Carl Zeiss Jena vs. Hansa Rostock: Petri heil! Fliegende Fische im Paradies und „Happy Hour“ im Bordbistro

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„Wir haben Euch was mitgebracht! Fisch! Fisch! Fisch!“, ertönte es auf dem Ernst-Abbe-Sportfeld. Dazu ein Spruchband mit einem bissigen Fisch. „Petri heil!“  Fisch frei Haus für die Jungs und Mädels aus dem Paradies. Räucherware - verpackt und unverpackt - segelte Mitte der zweiten Halbzeit im hohen Bogen in Richtung Heimkurve und Innenraum. Manch eine Tüte mit Fisch traf in der Südkurve sogar ihr Ziel. Verständlicherweise wollten die FCC-Fans die Geschenke nicht annehmen und ließen die Fische wieder zurücksegeln. Der Grund: Aufgrund der sommerlichen Hitze roch die Bück-, äh, Räucherware nicht mehr allzu lecker. In der Gästekurve wurden indes ein paar Schirme aufgespannt, in einer Ecke waberte etwas Rauch empor. Und somit gab es unter den Hansa-Fans dann doch noch etwas Freude und Gelächter. Denn ansonsten gab es nicht allzu viel zu Lachen. Der Auftritt der Hansa-Mannschaft auf dem Rasen war wahrlich nicht das Gelbe vom Ei, und vor dem Spiel gab es Probleme am Einlass / vor dem Stadion, so dass einige Hansa-Fans erst verspätet im Block ihr Plätzchen suchen und ihre Zaunfahne befestigen konnten. Doch alles hübsch der Reihe nach.

Paradies

Ohne auch nur einen Blick auf den Wetterbericht geworfen zu haben, setzte ich mich morgens in Berlin-Gesundbrunnen in den IC nach Jena-Paradies. Volle Waggons bis Leipzig, da blieb nur der Gang ins Bistro, und beim Blick aus dem Fenster wurde allmählich klar, dass die schwarze gefütterte Jacke und darunter noch eine Schicht Fleece dann wohl doch nicht so optimal waren. Als der Zug sich schließlich durch die wundervolle Saaleregion bei Naumburg schlängelte, war völlig klar: Dies würde quasi ein echter Sommertag werden. Nicht ganz so sommerlich entspannt ging es jedoch vor dem Stadion zu. Etliche Hansa-Fans wurden festgehalten (laut Polizei wurde versucht, die Ordner zu überlaufen), einige konnten erst verspätet ihr Plätzchen im Block suchen. Das zeigte sich auch daran, dass einige kleinere Banner erst im Laufe der Partie nach und nach am Zaun befestigt wurden. 

Jena

Mit zehnminütiger Verspätung wurde bei echtem Prachtwetter die Partie angepfiffen, im Gästeblock wurde die ersten sieben Minuten der Support komplett eingestellt. Erst dann wurde mit einem „Hurra, hurra, die Rostocker sind da!“ Alarm gemacht. Allerdings wurde es dieses Mal unter dem Strich nicht so brachial laut, wie man es sonst von Hansa gewohnt ist. Zu großen Teilen lag dies an der von der eigenen Mannschaft erbrachten Leistung. Das auf dem Rasen Gezeigte war wirklich mau, von Beginn an weitaus bissiger zeigten sich der FC Carl Zeiss Jena. Einige Hansa-Fans sprachen nach dem Spiel von der schlechtesten Saisonleistung, wenn gleich es fast gelungen war, in Form eines torlosen Remis ein Pünktchen aus dem Paradies mitzunehmen.

Hansa

Mit einem „Derbysieger! Derbysieger!“ wurden die Heimmannschaft kurz vor dem Anpfiff aufgeputscht. Nach dem Sieg im Landespokal gegen den Erzrivalen aus der Blumenstadt sollte nun in der 3. Liga weiter Boden gut gemacht werden. Vor insgesamt 8.045 Zuschauern - im Gästeblock befanden sich 1.070 Hansa-Fans, ein paar weitere waren auf Gegengerade und Haupttribüne verteilt - konzentrierte sich Hansa Rostock in der ersten Halbzeit fast ausschließlich aufs Verteidigen. Hinten sah es mitunter recht ordentlich aus, ab der Mittellinie ging indes fast gar nichts. Die ersten 20 Minuten: Der Notizblock blieb leer. In der 22. Minute dann die Notiz: Trommeln im Gästeblock, dazu ein kraftvolles „Hansa!!!“

Hansa

Kraft- und saftlos ging es dagegen auf dem Platz zu Werke. Die erste nennenswerte Möglichkeit hatte Jena in der 18. Minute, als Starke sich versuchte, doch Hansa-Keeper Blaswich zur Stelle war. Was für eine Wärme! Auch wenn auf dem Rasen nicht wirklich volle Pulle gespielt wurde, so musste in der 35. Minute an der Außenlinie kurz ein Schluck aus jener genommen werden. Fünf Minute vor der Pause dann ein Schüsschen von Evseev auf das Jena-Gehäuse, in der 45. Minute auf der Gegenseite ein Distanzschuss von Günther-Schmidt.

