32. Zesdaagse van Rotterdam 2014: Rückblick Elite und UIV Cup

AM Updated 09 Januar 2014
UIV Cup

RotterdamRotterdam steht neben Gent für Bahnradsport der absoluten Spitzenklasse. Das Fahrerfeld im Rennen der Profis ist qualitativ eines der bestbesetzten im gesamten Sechstage-Zirkus. Zudem legt man in Holland und Belgien wesentlich mehr Wert auf das sportliche Geschehen auf der Bahn als auf das ganze Drumherum. Dementsprechend dicht gepackt ist auch das Programm, welches die Sechstagefahrer hier zu absolvieren haben. Da ist kein Platz für lange Verschnaufpausen und auf der Holzpiste, die alljährlich in der 2005 neu modernisierten Ahoy Arena extra für dieses Event aufgebaut wird, wird vom ersten bis zum letzten Meter Vollgas gefahren. 

Sowohl die arrivierten Profis wie der Doppelolympiasieger Robert Bartko, als auch die beiden jungen US Amerikaner Daniel Holloway und Guy East aus Kalifornien mussten sich teilweise ganz schön strecken, um mit dem straffen Tempo Schritt zu halten.
„Du musst nicht glauben, dass das Rennen irgendwann einmal langsamer wird.“, so East. „Teilweise ging es mit über 700 Watt durch die Führung.“

RotterdamSo trennte sich schon sehr früh die Spreu vom Weizen und bereits nach der ersten Nacht setzten sich mit Niki Terpstra-Iljo Keisse (BEL), Michael Morkov-Alex Rasmussen (DEN), Kenny de Ketele- Jasper de Buyst (BEL) und Jens Mouris-Wim Stroetinga (NED) 4 Teams ab. Einzig der deutsche Leif Lampater und sein niederländischer Partner Barry Markus waren mit einer Runde Rückstand noch in Schlagdistanz. Aber auch Lampater hatte am ersten Abend noch sehr zu kämpfen und litt ein wenig unter dem Jetlag, denn er war gerade erst aus Australien zurückgekehrt, wo er ein Trainingslager auf 1800 Meter Höhe absolvierte, um sich die Form für die kommenden vier Sechstagerennen in Rotterdam, Bremen, Berlin und Kopenhagen zu holen.


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LampaterIn der dritten Nacht konnte die deutsch-niederländische Kombination (Lampater-Markus) die kleine Jagd gewinnen und setzte sich auf dem 5. Rang im Gesamtklassement fest. In der vorletzten Nacht kamen sie zwar noch einmal bis auf eine Runde an einen Podiumsplatz heran, doch realistisch betrachtet ging nach vorn und nach hinten nicht mehr allzu viel, sollten die führenden Teams nicht noch deutliche Schwächen zeigen.
Und diese waren weit davon entfernt.

KeteleDie Spitzenposition wechselten von Tag zu Tag die beiden belgischen Formationen mit Kenny de Ketele - Jasper de Buyst und Niki Terpstra - Iljo Keisse. Dicht dahinter folgten die beiden Dänen Morkov und Rasmussen, sowie die Niederländer Jens Mouris und Wim Stroetinga. Erstaunlich dabei war der starke und selbstbewusste Auftritt, den 20jährigen Jasper de Buyst an der Seite von Kenny de Ketele hinlegte, der sich hier von den arrivierten Straßenfahrern nicht die Butter vom Brot nehmen ließ. Zwar kommen Terpstra und Keisse von der Bahn und beherrschen ihr Metier wie kaum ein anderes Team, doch sind die beiden fest beim Team Omega Pharma Quick Step im Straßenrennsport eingebunden. Niki Terpstra wurde 2013 in Florenz an der Seite von Tony Martin Weltmeister im Mannschaftszeitfahren und hat in der Saison 2013 über 27 000 km (ohne Bahn) zurückgelegt.

