Lotto Z6DAAGSE Vlaanderen Gent: de Buyst und Lampater triumphieren

AM Updated 26 November 2013
gent 2013

Gent 2013Das schönste Geschenk zu seinem 20. Geburtstag machte sich der junge Belgier Jasper de Buyst am Sonntag selbst, als er an der Seite von Leif Lampater in einem packenden Finale zum Sieg bei den Lotto Z6DAAGSE in Vlaanderen Gent fuhr. So war sein deutscher Partner von der Fahrweise des Youngsters auch sichtlich beeindruckt und begeistert: „Da haben sie mir endlich mal wieder einen Partner gegeben der richtig Druck hat.“, so Lampater. „Den braucht man nur in Position fahren, dann geht er richtig ab. Die Kommunikation funktioniert bestens, wir verstehen uns quasi blind und brauchen nicht viele Worte zu Wechseln.“ Mit einem lächeln fügte der Rosenheimer noch hinzu: „Natürlich läuft es bei mir auch richtig gut, die Form ist bestens.“ 

BuystAuch die beiden Mannschaftskollegen des Belgiers vom Team Topsports Vlaanderen Beloise Kenny de Ketele und Gijs van Hocke staunten nicht schlecht, wie sich ihr Kücken in Gent präsentierte. Die beiden Hausherren und Madisonweltmeister von 2012 fanden kein probates Mittel, das perfekt funktionierende deutsch-belgische Duo Lampater – de Buyst in Bedrängnis zu bringen. Auch der Platzhirsch Iljo Keisse konnte lediglich in der fünften Nacht einmal kurz Zwischenstation auf dem obersten Podestplatz machen, jedoch im Finale blieben all seine Versuche den Thron zurück zu erobern erfolglos.  Bereits im vorletzten Wettbewerb, dem Rundenrekordfahren, knackten Lampater und de Buyst mit der zweitbesten Zeit die 400 Punkte Marke und eroberten sich mit der dadurch gewonnenen Bonusrunde die Spitzenposition zurück.

GentIns Finale gingen also die drei führenden Teams, Lampater – de Buyst, Keisse – Stroetinga und de Ketele – van Hocke, ohne Rundenrückstand. Der Punktevorsprung der deutsch-belgischen Kombination war jedoch so uneinholbar groß, dass die beiden nur noch durch einen Rundenverlust vom obersten Podestplatz zu stoßen waren. Die Verfolger fackelten daher nicht lange. Bereits nach fünf Minuten zündete Kenny de Ketele mit Gijs van Hocke das Feuerwerk und holten den ersten Rundengewinn. Unbeeindruckt davon warteten Leif Lampater und Jasper de Buyst bis Iljo Keisse und Wim Stroetinga das erste Mal zuckten, hingen sich an deren Hinterrad und glichen wieder aus. Dieses Spiel funktionierte perfekt bis zur Mitte des Rennens, als Keisse und Stroetinga eine Doublette unter dem tobenden Beifall des Genter Publikums fuhren. Von da an fuhren Lampater und de Buyst am Hinterrad von de Ketele und van Hocke den Rundenausgleich.

GentRichtig brenzlich wurde es noch einmal 15 Runden vor Schluss, als Wim Stroetinga und Iljo Keisse zur finalen Attacke ansetzten, doch anstatt zu kontern setzten sich Lampater und de Buyst an die Spitze des Feldes und hielten das Tempo so hoch, dass Keisse und Stroetinga nicht zum Rundengewinn kamen. Sie ließen die beiden sprichwörtlich am langen Arm verhungern. Das Publikum tobte, es gab standing ovations. Die Kuipke Arena im Citadelpark drohte aus den Nähten zu platzen, als das Geburtstagskind de Buyst den Six Days Routinier Iljo Keisse in seinem eigenen Wohnzimmer zurückholte, zwei Runden vor Schluss zum finalen Spurt ansetzte und mit 50 Metern Vorsprung die letzte 60 Minuten Jagd des 73. Lotto Z6DAAGSE von Gent gewann.

Für Leif Lampater könnte die Erfolgsserie bereits am Mittwoch in Zürich weitergehen, wo er mit Roger Kluge ein sehr starkes Team bilden wird. Zumal der Lokalmatador von Zürich, Franco Marvulli, sich im Gegensatz zu Gent deutlich steigern muss, wenn er bei seinem Abschiedsrennen im Züricher Hallenstadion vor heimischem Publikum für die ganz große Show sorgen will. Marvulli belegte in Gent Rang 10 mit 28 Runden Rückstand an der Seite des Dänen Marc Hester.

