Hopp Schwiiz! Rückblick auf die Zürich Sixday Nights 2012

AM Updated 03 Dezember 2012
Hopp Schwiiz! Rückblick auf die Zürich Sixday Nights 2012

Sixdays ZürichObwohl das Hallenstadion in Zürich keine reine Radarena ist, bietet es ein hervorragendes Ambiente für die Sixday Nights. Technisch hervorragend ausgerüstet und durch die kleinere Bahn, die jedes Jahr neu aufgebaut werden muss, hat man als Zuschauer das Gefühl, viel näher dran zu sein. Insgesamt ist das Sixdays Event in Zürich zwar klein, aber fein. Das bekommt man auch sofort zu spüren, wenn man durch den Eingang kommt und die Mehrzweckhalle betritt. Statt Discounter Ramsch sind auf den Ständen der Aussteller im Schweizer Bahnradsport Mekka nur die edelsten Rennmaschinen zu sehen und auch die Radsportleibchen sind aus feinstem Zwirn. 

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Zürich 2012Im Versorgungs- und Cateringbereich setzt man eher auf Qualität statt auf Masse. Eine wahre Augenweide sind die jungen Damen, die bei jeder Siegerehrung die Blumen überreichen. Da ist es für jeden Fahrer noch einmal ein besonderer Ansporn sich voll ins Zeug zu legen, um für einen Sieg die wohlverdienten drei Küsschen einzuheimsen. Schade für die Akteure und Veranstalter, dass die Halle trotz aller Mühen selbst am finalen Samstag gerade einmal dreiviertel voll war. Nun haben die Schweizer das Sixdays Event im vergangenen Jahr schon von sechs auf vier Tage verkürzen müssen und dennoch wird die Halle nicht voll. Allerdings ist die Finanzierung durch den Hauptsponsor Skoda für die kommenden vier Jahre gesichert, so dass die eingefleischten Schweizer Radsportfans auch weiterhin ihre Helden, allen voran den Platzhirsch Franco Marvulli im Züricher Hallenstadion feiern können. 

Zürich U23Mit Silvain Dillier an der Spitze, wächst aber auch eine junge vielversprechende Generation des Schweizer Bahnradsports nach. So konnte Stefan Küng mit Théry Schir (Schweiz) an seiner Seite souverän das Rennen der U23 (oder der Amateure wie es in Zürich heißt) mit Rundenvorsprung und 72 Punkten vor den beiden Niederländern Didier Caspers und Melvin van Zijl 49 Punkte für sich entscheiden. Platz 3 belegte ebenfalls ein Schweizer Gaël Suter mit dem Belgier Gert Jan van Immerseel an seiner Seite.

ZürichEine Schweizer Sixdays Legende feierte in Zürich seinen Abschied. Alexander Aeschbach fuhr an der Seite des jungen Jan Keller sein letztes Rennen bei den Profis und wurde, wie es sich für einen „alten“ Sechs Tage Hasen gehört von allen Aktiven gebührend verabschiedet. Seine Verdienste, gerade in den letzten Jahren, wo er immer wieder junge Schweizer Radsporttalente an den  Bahnradsport heranführte, indem er sie unter seine Fittiche nahm, wird man schmerzlich vermissen. Mit Loïc Perizzolo und Samuel Horstmann, bekamen zwei weitere junge Schweizer U23 Fahrer, die bislang recht erfolgreich im UIV – Cup unterwegs waren die Chance sich im Feld der Profis zu bewehren. Sie kämpften über vier Tage tapfer und warfen mehr als einmal alles in die Waagschale was sie hatten, doch am Ende mussten sie sich der Abgezocktheit und Erfahrung der routinierten Sechs Tage Profis beugen. 

Eine Klasse für sich mit einem großen Erfahrungsschatz aber auch der nötigen Härte für die vier intensiven Tage von Zürich waren der belgische Weltmeister Kenny de Ketele mit seinem niederländischen Partner Peter Schep an seiner Seite. In der ersten Nacht noch durch einen Sturz bei einem unkonzentrierten Wechsel gehandicapt, fuhren sie in der dritten Nacht in der 300 Runden Jagd als einziges Team eine Dublette. Diesen Vorsprung gaben sie nicht mehr aus der Hand. In der finalen Abschlussjagd gelang ihnen im letzten Drittel der entscheidenden Rundengewinn. Sie hielten das Tempo bis zum Ende so hoch, dass die Lokalmatadoren Franco Marvulli mit Tristan Marguet aber auch der junge Silvain Dillier an der Seite des Australiers Glenn O´Shea nicht mehr kontern konnten. 