BahnÄhnliches gilt natürlich auch für seinen Landsmann und Teampartner Iljo Keisse. Aber auch die beiden Dänen Alex Rasmussen und Michael Morkov waren 2013 auf der Straße im Einsatz. Rasmussen konnte im Garmin Sharp Trikot die erste Etappe der Bayern Rundfahrt gewinnen und Morkov, für das Team Saxo Tinkoff verpflichtet, ist amtierender dänischer Straßenmeister und Etappensieger bei der Vuelta a España.
Auch der Niederländer Jens Mouris, (in Rotterdam mit Wim Stroetinga am Start) beim australischen Team Orica GreenEdge unter Vertrag, hat 2013 ein erfolgreiche Straßensaison hinter sich. Er wurde bei der WM in Florenz Zweiter mit seinem australischen Team im Mannschaftszeitfahren hinter der belgischen Omega Pharma Quick Step Mannschaft.

Dies umreißt so in etwa die Klasse der Fahrer, die hier am Start waren. Mit ihrer Rennhärte, die sie sich in der gesamten Saison auf der Straße geholt haben, heizten sie den Bahnfahrern natürlich ganz schön ein. Allen voran natürlich Iljo Keisse und Niki Terpstra, die ihre Rundengewinne fast immer allein herausfuhren und mit ihrer beeindruckenden Fahrweise nicht nur ihre Klasse unterstrichen, sondern sich damit auch den höchsten Respekt des Publikums erwarben. Zudem unterstrich Keisse fast jeden Rundengewinn und Einzelsieg mit dem spektakulären hochreißen des Vorderrades bei Tempo 60, was ihm auch den Spitznahmen „Belgischer Cowboy“ einbrachte.

Keisse„Wir haben bis zur letzten Nacht alles versucht, aber nach Punkten wäre es sehr schwer geworden, zu gewinnen.“, so Keisse und Terpstra. Dabei lagen die ersten drei Teams nur wenige Zähler auseinander. „Also haben wir uns entschlossen, wenige Runden vor dem Ziel den entscheidenden Rundengewinn herauszufahren.“ 27 Runden vor dem Ziel starteten die beiden Belgier ihre entscheidende Attacke, um acht Runden vor der Ziellinie mit hochgerissenen Armen wieder ins Feld einzutauchen.
Für Jasper de Buyst und Kenny de Ketele, wird dies schon fast wie ein Déjà-vu Erlebnis gewesen sein, denn auch in Zürich wurden die beiden auf ähnliche Weise von Keisse (war in Zürich mit Silvan Dillier am Start und siegte) im Finale überrumpelt. Dennoch dürfte dies für den 20 jährigen Überraschungssieger von Gent kein Grund zur Traurigkeit sein. Ein Sieg und zwei Zweite Platze sind weiß Gott keine Schande. In Berlin hat der junge Belgier mit seinem Siegpartner von Gent, Leif Lampater alle Chancen wieder ganz oben auf dem Podest zu stehen.

Platz 3 ging an die beiden Dänen Alex Rasmussen und Michael Morkov. Rasmussen schwächelte zwar am vierten Nachmittag etwas, hatte sich aber in der 5. Nacht wieder voll im Griff und so waren die Madisonweltmeister von 2009 bis zum Schluss Mitfavoriten auf den Gesamtsieg.

Bartko KalzEinen hart erbitterten Zweikampf gab es auch im Zeitfahren über Zwei Runden, wo sich die beiden Schweizer, Franco Marvulli mit Mr. Rocket Men – Tristan Marguet mit den beiden deutschen Robert Bartko und Marcel Kalz ein hartes Kopf an Kopf Rennen im Tausendstel Sekunden Bereich lieferten.
Fünf mal waren die beiden Schweizer erfolgreich, die sich in der 3. Nacht mit 21,258 Sekunden, welches eine Geschwindigkeit von 67,739 km/h entspricht, den Bahnrekord holten. In der 5. Nacht konnten Robert Bartko vom LKT Team Brandenburg und der schnelle Berliner Marcel Kalz vom Rudy Project Racing Team Irschenberg punkten und sich den Titel als schnellstes Team des Abends holen.