Suptras

Die zweite Halbzeit begann, im Gästeblock wurde schon mal ein Schippchen draufgelegt. Trommelwirbel, ein „Hansa forever“ und ein „Forza FCH!“ Als in der 51. Minute ein Rostocker Versuch links am Kasten vorbeiging, wurde es kurzzeitig noch lauter. In der Südkurve wurde ein Spruchband hochgehalten. „Ruhe in Frieden Rene“. Wenig später wurde ein „Scheiß Hansa Rostock!“ angestimmt, dem prompt ein lautes „Hooligans!“ erwidert wurde. Nachdem auch das „Dem Morgengrauen entgegen …“ gesungen wurde, folgte die Fisch-Aktion. Mit dem eingangs erwähnten „Wir haben Euch was mitgebracht! Fisch! Fisch! Fisch!“ segelten mit einem Mal die Fische durch die Gegend. Ein paar Regenschirme wurden geöffnet, an einer improvisierten Angel hing ein Bayern-Schal, am Zaun verkehrt herum befestigt wurde ein Shirt mit der Aufschrift „Controverse Ultras“. 

Fische

Magerkost indes auf dem Rasen. Der Gastgeber zeigte sich bemüht, störte früh und ging mit mehr Power in die Zweikämpfe, die Leistung der Gäste war dagegen sehr dürftig. Ein Distanzschuss von Löhmannsröben über das Tor - das war es dann auch schon fast. Die Uhr lief, das Spiel neigte sich dem Ende zu, und Hansa Rostock schien das 0:0 über die Zeit bringen zu können. Daraus wurde jedoch nichts. In der 85. Minute hämmerte Brügmann aus rund 20 Metern den Ball in das Tor. 1:0 für Jena. Kollektives freudiges Ausrasten bei den Heimfans. „Hier regiert der FCC!“ hallte es auch von der Haupttribüne. Drei Minuten später musste Löhmannsröben nach einem Foul mit Gelb-Rot vom Platz. Ein letztes Aufbäumen von Hansa. Hektik bei einer Ecke. Sogar Hansa-Keeper Blaswich war nach vorn geeilt. Doch der Ausgleich sollte nicht gelingen. 

Hansa

Später am Bahnhof Jena-Paradies war nicht ganz klar, wer zuerst fahren würde. Die Zugänge waren kurzzeitig gesperrt, zuerst sollten die Hansa-Fans mit einem Regionalexpress gen Norden losdüsen. Dann aber fuhr doch planmäßig zuerst der ICE in Richtung Berlin und Hamburg ein. Einige Hansa-Fans aus der Hamburger Ecke hatten sich sofort im Bordbistro eingefunden. Gleich nebenan wurde das Kleinkindabteil in Beschlag genommen, um dort eine Bekannte mit ihren Kindern und den Nachwuchs des Kumpels unterzubringen.

Hansa

Her mit dem Weizen! Der Tag hatte mächtig geschlaucht. Ratzfatz wurde es gesellig. Ein älterer Unioner und ein Mann mit Jena-Gladbach-Kutte gesellten sich dazu. Na läuft doch, so muss Fußball sein! Und auch die „Sektion Suff“ war mit einem Fischerhut vertreten. Die Dame hinter dem Tresen hatte gut zu tun. Und als in Leipzig Personalwechsel war, wurde die Bar fix aufgefüllt. Es konnte weiter gehen. Auch dieses Mal zeigte sich die Frau hinter dem Tresen von einer vorzüglichen Seite. „Happy hour“ wie zu alten Zeiten in den Nachtzügen. Kinderspielzeug und Schokoriegel für alle! Somit fand ein eher stressiger Fußballtag dann doch einen optimalen Abschluss. 

Hansa

Hansa

Foto: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock

> zur turus-Fotostrecke: FC Carl Zeiss Jena

Artikel wurde veröffentlicht am
15 Oktober 2017
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
8.045
Gästefans
1200

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Frische Fische fischt Fischers Fritz. :-X
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Fische werfen ist kein Verbrechen!
R
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Das schreit regelrecht nach einer Bahnfahrt zum Abendspiel in Unterhaching....
R
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Bordbristro? Wen interessiert so wat?
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:-D
F
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