Bahnradsport auf 166 Metern: SixDays Bremen 2013 im Überblick

AM Updated 16 Januar 2013
Bahnradsport auf 166 Metern: SixDays Bremen 2013 im Überblick

BremenEin deutliches Achtungszeichen im UIV-Cup von Bremen setzte die seit einem Jahr sehr erfolgreich harmonierende deutsch-schweizerische Paarung Nico Heßlich und Samuel Horstmann. Nach dem Sturzdebakel von Rotterdam, wo sie noch knapp das Podium verfehlten, und einem zweiten Platz in Gent gelang ihnen nun endlich der lang ersehnte Sieg. Mit Rundenvorsprung vor den beiden Berlinern Sebastian Wotschke und Hans Pirius zerlegten sie mit beginn des zweiten Tages regelrecht das Feld. Die jüngeren Fahrer, die zum ersten mal im UIV-Cup unterwegs waren, hatten Mühe den harten Antritten des Cottbussers und des Schweizers zu folgen. 

BremenSelbst Wotschke und Pirius, die in Amsterdam noch einen Sieg nach Hause bringen und das Siegerteam von Bremen in der niederländischen Hauptstatt auf Platz 5 verweisen konnten, mussten sich am Ende mit einem sehr guten zweiten Platz zufrieden geben. Nach Punkten lagen die beiden Berliner deutlich in Führung, doch ein taktischer Fehler im zweiten Rennen, bei dem sie zu spät auf die Attacke von Heßlich und Horstmann reagierten, kostete ihnen am Ende den Sieg. Hinter den beiden Berlinern auf Platz 3 landeten keine geringeren als die souveränen Sieger von Rotterdam Melvin van Zijl und Didier Caspers, die an den sechs Tagen in der Ahoy Arena vier Runden auf ihre Verfolger herausfuhren.

Ein Zeichen dafür, wie hart es im Bahnradsport zu geht, waren die beiden Stürze am Samstagvormittag, bei denen sich der Däne Simon Bigum so schwer verletzte, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste. Nachdem jedoch keine Knochenbrüche festgestellt wurden, bestand er darauf am Nachmittag wieder am Renngeschehen teil zu nehmen und fuhr ein hervorragendes Rennen als wäre nichts gewesen. Man hat gegenüber seinem Partner schließlich eine Verpflichtung, da kommt das Wort „aufgeben“ im Wortschatz eines Bahnradsportlers nicht vor. Übrigens kein Einzelfall wie die vielen Schürfwunden an Bein- und Armen der meisten Fahrer zeugten. 

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DernyWie bereits im vergangenen Jahr gab es für die Frauen am Samstag und Sonntag auch wieder einen Omnium–(Mehrkampf)-Wettbewerb, bestehend aus Ausscheidungsfahren, Scratch und Punktefahren. „Der Frauenbahnradsport wird immer attraktiver und ist aus dem Sechs-Tage-Geschehen nicht mehr wegzudenken“, so der Sportdirektor von Bremen Erik Weispfennig. Deshalb gab es auch zum ersten Mal ein Derny-Rennen für die Frauen, welches im 1. Lauf, wen wundert’s, die junge Niederländerin Nicky Zijlard für sich entscheiden konnte. Ihr Großvater Joop war jahrelang einer der erfolgreichsten Schrittmacher und feierte vergangene Woche in Rotterdam seinen Abschied. In Bremen war er natürlich auch vor Ort, nicht im aktiven Einsatz, sondern um der Enkelin auf der Bahn zuzuschauen und alte Bekante zu treffen. 

FrauenDen Gesamtsieg holte sich allerdings ihre Landsfrau Kelly Markus die auch den 2. Dernylauf vor der Dänin Julie Leth und der frisch gebackenen zweifachen Deutschen Meisterin (Omnium und Scratch) Charlene Delev gewann. Damit unterstrich die für den RSV Werner Otto fahrende Cottbusserin ihre gute Form und gesellt sich zu denjenigen, die es der Lokalmatadorin Charlotte Becker in Berlin garantiert nicht leicht machen werden. Auch die Dänin Julie Leth wird nach ihrem 2. Platz von Bremen, um die Vergabe der Podiumsplätze in Berlin ein deutliches Wörtchen mitreden. Für Hochspannung in den Damenrennen, die in Berlin an den ersten drei Tagen stattfinden, ist also gesorgt.

