103. Berliner Sechstagerennen: 12.500 Zuschauer erleben stimmungsvollen Auftaktabend

Manch einer hatte vor drei Jahren geunkt, dass nach dem 100. Geburtstag des Berliner Sechstagerennens die Luft raus sein könnte. Dass dem nicht so ist, wurde am gestrigen Abend eindrucksvoll bewiesen. 12.500 Zuschauer fanden den Weg ins Velodrom an der Landsberger Allee und sorgten phasenweise für echte Gänsehautatmosphäre. Dass die Ränge nach 23 Uhr leerer wurden, lag allein an der Tatsache, dass es sich um einen Donnerstag handelte. Die Partynächte folgen in der Regel am Freitag und Samstag, in denen auch nach Mitternacht im weiten Rund verweilt wird und die Fahrer auf dem Rund angefeuert werden.

Stichwort Feuer. Nach den Wettkämpfen der U17 und U23 sowie der Präsentation der Elite-Fahrer der diesjährigen Berliner Six Days durften Innensenator Frank Henkel, Axel Lange, Uwe Seeler und Franz Beckenbauer zu den Pistolen greifen. Der Startschuss erfolgte und aus Beckenbauers Pistole flammte es kräftig hervor. Freudige Gesichter bei allen Beteiligten. Der Auftakt ist geglückt. Ein Medienrummel wie es im Buche steht. Keine Frage, das Berliner Sechstagerennen hat noch immer seinen festen Platz in der deutschen Hauptstadt.

Bevor das Velodrom pünktlich um 18 Uhr für die Zuschauer geöffnet wurde, trat die U23 im Rahmen des UIV-Cups zum Punktefahren an. Es folgte im Anschluss das 50 Runden Punktefahren der U17 (Omnium für Jugendfahrer). Nach 12,5 Kilometern konnte die erste Siegerehrung des Abends über die Bühne gebracht werden. Erster der U17 wurde Andreas Kron aus Dänermark, Zweiter wurde Felix Groß, auf dem dritten Rang landete Karlo Brüser. Unter den Augen der ersten hineinströmenden Zuschauer wurde das 30 Minuten Madison der U23 ausgetragen. Der Nachwuchs gab sein Bestes und ging von Beginn an in die Vollen. Begeistert zeigte sich Radsportlegende Werner Otto. Das sei noch echter Radsport, die Jungs quälen sich noch richtig, ließ er mit einem Lächeln verlauten.

Gewinnen konnte diesen Wettbewerb das Duo Didier Casper & Melvin van Zijl aus den Niederlanden, das auch in der Gesamtwertung nach dem ersten Tag vorn liegt. Zweiter der Gesamtwertung sind die Fahrer Rafal Jeziorski und Wojciech Pszczolarski aus Polen, die zuvor beim Punktefahren volle Beute einholen konnten. Dritter der Gesamtwertung sind Mathias Krigbaum und Busk Helleskov aus Dänemark, die beim Madison den zweiten Rang einfahren konnten. Die deutschen Fahrer Nils Politt und Achim Burkart, die beim Madison Dritter wurden, liegen in der Gesamtwertung auf Rang fünf.

Nach dem besagten Startschuss von Beckenbauer, Seeler & Co. ging es bei der Elite in die Vollen. Richtig laut wurde es, als Robert Förstemann im „Wolfram“ Champions Sprint einen neuen Bahnrekord aufstellen konnte. In 16,603 Sekunden war Förstemann die Runde entlanggebrettert. Zweiter wurde Maximilian Levy mit einer Zeit von 12,842 Sekunden. Später am Abend gelang es dem polnischen Fahrer Damian Zielinski im Keirin Wettbewerb den anderen fünf Sprintern davonzueilen und als erster über die Ziellinie zu fahren.

Ebenso eine rekordverdächtige Lautstärke herrschte, als die Steher die letzte Runde des ersten Laufs des ESSO Weltpokals zurücklegten. In einem spannenden Finish konnte sich Robert Retschke mit seinem Schrittmacher Karsten Podlesch den ersten Platz sichern. Zweiter wurde Mario Birrer vor Patrick Kos und Florian Fernow. Für eine Überraschung sorgte im Ladies Cup die 20-jährige Fahrerin Lisa Küllmer, sie gewann das Punktefahren und wurde Dritte beim Ausscheidungsfahren. Jenes konnte die Slowakin Alzbeta Pavlendova für sich entscheiden. Die beiden Favoritinnen Stephanie Pohl und Charlotte Becker liegen indes in der Gesamtwertung auf den Plätzen vier und sieben.

Bei der Männer Elite setzte sich das deutsch-belgische Duo Leif Lampater / Jasper de Buyst mit 62 eingefahrenen Punkten in der Gesamtwertung an die Spitze. Gut möglich, dass dieses Team auch nach der letzten Großen Jagd am sechsten Abend vorn liegen wird. Lampater und de Buyst sind eingespielt und konnten im November letzten Jahres bereits gemeinsam beim Sechstagerennen in Gent triumphieren. Im Gesamtergebnis folgen das Team 4 Kenny de Ketele / Andreas Müller mit 52 Punkten und das Team 12 Robert Bartko / Theo Reinhardt mit 41 Punkten. Die beiden US-Amerikaner Guy East und Daniel Holloway, die immer für ein Späßchen am Rande zu haben sind, liegen in der Gesamtwertung auf Platz 12.

Fotos: Arne Mill

> zur Webseite des UIV-Cup U23

> zu den turus-Fotostrecken: 103. Berliner Sechstagerennen 2014