ZürichLediglich die beiden deutschen Straßenfahrer Roger Kluge mit dem Wahlschweizer Danilo Hondo an seiner Seite blieben ebenfalls in der Nullrunde und sicherten sich somit den zweiten Platz. Roger Kluge hatte an der Seite des Routiniers Danilo Hondo sichtlich Spaß. Beide bildeten eine sehr gut funktionierende Formation. Sowohl für Hondo als auch für Kluge beginnt die neue Saison mit einem Aufbruch zu neuen Ufern. Roger Kluge wird das Team Argos Shimano verlassen und wechselt zum Team NetApp. „Irgendwie ist das schon schade, das war bei AS eine Junge gut funktionierende Truppe und hat richtig Spaß gemacht. Ich wäre gerne dort geblieben“, so Kluge nicht zuletzt auch durch die Erfolge von Marcel Kittel und John Degenkolb an denen er nicht ganz unbeteiligt war. Aber bei seinem neuen Arbeitgeber erhält er in der kommenden Saison auch die Chance hin und wieder auf eigene Kappe zu fahren und vor allem werden ihm weitere Sixdays Starts wie in Berlin eingeräumt.

Danilo Hondo hingegen startet noch einmal richtig durch. Er hat für die kommende Saison beim ProTour RadioShack Nissan Treck Team unterschrieben. Vor zwei Jahren bestritt Hondo alle drei großen Landesrundfahrten (Giro, Tour und Vuelta) in einem Jahr. Er gilt als einer der trainingsfleißigsten und verlässlichsten Profis und soll den Sprinter Giacomo Nizzolo unterstützen. Die Priorität liegt für ihn in der kommenden Saison auf der Straße, somit ist der Start in Zürich für Danilo Hondo wahrscheinlich der einzige in dieser Saison.

Zürich 2012Einen sehr starken Aufftritt im Züricher Hallenstadion hatten die beiden Irschenberger vom Rudy Project Racing Team, auch wenn das Gesamtergebnis dies nicht so ganz widerspiegelt. Gleich in der ersten Nacht setzten sie sich an die Spitze mit einem Sieg durch Rundengewinn in der 2. Großen Américaine (wie das Madisonrennen hier in Zürich genannt wird). Auch im Dernyrennen der 3. und 4. Nacht setzten sie mit zwei weiteren Siegen ein deutliches Ausrufezeichen. Die Schweizer Sixdays Legende Kurt Betschart, der in Zürich als Hallensprecher fungierte kam mehrmals nicht umhin, die beiden mit seinem Lob zu überschütten: „Die beiden eingespielten Sechs Tage Routiniers sind eine Bereicherung für jede Sixdays Veranstaltung“. Somit wäre es auch wünschenswert, das Duo Ende Januar über die Holzlatten des Berliner Velodroms fegen zu sehen.

Während der vier Tage in Zürich war nicht zu übersehen, dass sich die Schweizer Teams oft gegenseitig neutralisierten. Das war auch einer der Hauptgründe, weswegen kein Team mit Schweizer Beteiligung ganz oben auf dem Podium stand. Die deutschen Teams hingegen arbeiteten sehr gut zusammen allen voran Grasmann/Lampater und Hondo/Kluge. Aber auch die beiden Österreicher Andreas Graf und der für Österreich startende Berliner Andreas Müller fügten sich in die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Paarungen gut mit ein, wodurch sie mit einem 6. Platz in der Endabrechnung belohnt wurden.

SiegerehrungDas Feld der Steherfahrer war allein schon durch das Aufgebot der vier Hausherren Giuseppe Atzeni, Peter Jörg, Thomas Maag und Mario Birrer hervorragend besetzt. Da hatten es der Niederländer Patrik Kos und der Deutsche Meister aus Berlin Florian Fernow verdammt schwer sich zu behaupten. Zudem hatte sich Fernow gleich zu Beginn einen Magen Darm Infekt zugezogen, so dass die vier Tage eher eine Qual als Vergnügen waren. „In der ersten Nacht ging es mir so dreckig, ich wollte schon aussteigen“ so der Berliner. Auch Peter Jörg hatte in der Ersten Nacht noch mit einer Bronchitis zu kämpfen, kam aber am Ende noch auf Platz 2. Giuseppe Atzeni nutzte seine Chance und holte sich in einem packenden Finale trotz Punktgleichheit mit Peter Jörg mit dem Sieg im Finallauf auch den Gesamtsieg von Zürich. Auf dem Dritten Rang landete der Niederländer Patrik Kos.

Mit den Sixday Nights von Zürich ist das Sechs-Tage-Kalender-Jahr 2012 zwar beendet, wir von turus.net melden uns allerdings noch einmal am 28. und 29. Dezember mit Bahnradsport aus dem Velodrom in Berlin, wo die Deutsche Omniumsmeisterschaft und die offene Landesmeisterschaft Berlin im Steherrennen auf dem Programm stehen. Los geht´s am Freitag um 13:00 Uhr und am Samstag um 10:00 Uhr. Die Kosten für interessierte Besucher: Eintageskarte 10,00 Euro und Zweitageskarte 15,00 Euro. Am Samstag, den 29. Dezember gibt es ab 10:00 Uhr ein Frühschoppen für Jung und Alt im Innenraum des Berliner Velodrom.

Im Sechs-Tage-Zirkus geht es im neuen Jahr vom 03. – 08. Januar 2013 weiter in Rotterdam.

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Sechstrage-Rennen in Zürich 2012


Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Six Days

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