Die WM 2018 findet bekanntlich in Russland statt. Aber wie kam es zu dieser Vergabe an ein Land, das im Fußball lediglich als UdSSR in grauer Vorzeit einen EM-Titel gewann, bei Weltmeisterschaften nie übers Halbfinale hinauskam und auch erst 2 Europapokal im Vereinsfußball gewann? Dieser Frage geht dieser Text nach, der auch über die Konkurrenten bei der Vergabe der WM 2018 nach Russland berichtet.
Erstmalige Vergabe der WM 2018 an Russland
Bestimmung der zugelassenen Bewerbungen vor der Abstimmung
Etwas ungewöhnlich hatte die FIFA 2008 in Tokio beschlossen, die beiden Ausrichtungen für die WM 2018 und die WM 2022 gemeinsam zu vergeben. Die Bewerbungsfrist hierfür endete am 2. Februar 2009. Insgesamt bewarben sich 13 Länder mit 11 Angeboten, die Niederlande und Belgien sowie Portugal und Spanien bewarben sich gemeinsam. Gemäß dem Rotationsprinzip der FIFA, wonach ein Kontinentalverband mindestens zwei Turniere warten muss, bis er erneut ein Turnier ausrichten darf, schieden Bewerbungen Afrika und Südamerika von vorneherein aus, wobei dies nur im Falle von Südamerika auch für die WM 2022 galt. In Afrika sah man aufgrund der starken Bewerberkonkurrenz aber ohnehin keine Chance, die WM ausrichten zu dürfen. Somit hatte auch kein afrikanisches Land eine Bewerbung beabsichtigt. Da Europa aber immer noch einer der stärksten Verbände im Weltfußball ist, ging man nicht davon aus, dass eine WM gleich drei Mal in Folge nicht in Europa stattfinden würde. Daher legte die FIFA fest, dass die WM 2018 auf jeden Fall an Europa und jene 2022 an ein Land außerhalb von Europa vergeben werden würde. Das ergab folgende Interessenten für die WM 2018:
- Belgien und die Niederlande
- England
- Portugal und Spanien
- Russland
Am 2. Dezember 2010 fand schließlich die Abstimmung im Hauptquartier der FIFA in Zürich statt.
Ergebnisse der Abstimmung bei der WM-Vergabe an Russland
Im ersten Wahlgang wurde folgendes Abstimmungsergebnis erzielt:
1. Russland | 9 Stimmen |
1. Spanien und Portugal | 7 Stimmen |
1. Belgien und die Niederlande | 4 Stimmen |
1. England | 2 Stimmen |
Damit war die Bewerbung von England ausgeschieden. Im zweiten und entscheidenden Wahlgang, erlebte man dann folgenden Ausgang:
1. Russland | 13 Stimmen |
1. Spanien und Portugal | 7 Stimmen |
1. Belgien und die Niederlande | 2 Stimmen |
Damit war Russland zum ersten Mal zum Ausrichter einer Fußball-WM bestimmt. Die Fußball WM in Russland findet vom 14. Juni bis zum 15. Juli 2018 statt. Die Auslosung der Gruppen findet am 01. Dezember 2017 in der russischen Hauptstadt Moskau statt. Erst danach wird der endgültige WM Spielplan feststehen.
Nicht frei von Korruptionsvorwürfen
In diesen Zeiten wird die Vergabe von großen Sportveranstaltung an einen bestimmten Ausrichter bekanntlich immer vom Ruch der Kooperation umweht. Das musste nicht zuletzt die deutsche Öffentlichkeit erleben, als das sogenannte Sommermärchen 2006 zerbröselte. Ungeklärte Zahlungen an die FIFA, Zahlungen von adidas-Chef Dreyfus und beharrliches Schweigen der Galionsfigur der deutschen WM-Bewerbung, Franz Beckenbauer, rückten diesen Bewerbungsvorgang in ein äußerst schlechtes Licht. Russland konnte bislang keine Korruption nachgewiesen werden. Ausgerechnet jener Franz Beckenbauer rückte aber nach der Abstimmung, die Russland siegreich gestaltete, in den Rang eines "Sportbotschafters" des halbstaatlichen russischen Konzerns Gazprom. Zudem wurden Dateien des russischen Bewerbungskomitees, die eine Untersuchung der FIFA später einsehen wollte, auf zweifelhaftem Wege vernichtet. Der Vorfreude der Fans auf die WM 2018 in Russland wird davon aber ungetrübt über die Bühne gehen.
Foto: Marco Bertram / frontalvision.com