalität angegangen wurde. Die ASO war mit ihrem gesamten Fuhrpark und Equipment der Tour de France auf der Insel vertreten und auch der Direktor, Christian Prudhomme leitete die Geschicke der Rundfahrt an allen drei Tagen höchst persönlich.

EnglandKein Wunder denn ganz Großbritannien befindet sich derzeit, egal ob Bahn, Cross- oder Straßenradsport in einem richtigen Radsportfieber und so wurde den französischen Herrschaften vom Festland auch in Yorkshire nach 2014 im wahrsten Sinne des Wortes der rote Teppich ausgerollt. Man empfindet es als eine große Ehre, dass unter französischer Federführung ein solches Radsportgroßevent ausgetragen wird und so kannte die Fantasie und Begeisterung bei der Bevölkerung wie schon im Vorjahr keine Grenzen.

Alte Fahrräder wurden in den Farben des Leadertrikots hellblau-gelb lackiert, kaum ein  Haus entlang der Strecke welches nicht mit einem hellblau-gelben Fahrrad und Fähnchen geschmückt war. Die Situation erinnerte ein wenig an den 1. Mai in der ehemaligen DDR mit dem Unterschied, dass alles hier freiwillig geschieht und nicht auf angeordnete Staatsdoktrin. Es war beeindruckend zu sehen, was Radsport bewegen kann, wenn alle an einem Strang ziehen. 

Neben dem außergewöhnlichen Ambiente präsentierte man dem Publikum ein erlesenes Starterfeld mit 5 Pro Tour Mannschaften: BMC, IAM, Giant-Alpecin, Lotto NL und SKY, 6 Pro Kontinentalteams: Cofidis, Cult-Energy, MTN-Qhubeka, Europcar, Roompot und Topsport Vlaanderen, 6 britische Kontinentalteams: JLT Condor, Madison Genesis, NFTO, ONE Pro Cycling, Raleigh GAC, dem neugegründeten Team Wiggins und dem Nationalauswahlteam GB.

1. Etappe von Bridlington nach Scarborough

yorkWer wirklich bislang geglaubt hat, dass England ein flaches langweiliges Land ist, dem sei dieser Zahn endgültig gezogen. Die Region Yorkshire bietet mit seinen weiten Hügel- und Hochmoorlandschaften die härtesten Anstiege innerhalb der Kalksteingebirgsketten entlang der Ostküstenregion mit Steigungen bis zu 33%. Zwar sind die Anstiege „nur“ zwischen 0,5 – 4 Kilometer lang, doch die Spitzensteigungen haben es wirklich in sich. Hinzu kommen die engen, winkligen, unübersichtlichen Straßen, mit technisch sehr anspruchsvollen Abfahren. Das Wetter um diese Jahreszeit macht das Radfahren nicht gerade angenehmer. Rauer Seewind mit immer wieder starken Schauern bei recht kühlen Temperaturen unter 10°C sind nicht gerade das, was die meisten Radfahrer unbedingt mögen.

yorkDas musste auch einer der Publikumslieblinge Marcel Kittel erkennen, der nach seiner langen Viruserkrankung am Start in Bridlington noch recht guter Dinge, seinen Wiedereinstieg in die Saison verkündete und ein paar Wettkampfkilometer sammeln wollte. Kittel konnte im vergangenen Jahr die Auftaktetappe der Tour de France von Leeds nach Harrogate gewinnen und erntete neben den Ehrungen des Prinzenpaares William und Kate auch die Sympathien des Publikums.

yorkDoch auf dem ersten Tagesabschnitt der Erstaustragung der Tour de Yorkshire war er bereits nach 100 Kilometern über 6 Minuten hinter dem Feld zurück und stieg resignierend in den Teamwagen. Ganz andere Probleme hatte der Chef und Namensgeber des neugegründeten Kontinentalteams Wiggins. Dauerbelagerungszustand vor seinem Camper und unzählige begeisterte Fans die dem Ritter der Queen dutzende Handys mit Selfiewünschen vor die Nase hielten veranlasste die Organisatoren schließlich, ihm drei Bodyguards zur Seite zu stellen damit er wenigstens den Weg zur Teampräsentation und zum Einschreiben fand.

