BU vs. Curslack-Neuengamme: Der "Barmbeker Pöbel" feiert unterm Dach

A Updated 26 Februar 2018
BU vs. Curslack-Neuengamme: Der "Barmbeker Pöbel" feiert unterm Dach

Wer mit der U3 aus Wandsbek-Gartenstadt kommt, fährt direkt dran vorbei, am Stadion an der Dieselstraße. Genauso wie der dazugehörige Verein, der Hamburger Sportverein Barmbek-Uhlenhorst von 1923 e.V. - oder ein wenig kürzer: BU - steht das Stadion “mitten inne Stadt”. 

“Mitten in Barmbek” steht über dem Eingang an der einzigen Tribüne. Und auch wenn man drin ist, vergisst man nicht so schnell, dass man sich mitten in Hamburg befindet. Rechts geht es zur Würstchenbude, links auf die Tribüne mit angeschlossenem Vereinsheim. Von dort geht der Blick auf ein Hotel, eine Tankstelle, eine Lagerhalle, die U-Bahn. Kein Schickimicki, keine Business Seats. Nur Fußball, Bratwurst, Bier.

BU

BU ist ein Verein im ehemaligen Arbeiterviertel Barmbek und passt dort hinein wie das sprichwörtliche Hinterteil auf den Eimer. Bis vor zwei Jahren wurden die Heimspiele auf dem altehrwürdigen Wilhelm-Ruprecht-Platz ausgetragen, den man in Barmbek nur “Anfield” nannte. Trotz des neuen Stadions, das ganz in der Nähe gebaut wurde, wirkt der Verein auf dem Boden geblieben.

Ultras, die sich ja mittlerweile auch bei dem einen oder anderen Amateurverein finden, sucht man hier vergeblich. Stattdessen findet man eine Gruppe von Männern im mittleren Alter, die schon seit hundert Jahren zu BU geht und sich selbst “Barmbeker Pöbel” nennt.

BU

Normalerweise steht der Pöbel neben der überdachten Tribüne im unüberdachten Fanblock. Weil es heute bei Minusgraden und Schneefall allerdings nicht so richtig gemütlich ist, sind sie unter das Dach gewechselt. Platz ist dort genug, denn es finden sich nur 143 zahlende Zuschauer im Anfield 2.0 ein.

Zu Gast ist am 22. Spieltag der Oberliga Hamburg der Tabellennachbar vom SV Curslack-Neuengamme und das Spiel beginnt fulminant. Vom Einlaufen klingt noch das Vereinslied “Mein letztes Geld geb’ ich für Fußball aus” in den Ohren nach, da steht es schon 1:0. In der dritten Minute passt Pascal El-Nemr von links auf seinen Kollegen Mohamed Labiadh, der direkt abschließt. Kaum hat der Stadionsprecher Spielstand und Torschützen durchgesagt, erhebt sich eine rauchige Männerstimme: “Nur noch neun!”.

Curslack scheint von dem frühen Gegentreffer beeindruckt, denn die Anfangsphase gehört BU. Immer wieder spielen sich die Gastgeber auf dem sichtlich glatten Kunstrasen in die Hälfte der Gäste und erzielen mit der zweiten Großchance in der 18. Minute das 2:0. Torschütze ist wieder die Nummer 31, Mohamed Labiadh.

BU macht in der Folge weiter Druck, drängt auf das dritte Tor, scheitert aber das eine oder andere Mal an der eigenen Zielgenauigkeit. Curslack gelingen einige Befreiungsschläge, die allerdings nicht für ernsthafte Gefahr sorgen können. So geht es mit 2:0 in die Halbzeit und für die meisten Zuschauer ins Vereinsheim, um sich beim Pausentee ein wenig aufzuwärmen und das Spiel irgendeines anderen Hamburger Vereins aus der 2. Bundesliga im Fernsehen anzuschauen.

BU

Kurz nach Wiederanpfiff muss Oliver Gaedtke, mit gerade 18 sicherlich einer der jüngsten Torhüter der Hamburger Oberliga, ausgewechselt werden. Auf dem Eis hinter seinem Tor hatte er sich in der ersten Halbzeit das Knie verdreht und muss nun vorsichtshalber das Bein hochlegen. Für ihn kommt bei BU Kaspers Plendiskis, der sich gerade erst von einer Verletzung erholt hat.

Die zweite Halbzeit verläuft etwas weniger kurzweilig als die erste. BU hat vorgelegt und kann Curslack kommen lassen. Die wiederum haben überraschend wenig Ideen oder werden problemlos und frühzeitig gestoppt.

Und während das Spiel so vor sich hinplätschert, läuft der Barmbeker Pöbel zur Höchstform auf. “Wir sind blau-gelb. Und wir ham immer Durst - Barmbek-Uhlenhorst, Barmbek-Uhlenhorst, Barmbek-Uhlenhorst!” schallt und lallt es über die Tribüne.

BU

Nach einer Situation, in der man darüber streiten kann, ob es Elfmeter für BU geben müsste, geht es richtig los. “Ey Schiri, was stimmt mit dir nicht?”, “Ruf mal in Köln an, Videobeweis!”, “Schiri, alle deine Kollegen geben sich so viel Mühe. Und du?”, und weil das Gespann mit Headset auf dem Feld steht: “Mach mal Helene Fischer aus und konzentrier dich aufs Spiel!”. Der Barmbeker Pöbel at its best.

Zum Schluss erhöhen die Gäste ihre Anstrengungen und kommen zu einigen Torabschlüssen, die aber entweder vorbei gehen oder pariert werden können. Als der ehemalige BU-Spieler Adrian Sousa einen Freistoß ausführen will, meldet sich die Tribüne nochmal zu Wort: “Adri war mal besser, oh oh ho”.

BU

Nach exakt 92 Minuten und 12 Sekunden ist dann Schluss. BU gewinnt verdient mit 2:0, die Spieler feiern sich selbst und alle anderen sehen zu, dass sie ihre Füße aufgetaut bekommen.

Bericht & Fotos: Anika (Ein Zug nach irgendwo)

> zur turus-Fotostrecke: Amateurfußball in Hamburg

Artikel wurde veröffentlicht am
26 Februar 2018
Spielergebnis:
2:0

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