Die 50. Sixdays Bremen: Leif Lampater und Wim Stroetinga triumphieren

AM 15 Januar 2014
Die 50. Sixdays Bremen: Leif Lampater und Wim Stroetinga triumphieren

Lampater50 Jahre Sechstagerennen in Bremen sind eine recht eigene Geschichte. Denn mit seinem Programm aus Sport und vielfältigem Entertainment stechen die Bremer schon deutlich heraus aus dem Feld der verbliebenen acht Sechstagerennen, die sich unter dem Dach der UIV zusammengeschlossen haben. Das Pflaster für Bahnradsport-Großveranstaltungen ist sehr, sehr hart geworden. Gerade in Deutschland sind viele Traditionsveranstaltungen wie Dortmund, Stuttgart, München oder auch Köln weggebrochen. Wiederbelebungsversuche wie in Hannover und Köln scheiterten kläglich und auch die wenigen Sommerbahnevents haben es nicht gerade leicht. 

BremenDa musste man schon sehr tief in die große Ideenkiste greifen, um das Bremer Publikum in die Halle zu locken und die wenigen Sponsoren, die noch für den Bahnradsport hierzulande zu begeistern sind, bei der Stange zu halten. Denn auch in Bremen gab es Mitte bis Ende des ersten Jahrzehnts im zweiten Jahrtausend rabenschwarze Tage, als nahezu gähnende Leere in der Halle herrschte. Doch mit dem neuen Veranstalter, der Event & Sport Nord, einem jungen Team um Sportdirektor Erik Weispfennig kam 2012 neuer Schwung in die ÖVB Arena. Das Sportprogramm wurde mit einem größeren Anteil an Amateur-, UCI-, und Derny-Rennen aufgepeppt. Erstmals wurden die Frauen mit ins Programm genommen. Die Fahrer mussten sich den Großteil ihrer Punkte und Rundengewinne in den Jagden holen, wodurch des Rennen für die Zuschauer spannend bis zum Finale blieb.

Mickie KrauseSo startete man die Jubiläumsausgabe mit einem extravaganten Leckerbissen, den die Weltklasse Artisten des GOP Varieté Theaters Bremen in einer erstmals dagewesenen schwungvollen Show aus Trampolin- und Sportakrobatik darboten. Für die Schowacts an den einzelnen Abenden sorgten die Ballermann-Helden Mickie Krause und Jürgen Drews, die den Fans in der Halle ordentlich einheizten. Klaus und Klaus, die nach zweijähriger Pause reaktiviert wurden, Boney M und natürlich die rockende Radfahrerlegende Danny Clark, der extra für den Startschuss und das Showprogramm aus Australien eingeflogen wurde, komplettierten die Höhepunkte abseits des Lattenovals. Aber Bremen ist mittlerweile auch bekannt für die vielen Partys in den einzelnen Hallen abseits der Bahn, wo bis spät in die Nacht gefeiert wird. Der Slogan aus alten Zeiten „Sechs Tage, Sechs Nächte“ findet, wenn auch nicht mehr im traditionellen Sinne, in Bremen noch am ehesten Anwendung.

BremenIm Sportprogramm hatte man ein recht gutes ausgeglichenes Fahrerfeld, bestehend vor allem aus den bekannten heimischen Sixdays-Fahrern wie Robert Bartko, der mit dem Berliner und Vorjahresieger Marcel Kalz ins Rennen ging, Leif Lampater, der den schnellen Niederländer Wim Stroetinga an seiner Seite hatte, Christian Grasmann, der für den verletzten Morgan Kneisky mit dem amtierenden Weltmeister Vivien Brisse aus Frankreich ein Team bildet, der für Österreich startende Berliner Andreas Müller, der mit dem erfahrenen dänischen Sixdays Fahrer Marc Hester am Start war, aber auch die jungen Wilden bekamen im Bremer Rennerfeld die Chance sich mit den Profis zu messen. Allen voran natürlich Nico Heßlich. Er hatte im vergangenen Jahr an der Seite des Schweizers Samuel Horstmann den UIV Cup, das Nachwuchsrennen der U23 Fahrer, gewonnen. In der Saison 2013/14 waren die beiden Berliner Sebastian Wotschke und Hans Pirius die Überflieger im Nachwuchswettbewerb von Gent und Rotterdam, wo sie jeweils einen überlegenen Sieg im UIV Cup einfuhren. Somit sind die beiden nicht nur im Profifeld von Bremen gesetzt gewesen, sondern werden auch in Berlin im Hauptwettbewerb am Start sein.

Marcel BarthIm Sechstage-Zirkus von Bremen durfte natürlich auch der Vorjahressieger aus der Schweiz, der Liebling der Damenwelt Franco Marvulli nicht fehlen. Ganz besonders, da er in diesem Jahr auf Abschiedstournee ist, und natürlich mit Mr. Rocket Men Tristan Marguet den ZF Rekord von Bremen setzen wollte.
Wenn man über die Sixdays von Bremen und Berlin spricht, darf man natürlich Marcel „Baller“ Barth nicht vergessen. Er ist der Party-Anpeitscher im Peloton und gesetzter Sieger des Laola-Sprints. Seine Kostümierungen und Outfits der letzten Jahre sind legendär und prägen den Charakter der Sixdays in Bremen und Berlin maßgeblich. Er war in Bremen mit Erik Mohs am Start.

Ein Erlebnis der ganz besonderen Art waren die Bremer Sixdays aber für die Frauen. Sie sind das dritte Jahr fester Bestandteil im Hauptprogramm und haben ihren Auftritt jeweils am Samstag und am Sonntag in einem Omnium (Mehrkampf) Wettbewerb bestehend aus Scratch, Punkte- und Ausscheidungsfahren plus einem Derny-Rennen am Sonntag.