Dort gab er sich trotz all des Trubels relativ gelassen und verkündete mit typisch trockenem britischen Humor, dass die Toilette in seinem Camper nicht funktionieren würde und er und sein Team deshalb für ein sehr schnelles Rennen sorgen würden.

yorkGesagt getan kurz nach dem Start vor fantastischer Kulisse auf dem Strandboulevard entlang des alten Fischerhafens von Bridlington, bildete sich eine 5köpfige Spitzengruppe der auch Mark Christian vom Team Wiggins angehörte. Man hielt Wort, denn die Ausreißer waren in der ersten Rennhälfte deutlich vor der schnellsten angegebenen Zwischenzeit unterwegs. Man gewährte ihnen einen Maximalvorsprung von 6 Minuten. Neben Cristian waren auch noch zwei weitere Fahrer aus britischen KT-Teams mit dem Iren Eddie Dunbar vom Team NFTO und dem Briten Tom Stewart vom Team Madison Genesis in der Spitzengruppe vertreten die von dem französischen Cofidis Fahrer Loic Chetout und dem Dänen Rasmus Christian Quaade vom Team Cult Energy Pro Cycling komplettiert wurde.

Im Hauptfeld übernahm das Team SKY die Kontrolle und sorgte gut 50 Kilometer vor dem Ziel dafür, dass die Ausreißer gestellt wurden. Auf der welligen Küstenstraße von Robin Hood´s Bay in Richtung Scarborough wurde das Feld in mehrere große Splittergruppen zerteilt und fünf Kilometer vor dem Ziel, im letzten kleinen scharfen Anstieg war es der Spanier Samuel Sanchez vom BMC Racing Team und der Franzose Thomas Vöckler vom Team Europcar, die die Initiative ergriffen. Hinzu gesellten sich die beiden SKY Fahrer Philip Deignan aus Irland und der Norweger Lars Petter Nordhaug sowie der Franzose Stepháne Rosetto vom Team Cofidis Solution Credits.

yorkDie fünf Fahrer bogen als erste mit einem Vorsprung von über einer Minute auf die Zielgerade entlang der Küstenstraße von Scarborough ein. Sanchez und Rosetto versuchten von vorn das Rennen zu entscheiden doch der Norweger Nordhaug hatte die schnelleren Beine und zog den Franzosen Vöckler in seinem Windschatten noch auf Rang 2. Dritter wurde Rosetto, Vierter Sanchez und den 5. Platz belegte Deignan. Den Sprint der Verfolgergruppe entschied der Belgier Greg van Avermaet vom BMC Racing Team für sich.

2. Etappe von Selby nach York

Der Pferderennsport im Königreich hat eine lange Tradition und so war die Rennbahn von York schon zum Tourauftakt im vergangenen Jahr ein spektakulärer Startort der Zweiten Etappe von York nach Sheffield. In diesem Jahr bildete die lange Gerade am Horse Racecourse das Finale der 2. Tour de Yorkshire Etappe.

2. etappeDer 2. Tagesabschnitt war im Vergleich zu den beiden anderen Etappen relativ flach und streifte lediglich im mittleren Teil die Hügelkette von East Riding of Yorkshire. Die Entscheidung würde also im Massensprint auf der zweimal zu umfahrenden Schlussrunde durch die Straßen von York fallen. 

Die Etappe wurde aber zuvor lange von einer achtköpfigen Spitzengruppe bestimmt, von der der Belgier Bert de Backer vom Team Giant Alpecin als letzter Fahrer 10 Kilometer vor dem Ziel gestellt wurde. Zwischenzeitlich hatten sich der Brite Andrew Tennant vom Team Wiggins, der Franzose Giovanni Bernaudeau vom Team Europcar, der Belgier Stijn Steels vom Team Topsport Vlaanderen – Baloise, der Ire Matt Brammeier vom Team MTN Qhubeka, der Niederländer Ivar Slik vom Team Roompot Oranje Peloton, der Brite Mark McNally vom Team Madison Genesis und der Franzose Nicolas Edet vom Team Cofidis Solution Credits sieben Minuten vor dem Feld absetzen können.

