Otto Ziege ist verstorben: Rückblick auf ein Leben für den Radsport

AM Updated 11 November 2014
Otto Ziege ist verstorben: Rückblick auf ein Leben für den Radsport

otto ZiegeAm 14. Juni 1926 in Berlin geboren verstarb der Ehrenpräsident des Berliner Radsport Verband e.V. (BRV), Otto Ziege, im gesegneten Alter von 88 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. In der Nacht zum Samstag war sein vergeblicher Kampf gegen die böse Krankheit zu Ende. Die bescheidene, ruhige und immer freundliche „Radsport-Legende von der Tankstelle“ konnte auf ein wundervolles Leben zurückblicken, das ihm den Abschied in den Armen seiner Frau Ingrid, die er bei einem Radrennen auf der Avus kennengelernt hatte, nach eigenen Aussagen leicht machte. Als waschechter Spreeathener hatte er das Herz auf dem rechten Fleck und dazu eine liebenswerte Art, mit der er stets auf die zu lösenden Fragen eine Antwort parat hatte. 

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Otto Ziege, in Charlottenburg aufgewachsen, war zunächst als Jugendfahrer beim BBC Germania aktiv, wo auch der legendäre Conny Rux in die Pedalen trat. Als Berufsfahrer war er später beim Dürkopp-Rennstall und wurde 1949 Deutscher Straßenmeister. Es folgten die Vizemeisterschaft der Steher im Jahre 1952 und insgesamt 32 Sechstagestarts, in denen er vier zweite Plätze belegte, u.a. mit dem ebenfalls in diesem Jahr verstorbenen Italiener Fernando Terruzzi 1956 im legendären Berliner Sportpalast. Er war hier als Lokalmatador Publikumsmagnet und trug die beliebte „Schwarze Acht“ auf dem Rücken. 

Nach Beendigung seiner sportlichen Karriere im Jahre 1956 eröffnete er zusammen mit seiner Frau eine Tankstelle an der Ecke Leibniz-/Mommsenstraße, kam aber von seinem geliebten Radsport nicht los, als ihn der Veranstalter des Berliner Sechstagerennens, Max Knaack, 1958 als Sportlichen Leiter verpflichtete. Er hatte diese Rolle sowohl im Sportpalast als auch später in der Deutschlandhalle bis 1990 inne und darüber hinaus auch zwei Jahrzehnte in der Dortmunder Westfalenhalle. Nur einmal musste er 1968 passen, als er die deutschen Straßenfahrer als Bundestrainer bei den Olympischen Spielen in Mexiko betreute.

Dank seines unermüdlichen Engagements und seiner Hilfsbereitschaft, die für ihn immer oberste Priorität besaß, war es nicht verwunderlich, dass ihm viele Ehrungen zuteil wurden. Nach vier Jahren als Bundestrainer und etlichen Jahren als Präsident des BRV wurde er nach dem Ausscheiden aus diesem Amt zum Ehrenpräsidenten ernannt. Als ein Mann, dem keine Aufgabe zuviel wurde, hat er niemals geklagt, sondern einfach nur angepackt und die Dinge ins rechte Lot gebracht. So war er 1987 Leiter des Organisationsbüros für den Start der Tour de France in Berlin und zehn Jahre später selbstverständlich dabei, als es galt, das Berliner Sechstagerennen wiederzubeleben.

Er war stolz, dass er gemeinsam mit dem Team um Heinz Seesing das Sechstagerennen im Velodrom aufbauen und zum Erfolg führen konnte. Nach der Staffelübergabe an Dieter Stein im Jahre 2005 stand er diesem noch zwei Jahre mit Rat und Tat weiterhin zur Verfügung und war stets gern gesehener Gast bei allen Radsportevents in seiner Heimatstadt. Wer erinnert sich nicht an dem äußerst emotionalen Augenblick, als er gemeinsam mit Olaf Ludwig und Jens Voigt das 100. Berliner Sixdays anschoss? 

Für sein Lebenswerk wurde er 2001 mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet und drei Jahre später erhielt er auch das Goldene Band des Verbandes der Berliner Sportjournalisten.

Ein Großer, nicht nur des Berliner Radsports, ist von uns gegangen und wir werden sein Andenken stets in Ehren halten. Beim diesjährigen Bundesligafinale der U 23 Mitte September, wo er als Schirmherr fungierte, gab er noch den Startschuß ab und erinnerte sich in diversen Gesprächen mit Weggefährten an viele Geschichten, die sein geliebter Radsport schrieb.

Die Berliner Radsportfamilie trauert um Otto Ziege. 

Text: In Zusammenarbeit mit dem Präsidium des Berliner Radsport Verband e.V.          

Fotos: Arne Mill

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