FrauenSie sind ja meist dazu verdammt ihre Wettkämpfe unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen. Da war es eine schöne Geste des Veranstalters vor allem die jungen deutschen Talente wie Isabell Linda Seif, Sofie Mangertseder, Lisa Carolin Happke oder auch die dänische Junioren Weltmeisterin im Straßenrennen Amalie Dideriksen und die 18-jährige Belgierin Molly Meyvisch zu verpflichten, um ihnen einmal die Atmosphäre vor einem begeisterten Publikum zu fahren, zuteil werden zu lassen.
„Sixdays Bremen, hört bitte nie wieder auf“, schrieb die 16-jährige Isabell Linda Seif, die derzeit an der Sportschule in Kaiserslautern für das Juniorinnenteam des Landesverbandes Baden Württemberg, genau wie die Bayerin Sofie Mangertseder, unterwegs ist. Dieser eine Satz beschreibt die Begeisterung der Mädels wohl am allerdeutlichsten, die das leider nur viel zu selten - sprich ein-, zweimal im Jahr - erleben dürfen.

FrauenÜberlegene Siegerin im Wettbewerb der Frauen war die Dänin Julie Leth vor der Niederländerin Kelly Markus und Amalie Dideriksen, ebenfalls aus Dänemark.
Doch viel wichtiger als ein Sieg in Bremen war für die, vor allem jungen Fahrerinnen, sich und den Frauenradsport als attraktiven Gesamteventbestadteil zu präsentieren und zu zeigen, dass sie ebenfalls Rad fahren können und Spaß daran haben.

Ähnliches gilt auch für die Paracycling Tandem Fahrer, die zum ersten Mal die Möglichkeit hatten, bei einem Sixdays Event teilzunehmen. Christrian Vaith wurde von Marcel Kalz pelotiert und Tim Kleinwächter von Erik Mohs. Die beiden sehbehinderten Sportler möchten sich unbedingt für die Paralympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro empfehlen. So waren die Sixdays Bremen eine gute Chance für Vaith und Kleinwächter ihren Sport einem breiten Publikum zu präsentieren.

AckermannIm UIV Cup der U23-Fahrer war die Konkurrenz wie schon in Amsterdam, Gent und Rotterdam sehr knackig. Auch wenn Hans Pirius und Sebastian Wotschke, die Doppelsieger von Gent und Rotterdam, in Bremen fürs Profifeld gesetzt waren, war die Konkurrenz dahinter stark besetzt. Allen voran die beiden Niederländer Didier Caspers und Melvin van Zijl, die UIV Cup Gesamtsieger des Vorjahres. Doch sie mussten den beiden Zweitplatzierten von Rotterdam, Pascal Ackermann und Stefan Schneider, den Vortritt lassen. Der Fahrer vom rad net ROSE Team und sein Partner vom Verein Cölner Straßenfahrer setzten sich im Finale souverän gegen die beiden Niederländer durch und gewannen mit 21 Punkten Vorsprung. Rang 3 ebenfalls in der Nullrunde holten sich Achim Burkart (Rudy Project Racing Team) und Nils Politt (vom Team Stoelting).

CaspersIm Rennen der Profis starteten Christian Grasmann mit seinem französischen Partner, dem amtierenden Weltmeister im Madison Vivien Brisse, am besten in die erste Nacht. Sie übernahmen mit der Rückennummer 1 auch die Gesamtführung. Doch die Jäger saßen schon in Lauerstellung und warteten nur darauf zuzuschlagen. In der zweiten Nacht zogen Robert Bartko und Marcel Kalz sowie Leif Lampater und Wim Stroetinga vorbei. In der dritten Nacht bahnte sich ein Krimi zwischen den ersten vier Teams an, denn Andreas Müller wollte nach zwei Anläufen endlich in Bremen aufs Podest fahren und so arbeitete er sich mit seinem dänischen Partner auf den vierten Rang vor. Leif Lampater und Wim Stroetinga lösten Bartko und Kalz an der Spitze wieder ab. In der vierten Nacht das umgekehrte Spiel, bevor die beiden Führungsteams mit Punktgleichstand die fünfte Nacht beendeten. Dies versprach eines der spannendsten Finals in der Sixdays Geschichte, denn keines der vier Führungsteams war in der Lage eine Runde herauszufahren, also konnten die Podestplätze nur im Kampf um die Punkte vergeben werden.

BartkoIn einem Finale, wo sich nichts geschenkt wurde, überfuhr Wim Stroetinga als erster die Ziellinie und sicherte sich somit sich selbst und seinem Partner Leif Lampater trotz Punktgleichstand mit Robert Bartko und Marcel Kalz (beide 359 Punkte) den Gesamtsieg bei der Bremer Jubiläumsausgabe. Andreas Müller gelang es, an der Seite seines dänischen Partners Marc Hester (276 Punkte) noch an Christian Grasmann und Weltmeister Vivien Brisse (270 Punkte) vorbei zu ziehen und seinen ersten Podestplatz in Bremen zu holen.

Nico Heßlich holte an der Seite des tschechischen Altmeisters Milan Kadlec Rang 9 und das Berliner Duo Hans Pirius – Sebastian Wotschke wurden in ihrem ersten gemeinsamen Profirennen Elfte. Beiden gefiel es in ihrer Fahrerkabine so gut, dass sie gar nicht mehr ausziehen wollten. „Wir haben hier sogar jemanden, der uns an- und auszieht und uns wäscht. Was will man mehr.“ Somit ist auch der Einstand der Youngsters recht gut geglückt und sie haben sich in der Tat in Bremen nicht schlecht verkauft.

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Bremer Sechstagerennen 2014

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