KalzRobert Bartko und Marcel Kalz sind in den ersten Nächten etwas verhalten gestartet. Der gebürtige Potsdamer vom LKT Team Brandenburg Robert Bartko bemerkte, dass es anfangs überhaupt nicht rund lief und er Schwierigkeiten hatte, den richtigen Tritt zu finden. Doch in den letzten beiden Nächten holten die beiden gewaltig auf. Bartko und Kalz gewannen in der 5. Nacht den Supersprint und beide waren auch beim Rundenrekordfahren eine unschlagbare Kombination. Mit 69,5 km/h fegte Marcel Kalz um das 166 Meter Lattenoval von Gent. Zudem konnte Robert Bartko auch seinen Derny Lauf in der 5. Nacht gewinnen, wo er seinen Schrittmacher Vaarten regelrecht zum Sieg peitschte. In der letzten Nacht waren sie sowohl über die 500 Meter als auch im Rundenrekordfahren über 166 Meter das Maß der Dinge. Ihr Kampfgeist in den letzten beiden Nächten wurde am Ende mit Rang 6 in der Gesamtwertung belohnt.


Fotos vom Lotto Z6sDaagse Gent 2013 gibt es vom Autor / Fotografen exklusiv bei der Bildagentur frontalvision.com und das ab 4,90 Euro (private Verwendung) und ab 9,80 Euro für die redaktionelle Nutzung: 
Bilder ohne Registrierung sofort downloaden.


GrafEine konstante Leistung über die 6 Nächte in Gent lieferten der Österreicher Andreas Graf und Christian Grasmann ab. Zwischenzeitlich auf Platz 5 im Gesamtklassement, mussten sie am letzten Tag angesichts des kompakten Sportprogramms und der hohen Qualität des Fahrerfeldes doch ein paar Federn lassen und belegten am Ende Rang 7. In der vorletzten Nacht gab es für die beiden noch einmal einen 2. Platz im Punktefahren und am finalen Abschlussabend Rang 3 im Supersprint.

MüllerÄhnlich erging es auch dem für Österreich startenden Berliner Andreas Müller, der kurzfristig für den verletzten Nick Stöpler eingesprungen war und an der Seite des Niederländers Yoeri Havik ein Team bildete. Beide sind gut in die ersten Nächte gestartet und lagen ebenfalls zu Beginn auf Rang 5. Im Verlauf der 6 Nächte wurden die Beine immer schwerer, so dass für das deutsch – niederländische Duo am Ende Rang 9 heraussprang. Immerhin gelang es ihnen am letzten Abend noch das Ausscheidungsfahren zu gewinnen.

PiriusEin phantastisches Rennen lieferten auch die beiden Berliner Sebastian Wotschke und Hans Pirius im UIV Cup der U23 ab. Taktisch sehr clever mit sehr viel Übersicht ließen sie in den ersten Nächten die beiden Belgier Otto Vergaerde und Jonas Rickaert sowie das niederländische Duo Didier Caspers und Melvin van Ziel sich erst einmal richtig austoben. Unbeeindruckt von dem enormen Punktevorsprung der beiden Belgier, die in Gent nach der dritten Nacht schon als die sicheren Sieger gehandelt wurden, konterten die beiden Deutschen zusammen mit den beiden Niederländern in der 4. Nacht und fuhren in die Nullrunde. Gleich zu Beginn der Jagd in der 5. Nacht holten Wotschke – Pirius einen weiteren Rundengewinn und übernahmen die Führung.

PiriusIm Finale am 6. Tag kontrollierten sie souverän das Rennen. „Die Belgier und Niederländer haben bereits in den ersten Nächten ihr Pulver verschossen und hatten am Ende nicht mehr die Kraft entscheidend dagegen zu halten.“, so Sebastian Wotschke nach dem Sieg in Gent. „Wir haben uns das Rennen besser eingeteilt und hatten am Ende die größeren Kraftreserven.“ Dieser Sieg bescherte den beiden nicht nur das nötige Kleingeld für die Hin- und Rückfahrt von Berlin nach Gent in die Kasse, für den erfolgreichen Auftritt gab es auch einen Vertrag im Rennen der Profis beim 103. Berliner Sechstagerennen.