Sprint BremenBeim Wettbewerb der Sprinter setzt man in Bremen in erster Linie auf den Nachwuchs. Hierfür haben die Veranstalter ein wirklich sehr gutes Händchen bewiesen und zum einen drei sehr interessante Jungs aus dem Vereinigten Königreich eingeladen, von denen vor allem der erst 20jährige Schotte John Paul, ein kompaktes Kraftpaket, das Zeug dazu hat, in die großen Fußstapfen des Sir Chris Hoy oder Jason Kenny zu treten, um auch in Zukunft den Medaillenregen für die Britischen Sprinter fortzusetzen. Er landete am Ende knapp geschlagen hinter Sebastian Döhrer, der aus deutscher Sicht von den beiden Cottbussern Philipp Thiele und Erik Balzer unterstützt wurde, auf Platz 2. Philipp Thiele, der auch schon 2011 beim Berliner Sechs-Tage-Rennen am Start war, sicherte sich mit dem Platz im Finale am Ende den dritten Rang. Dadurch, dass drei Sprinter aus jeder Nation am Start waren, ließ sich das Sportprogramm um einen sehr interessanten Wettbewerb, den Teamsprint erweitern indem die beiden Top Sprinternationen der Welt - Deutschland und Großbritannien - gegeneinander antraten.

BremenMit einem Paukenschlag beenden die Fahrer vom Rudy Project Racing Team Irschenberg das Bremer Sechs-TageRennen. Der Berliner Marcel Kalz an der Seite des Publikumslieblings aus Zürich Franco Marvulli setze in einem heißen Finale alles gegen den beherzen Versuch der beiden Vorjahressieger Robert Bartko und Peter Schep eine Dublette herauszufahren und mit Rundengewinn zum dritten Mal in Folge die Bremer SixDays für sich zu entscheiden. Mit Unterstützung des Teamkameraden Leif Lampater, der an der Seite von Luke Roberts unterwegs war, gelingt es den beiden Spitzenteams den Vorstoß der beiden erfahrenen Sixdaysmatadoren in sprichwörtlich letzter Minute zu vereiteln. „Ein Glück, dass die Bahn nicht kürzer ist, sonst hätten die beiden Bartko und Schep die Runde noch zu gefahren“, sagte Marvulli mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Siegerpodest.

BremenDabei sah es für den gebürtigen Potsdamer Robert Bartko und dem Niederländer Peter Schep vor der finalen Jagd eigentlich perfekt aus. Beide gingen als einziges Team mit einer Runde Vorsprung ins Finale und zündeten gleich zu Beginn des Rennens ihr fulminantes Feuerwerk, in dem sie als erstes Team die Initiative ergriffen und zum Rundengewinn ansetzten. Doch das Team 1 mit Marcel Kalz und Franco Marvulli sowie das Team 6 mit Leif Lampater und Luke Roberts setzten sofort nach und womit keiner rechnete, das Team 6 (Lampater – Roberts) fuhr sofort eine zweite Runde, eine sogenannte Dublette, heraus und war damit mit dem Team 9 (Bartko – Schep) in der Nullrunde. Nach Punkten sogar in Führung. 

Bremen 2013Nun waren also wieder die anderen Teams gefordert. Team 1 mit Marcel Kalz und Franco Marvulli sowie das Team 7 mit dem für Österreich startenden Berliner Andreas Müller und dem Dänen Marc Hester setzten sofort nach. Dies war der Zug, den Robert Bartko und Peter Schep verpassten. Somit waren sie nun gefordert und mussten im Finale alles auf eine Karte setzen. Am Ende fehlten ihnen jedoch 60 Meter der 166 Meter langen Holzpiste, die sie von ihrem dritten Sieg in Folge der Bremer SixDays trennten. Bitter war es am Ende für den Berliner Andreas Müller, der mit einer fantastischen Form in Bremen an den Start ging und mit Marc Hester auch einen starken Partner an seiner Seite hatte. Wieder einmal ist der Wahlösterreicher knapp am Podium vorbeigeschrammt. Für den dritten Fahrer des Rudy Project Racing Team Irschenberg Christian Grasmann, der an der Seite des größten niederländischen Nachwuchstalentes Nick Stöpler (Platz 3 in Rotterdam) unterwegs war, war zu Beginn der finalen Jagd auch noch ein Platz auf dem Podium drin. Jedoch das regelrechte Massaker, das die drei führenden Teams besonders in der Anfangs- und Schlussphase der finalen Jagd in Bremen veranstalteten, kostete sie dann doch zwei Runden Rückstand.

Party BremenObwohl Bremen ein bisschen den Ruf weg hat, der „Ballermann des Bahnradsports“ zu sein und eher Party und Vergnügen im Vordergrund stehen, wurde auf dem mit 166 Metern kürzesten Holzoval der Six-Days-Saison hervorragender Radsport geboten, der das Publikum begeisterte und besonders am Kids Day (Samstag) die Jüngsten von den Sitzen riss. Trotzdem bleiben natürlich die vielen Show-, Musik- und Partyacts rund um das Bremer Sechstagerennen für viele Gäste der absolute Höhepunkt, bei dem es bis spät in die Nacht keinesfalls langweilig wird.

Fotos: Arne Mill

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Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Bahnradsport
  • Elite-Rennen
  • Nachwuchsrennen
  • Six Days

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