PiriusReichlich Grund zum Jubel gab es im UIV Cup der U23. Die beiden Berliner vom KED Stevens Team Berlin Hans Pirius und Sebastian Wotschke setzten sich gleich am ersten Abend mit einem Rundengewinn an die Spitze des Nachwuchsrennens. Pascal Ackermann vom rad net ROSE Team, der mit Stefan Schneider vom Verein Cölner Straßenfahrer ins Rennen ging, startete mit Rang 3 ebenfalls sehr gut in den Nachwuchswettbewerb. Im Verlauf des UIV Cups, der über 6 Tage ging konnten Pirius und Wotschke vier mal den Tageserfolg holen und insgesamt 4 Rundengewinne auf die Konkurrenz herausfahren.

RotterdamLediglich am Sonn- und Montag ließen sie es etwas ruhiger angehen, um am Finaltag noch einmal richtig Gas zu geben. Für Hans Pirius und Sebastian Wotschke ist der Sieg in Rotterdam bereits der Zweite nach Gent Ende November 2013. Ihr souveräner Auftritt wird sicherlich genügend Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben geschaffen haben. Bereits am Donnerstag geht es für die beiden in Bremen weiter, wo sie im Rennen der Profis am Start sind. Den Startplatz im Profirennen des Berliner Sechstagerennens haben sie sich ja schon mit dem Sieg in Gent erarbeitet. Es wird also spannend zu beobachten, wie sich die beiden Berliner im Feld der großen schlagen.

PascalPascal Ackermann und Stefan Schneider gelang es am zweiten Abend, sich auf Rang zwei vorzuarbeiten, den sie bis zum Schluss verteidigen konnten. Zwar wurde es am vorletzten Abend noch einmal eng, als die Konkurrenz bis auf 2 Punkte heranrückte doch am letzten Abend holten sie die meisten Punkte und sicherten sich somit Rang Zwei im Gesamtklassement. Auch sie sind in Bremen am Start und werden dort im UIV Cup ins Rennen gehen.
Lukas Löer vom Team ROSE NRW belegte an der Seite des Niederländers Jaap de Jong Rang 6 in der Endabrechnung und komplettierte damit das hervorragende Abschneiden der deutschen Nachwuchsfahrer in Rotterdam.

Für die meisten Fahrer bleibt kaum Zeit tief durchzuatmen, denn bereits am Donnerstag startet die 50. Jubiläumsausgabe der Sixdays Bremen. Am 9. Januar pünktlich um 21.30 Uhr wird die australische Radrennfahrerlegende Danny Clark, der extra zu diesem Höhepunkt eingeflogen wurde zusammen mit dem Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes und ehemaligen Bundesinnenminister Dr. Rudolf Seiters den Startschuss geben.

BremenSeit Wochen und Monaten machen die Bremer intensiv Werbung mit vielen schönen Anekdoten aus der 50jährigen Geschichte des Rennens in der Hansestadt. Es lohnt sich aber nicht nur auf die Internetseite zu schauen, um den ein oder anderen Schwank aus der Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, sondern das sportliche- wie auch das Kulturprogramm am Rande verspricht Hochspannung, sehr viel kurzweilige Abwechslung und lädt unbedingt zu einem Besuch in der ÖVB Arena ein. Zudem gibt es die Möglichkeit, die Stars, die die 50-jährige Geschichte der Veranstaltung entscheidend mitgeprägt haben, in einem Jubiläums Nostalgierennen noch einmal live in Aktion zu erleben.

Danny Clark, Silvio Martinello, Jimmy Madsen, Dietrich Thurau, Gregor Braun und nicht zuletzt der Bremer Andi Kappes werden mit dabei sein.

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Elite beim Sechstagerennen Rotterdam

> zur turus-Fotostrecke: UIV Cup in Rotterdam

Inhalt über die Radrennfahrer:
  • Franco Marvulli
  • Hans Pirius
  • Kenny de Ketele
  • Leif Lampater
  • Marcel Kalz
  • Robert Bartko
  • Tristan Marguet
Inhalt der Neuigkeit:
  • News
  • Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Bahnradsport
  • Six Days
Name des Radrennens
  • Zesdaagse van Rotterdam

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