GentEtwas vom Pech verfolgt war Achim Burkart, der wie schon in Amsterdam an der Seite des Australiers Luke Ockerby unterwegs war. In der 4. Nacht gelang es den beiden als einziges Team in die Nullrunde zu fahren und die alleinige Führung zu übernehmen. Doch kurz darauf stürzte der Australier und die Runde ging wieder verloren. In der 5. Nacht auf Rang 4 hielten die beiden immer Kontakt zu den Spitzenteams, als Mitte des Rennens Ockerby zum zweiten Mal stürzte. Unter starken Schmerzen beendete er das Rennen, konnte jedoch am letzten Tag nicht mehr aufs Rad steigen, womit auch für Burkart das Rennen beendet war. Ärgerlich ist nur, dass Burkart nun auch für Zürich noch keinen Partner hat und es fraglich ist, ob er in der Schweiz im UIV Cup starten kann. Der Eindruck von Amsterdam hat jedenfalls nicht getäuscht. Wenn alles passt, kann auch er mit einem guten Partner im UIV Cup um den Sieg mitfahren.

HooreDer Omnium-Wettbewerb der Frauen war ein belgisch-niederländischer Länderkampf, den die Dritte der Europameisterschaften im Omnium Jolien D´Hoore aus Belgien vor der Niederländerin Amy Pieters und Gilke Croket aus Belgien für sich entscheiden konnte. Jolien D´Hoore gewann alle sechs Wettbewerbe und ließ den anderen Damen keine Chance. Damit bewies die 23-jährige Hausherrin einmal mehr ihre Vielseitigkeitsqualitäten und empfiehlt sich auch für den Ladys Cup beim 103. Berliner Sechstagerennen Ende Januar.

IrvinePositive Meldung am Rande ist, dass die Verletzung des Iren Martyn Irvine, die er sich beim schweren Sturz in der ersten Nacht zugezogen hatte, nicht so schlimm ist wie anfangs gedacht. Am sechsten Abend humpelte er bereits wieder durch die Kuipke Arene in Gent und verfolgte das Renngeschehen. „Der Oberschenkel ist zum Glück nicht gebrochen, es sind nur ein paar Muskel- und Bänderverletzungen. In der kommenden Woche kann ich vielleicht schon wieder mit leichtem Training auf der Rolle beginnen.“, so Irvine. „Mit einem Start beim Berliner Sechstagerennen wird jedoch leider nichts werden.“

MarcEine weitere Meldung am Rande ist, dass eigentlich der Brite Mark Cavendish beim Lotto Z6DAAGSE Vlaanderen Gent starten wollte, doch von seinem sportlichen Leiter Patrick Lefevre zurückgepfiffen wurde. Cavendish will genau wie sein Landsmann Bradley Wiggins 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro auf der Bahn starten. Vielleicht gelingt es ja, die beiden wenn nicht für 2014, in den kommenden Jahren, eventuell 2015 noch einmal für das Sechstagerennen in Berlin zu verpflichten. Wiggins war ja schon einmal 2000 in der deutschen Hauptstadt, damals noch als sehr junger unbekannter Fahrer, am Start. Er belegte beim 89. Berliner Sechstagerennen an der Seite von Robert Hales Platz 14 mit 15 Runden Rückstand und 69 Punkten.

WigginsSpannend wäre es schon zu sehen, was der inzwischen für seine Verdienste auf dem Veló zum Ritter geschlagene Tour de France Gewinner, Olympiasieger (auf der Bahn und Straße) und aktuelle Vizeweltmeister auf der Straße im Einzelzeitfahren nach 15 Jahren in Berlin auf das Lattenoval bringt. Eine Teamkombination aus Wiggins und Cavendish würde zudem sicherlich die Medienattraktivität des Berliner Sechstagerennens weltweit deutlich aufwerten.

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Lotto Z6DAAGSE Vlaanderen Gent

 

Inhalt über die Radrennfahrer:
  • Hans Pirius
  • Iljo Keisse
  • Jasper de Buyst
  • Kenny de Ketele
  • Leif Lampater
  • Marcel Kalz
  • Robert Bartko
  • Sebastian Wotschke
Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Bahnradsport
  • Elite-Rennen
  • Nachwuchsrennen
  • Six Days
Name des Radrennens
  • Lotto Z6sdaage Vlaanderen-Gent

Benutzer-Bewertungen

In diesem Beitrag gibt es noch keine Bewertungen.
Hast du schon ein Konto?
Ratings
Bewertung / Kommentar für den Artikel
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare