BFC Dynamo vs. Tennis Borussia: Weinroter Finaleinzug bei perfekter Pokalatmosphäre

Große Erwartungen gab es vor den Heimspielen gegen die BSG Chemie Leipzig und den 1. FC Lokomotive Leipzig. Doch auf Seite der Weinroten blieb die Stimmung auf den Rängen ganz klar hinter den Erwartungen. Warum das so ist, weiß niemand so recht. Denn es geht auch ganz anders! Richtig in Fahrt kommt die Anhängerschaft des BFC Dynamo nämlich mitunter in den Pokalwettbewerben. Nervenkitzel, Spannung, Dramatik und dazu ein brachiales „Dynamo!!!“ Unvergessen 2011 das 2:1 nach Verlängerung gegen den Berliner AK im Achtelfinale! Beim Ausgleich in der 90. Minute durch Firat Karaduman flog das Bier nur so durch die Luft und die Fans stolperten reihenweise über die roten, gelben und grünen Sitze. Mein Brüderchen prellte sich beim Jubel-Sturz arg die Rippen. Die rund 800 Zuschauer machten an jenem Abend Lärm wie 8.000, und den brachialen Jubel wird man vermutlich bis Berlin-Moabit gehört haben.

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Flotte Duelle gab es im Pokal auch gegen den FC Viktoria 1889. Unvergessen das Elfmeterschießen im Halbfinale im Mai 2013 auswärts im Ebert-Stadion, als Torwart Hinz der Held des Abends wurde und Maciej Kwiatkowski den letzten Elfer sicher verwandelte. Stefan Malchow hatte damals die Uffta eingeleitet. Und selbst beim Pokalspiel bei SD Croatia auf dem Dominicus Sportplatz im März 2017 war die anwesende Scharr der weinroten Fans erstaunlich groß. Balkan-Feeling und gute Laune. Logisch, dass die Pokalendspiele 2011, 2013, 2015 und 2017 demzufolge die Höhepunkte waren. Großes Erstaunen gab es, als im Juni 2011 sage und schreibe 5.200 Zuschauer in den Jahn-Sportpark strömten, um das Endspiel gegen Stern 1900 zu sehen. Solch eine Zuschauerzahl gab es im Ligaalltag nicht gegen Cottbus, nicht gegen Chemie, nicht gegen Lok und auch nicht gegen Union II. Die BFC-Fans lieben einfach den Pokal. Punkt.

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6.380 Zuschauer waren es gegen Lichtenberg 47 im Finale 2013, zwei Jahre später waren es gegen Tasmania Berlin sogar 6.914 Zuschauer (Rekord im Berliner Pokal), und 6.690 Zuschauer waren es zuletzt am 25. Mai 2017, als der BFC mit 3:1 gegen den FC Viktoria 1889 gewinnen konnte. Und wieder wurde es dramatisch. In der 118. Minute erzielte Kai Pröger den Treffer zum 2:1, der Jahn-Sportpark bebte, und man musste überlegen, wann im Ligaalltag solch ein frenetischer Jubel zu sehen war. Ja, einmal wurde dieses Level auch in der Liga erreicht, und zwar beim zwischenzeitlichen Ausgleich gegen den 1. FC Union Berlin II. Aber ist dies eine andere Geschichte. Zurück zu den Spielen gegen Tennis Borussia Berlin.

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Seit sieben Jahren sind sich der BFC und TeBe nicht mehr begegnet. In der Vergangenheit ging es bei den Auswärtsspielen im Mommsenstadion arg erhitzt zu, was jedoch nicht an TeBe, sondern am Verhalten der Polizei lag. Die letzte Begegnung fand im Juni 2011 im Sportforum Hohenschönhausen statt. Nach Abpfiff wurden auf dem Nordwall einige Bengalen gezündet, und auch der Gästeblock gab an jenem Nachmittag einen ansprechenden Anblick ab. Mal kein Boykott, sondern zahlreiches Erscheinen in der mit Gras bewachsenen Gästekurve.