MorenoIm Peloton war es neben dem Team SKY auch die niederländische Formation Team Lotto NL Jumbo, die sich maßgeblich an der Nachführarbeit beteiligte, was sich am Ende auszahlen sollte, denn der Niederländer Moreno Hofland bescherte dem Team den ersten Sieg der Saison vor dem Italiener Matteo Pelucchi vom Team IAM Cycling und seinem niederländischen Landsmann Ramon Sinkeldam vom Team Giant Alpecin. So fand hinter dem Zielstrich auch der deutsche Teamkollege von Hofland, Robert Wagner sein Lächeln zurück, denn er war an dem Befreiungsschlag des Teams maßgeblich beteiligt.

3. Etappe von Wakefield nach Leeds

KidsDie Dritte und letzte Etappe hatte es noch einmal richtig in sich. Sechs Anstiege mit 1,3 -4,1 Km Länge galt es auf dem 167 Kilometer langen Abschnitt zu bewältigen. Unter anderem die alte Main Street Pflasterstraße von Haworth, wo die Leute dicht gedrängt in der schmalen Gasse, gesäumt von den alten, bunt geschmückten Häuserfassaden standen, was auch bei den Akteuren für richtiges Gänsehautfeeling sorgte. Hier entfaltete sich noch einmal die Atmosphäre wie zur Tour de France 2014 als das Peloton die Passage an gleicher Stelle passierte.

yorkBestimmt wurde auch der letzte Tag wieder durch eine siebenköpfige Fluchtgruppe mit dem US Amerikaner Lawson Craddock vom Team Giant Alpecin, dem Norweger Sondre Holst Enger vom IAM Cycling Team, erneut dem Dänen Rasmus Christian Quaade vom Cult Energy Pro Cycling Team, dem Briten Ian Bibby vom Team NFTO, dem Südafrikaner Reinhardt Janse van Rensburg vom Team MTN Qhubeka, dem Franzosen Nicolas Edet vom Team Cofidis Solution Credits und dem Briten James McLaughlin vom Team Madison Genesis. Anders als bei den Etappen zuvor sah es so aus, als wenn zumindest einer der Ausreißer an diesem Tag durchkommen würde. 

yorkDer US Amerikaner Lawson Craddock vom Team Giant Alpecin wehrte sich bis zum Ende doch wenige Kilometer vor dem Ziel attackierte der Belgier Ben Hermans vom BMC Racing Team aus der Verfolgergruppe heraus, flog an Craddock heran und zog sofort an dem US Boy vorbei. Hermans siegte im Alleingang und sein Teamkollege und Landsmann Greg van Avermaet setzte sich im Sprint der Verfolgergruppe durch, in der auch der Gesamtführende Norweger Lars Petter Nordhaug vom Team SKY war. Nordhaug holte sich somit den ersten Gesamtsieg der Tour de Yorkshire vor dem Spanier Samuel Sanchez vom BMC Racing Team und dem Franzosen Thomas Vöckler vom Team Europcar.

BenDer Franzose Nicolas Edet vom Team Cofidis schlüpfte durch seinen Ausritt in der Spitzengruppe am letzten Tag in das Trikot des besten Bergfahrers und Ian Bibby vom Team NFTO durfte das Trikot des Aktivsten bzw. angriffslustigsten Fahrers überstreifen. Nordhaug sicherte sich neben dem Gesamtsieg auch das Grüne Trikot des punktbesten Sprinters und die Mannschaftswertung, gesponsert von der Polizei von Yorkshire ging an das britische Team SKY.

Neben der Tour of Britain vom 6. bis zum 13. September 2015 hat Großbritannien nun eine zweite hochkarätige Rundfahrt und der Straßenradsport auf der Insel ist weiter auf dem Vormarsch.

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Tour de Yorkshire 2015

Inhalt über die Radrennfahrer:
  • Lars Petter Nordhaug
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Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Straßenrennen
Name des Radrennens
  • Tour de Yorkshire

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