Amsterdam ist eines der kleineren Sechstagerennen. Das Velodrom fasst gerade einmal 2000 Zuschauer. Da ist man immer wieder erstaunt, welch vergleichsweise starkes Fahrerfeld unsere niederländischen Nachbarn jedes Jahr verpflichten. Allen voran natürlich der Paris - Roubaix Gewinner Niki Terpstra, der in diesem Jahr die wohl erfolgreichste Saison seiner Karriere hingelegt hat. Neben dem Sieg des härtesten Eintagesklassikers siegte der Niederländer aus dem Team Omega Pharma Quick Step auch beim belgischen Klassiker Dwars Door Vlaanderen, wurde Zweiter im E3 Harelbeke Prijs, gewann die Tour of Qatar und gleich zum Jahresauftakt siegte er nach 2011 und 2013 zum dritten Mal mit seinem Teamkollegen, dem Belgier Iljo Keisse, beim Sechstagerennen von Rotterdam.
Zesdaagse van Amsterdam 2014: Rückblick und Analyse
Für den jungen Niederländer Yoeri Havik, war es daher nicht nur eine besondere Ehre, sondern auch eine anspruchsvolle Aufgabe, den hohen Erwartungen gerecht zu werden. Diese schienen bereits in der zweiten Nacht regelrecht zerschmettert zu werden, als sein Großvater und Schrittmacher Cees Stam im ersten Derny-Rennen des Abends stürzte und dabei seinen Enkel und den guten Freund und Landsmann von Havik – Nick Stöpler - mit zu Boden riss.
Der deutsche Schrittmacher Peter Bäuerlein hatte keine Chance mehr zu reagieren und fuhr regelrecht in Stam hinein, wobei er ebenfalls zu Fall kam. Stam wurde mit schweren Verletzungen und bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert. Heute nach fünf Tagen vermeldeten die Angehörigen, dass der 69jährige aus dem Koma erwacht ist und auf Ansprache mit leichtem Nicken reagieren kann. Die anderen Beteiligten kamen aus diesem Horrorsturz mit Abschürfungen und Prellungen davon. Das Rennen wurde danach am Dienstagabend sofort abgebrochen.
Die Organisatoren entschieden jedoch die Veranstaltung am Mittwoch fortzusetzen, wo das Team mit Leif Lampater und Nick Stöpler die Führung übernehmen konnten. Auch die beiden jungen Fahrer, mit dem Berliner Sebastian Wotschke, der mit dem Tschechen Denis Rugovac ins Rennen ging, beides sehr erfolgreiche Nachwuchstalente aus den UIV Cups der vergangenen Jahre, konnten sich auf einem hervorragenden fünften Gesamtrang festsetzen.
Das Sportprogramm war für die 12 Mannschaften recht anspruchsvoll und stramm gestrickt, da keine Sprinter, Frauen oder andere Wettbewerbe auf dem Programm standen, hieß es 3 ½ Stunden jeden Tag voll ranklotzen. Auch das Team mit dem niederländischen Lotto Belisol Fahrer Pim Ligthart der bei der diesjährigen Spanienrundfahrt in der Hitze von 45°C an zwei darauffolgenden Tagen einen Soloritt der Extraklasse (einen davon an der Seite von Tony Martin) hinlegte und dem Belgier Jasper de Buyst (Topsport Vlaanderen – Baloise), sowie die beiden Dänen Alex Rasmussen und Marc Hester schenkten sich nichts und drückten gerade in der vierten Nacht ordentlich auf die Tube, in der die nachfolgenden Formationen ordentlich Federn lassen mussten.
Leif Lampater ging am Finaltag mit seinem niederländischen Partner Nick Stöpler als Führungsteam in die letzte Jagd, allerdings verloren sie eine Runde und da ihr Punktekonto nicht ganz so gut gefüllt war, zogen Ligthart und de Buyst auch noch vorbei. Beide zeigten sich mit Rang 3 am Ende dennoch recht zufrieden. Yoeri Havik widmete den Sieg seinem Großvater Cees Stam. Es war sein erster in einem großen Sechstagerennen.
Der Berliner Sebastian Wotschke büßte mit seinem tschechischen Partner Denis Rugovac auch noch einen Platz ein und landete hinter Melvin Boskamp und Jesper Asselman auf Rang 6 immerhin noch vor dem australischen Olympiasieger und Weltmeister von 2004 in der Mannschaftsverfolgung Luke Roberts und dem niederländischen Vizeweltmeister im Omnium Tim Veldt. Roberts wird in Bremen sein letztes Rennen bestreiten, bevor er endgültig die Rennszene als Fahrer verlässt und in die Sportliche Leitung des dänischen Zweitligisten Cult Energy Vital Water wechseln wird.
turus. net ist beim nächsten Sechstagerennen in Gent wieder vor Ort, wo der Sprintstar Mark Cavendish seine Startzusage gegeben hat und schon fleißig mit seinem Partner Iljo Keisse in der Eddy Merckx Arena trainiert.
Fotos: Arne Mill
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