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Von Boykott war auch am gestrigen Abend keine Rede. TeBe reiste mit voller Kapelle an. Rund 500 TeBe-Fans fanden sich im Gästeblock ein und stimmten gleich zu Beginn Lieder im englischen Stil an. Am Zaun wurde ein langes Spruchband befestigt: „Den Tebesel in seinem Lauf hält weder Ochs noch Erich auf!“ In der Mitte ein von einem Esel gezogener Karren, auf dem der goldene Pokal stand. Dass man sich auch sieben Jahre noch nicht wirklich lieb hat, wurde sogleich zu Beginn der Partie klar. Auf das angestimmte „Scheiß Dynamo!“ gab es den Klassiker „Lila-weiße Westberliner Scheiße!“ als Antwort zu hören.

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Was kommen da für Erinnerungen auf?! Waren die Auftritte des BFC im Mommsenstadion in der Vergangenheit schon heiß, so spotteten die Auftritte der Eisernen bei TeBe in den 90ern und zu Beginn des Jahrtausends jeder Beschreibung. Das von mitunter 5.000 Fans gebrüllte „Lila-weiße Westberliner Scheiße!“ ließ gefühlt den Funkturm und das ICC beben. Und das ist es eben. Hertha war nach der Wende relativ schnell ein gefühlter Gesamtberliner Verein. Tennis Borussia Berlin war (und ist) aus Sicht vieler Ost-Berliner indes der Inbegriff für das miefige, wohlhabende Charlottenburg /West-Berlin.

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Nun aber zum Spiel: Dass auf dem Rasen das gestrige Pokalhalbfinale gegen TeBe kein Selbstläufer für den BFC werden würde, war allgemein klar. Die lila-weißen Borussen sind in der NOFV-Oberliga Nord plötzlich wieder im Geschäft. Tabellenführer Optik Rathenow patzte zuletzt zweimal, der Aufstieg in die Regionalliga Nordost könnte für TeBe eventuell noch machbar sein. Wie erwartet war kein Klassenunterschied zu erkennen. Zwar hatte der BFC in der sechsten Minute durch Adomah und in der 13. Minute durch Steinborn die ersten guten Möglichkeiten, doch wenig später hatten die Gäste in Form eines Kopfballs eine prima Chance. Es wurde ein packender Pokalfight auf Augenhöhe, und die Heimfans mussten sich etwas über eine Stunde gedulden, bis der erlösende Treffer zum 1:0, erzielt von Al-Azzawe, frenetisch bejubelt werden durfte.

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Nun ging es wahrlich Schlag auf Schlag. Die Gäste fuhren in der 71. Minuten einen Konter, in höchster Not konnte der Ball abgewehrt werden. Im Gegenzug spielte Breustedt den Ball zu Steinborn, der frei vor TeBe-Keeper Flauder, einst selber im Kasten der Weinroten, die Nerven behielt und das 2:0 klarmachte. Ausgelassene Stimmung nun auf der Gegengerade, der Einzug ins Finale erschien sicher. Doch noch war nicht aller Tage Abend. Nachdem Steinborn die Chance zum möglichen 3:0 vergab, erzielte Schmuck, der ebenfalls einst beim BFC unter Vertrag stand, den Anschlusstreffer für die Lila-Weißen. Logisch, dass nun die Gäste noch einmal ein Schippchen drauflegten. Fünf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit gab es fast das 2:2 zu sehen, doch der Ball rauschte nur ins Außennetz. Der Schiedsrichter ließ fünf Minuten nachspielen, doch der BFC ließ nichts mehr anbrennen und brachte die knappe Führung und somit den Finaleinzug in trockene Tücher.

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In einer Rückrunde, in der es aufgrund des großen Vorsprungs des FC Energie Cottbus quasi um nichts mehr geht, ist solch ein Spektakel die gewünschte Abwechslung. Kein Wunder also, dass an diesem herrlichen warmen Frühlingsabend die Kneipen in Prenzlauer Berg aufgesucht wurden, und zu später Stunde ein lautes, fröhliches „Ost-, Ost-, Ost-Berlin“ aus der „Insel“ ertönte…

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Fotos: Marco Bertram, Patrick Skrzipek (bfc-fotos.de)

> zur turus-Fotostrecke: BFC Dynamo

> zur turus-Fotostrecke: Tennis Borussia Berlin

Artikel wurde veröffentlicht am
19 April 2018
Spielergebnis:
2:1
Zuschauerzahl:
1.816
Gästefans
500

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Landespokal

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Dynamo Ost-Berlin!
G
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.
1800 Zuschauer Respekt !
K
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Dufte
G
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