Fußball im Volkspark Mariendorf: Viel Geselligkeit für wenig bzw. gar kein Geld

Ein Blick aus dem Fenster. Die trüben Wolken verzogen sich langsam. Während es am Samstag in Berlin noch „Hunde und Katzen“ regnete, sollte am Sonntag die graue Wolkendecke aufreißen und die Sonne zum Vorschein kommen. Und das tat sie dann schließlich auch. 10 Uhr. Beide Jungs geschnappt und mit der Ringbahn bis zur Storkower Straße gefahren. Als erster Programmpunkt am „Tag der Amateure“ fiel die Wahl auf Frauenfußball. Genauer gesagt auf die Partie SV Lichtenberg 47 vs. SV B.W. Berolina Mitte. Berlin-Liga, Tabellenführer gegen Mittelfeld. Gespielt wurde auf dem Kunstrasenplatz (anno dazumal mal Schotter / Asche) in der Storkower Straße 209. Dort befindet sich auch das 47er Trainingszentrum für Frauen- und Mädchenfußball. Genutzt wird der Platz allerdings auch vom FC Berlin, nicht zu verwechseln mit dem BFC Dynamo, der Anfang bis Ende der 90er als FC Berlin in NOFV-Oberliga und Regionalliga den Ball rollen ließ. Der jetzige FC Berlin, genauer gesagt „FC Berlin 23“, der die gleichen Farben wie West Ham United und Aston Villa hat, wurde am 18. Mai 2005 von Freunden ins Leben gerufen schickt derzeit nur den Nachwuchs von den D-Junioren bis zu den G-Junioren ins Rennen.

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FC Berlin

Doch zurück zu den Frauen von Lichtenberg 47. Wie das so ist, wenn man zwei kleine Kinder im Schlepptau hat, mit der Pünktlichkeit hatte es nicht ganz geklappt. Ein guter Freund wartete bereits und gab die ersten Wasserstandsmeldungen per SMS durch. „Beeil dich, Pressetribüne ist rappelvoll!“ Auf die Frage, ob Kaffee und Würste bereitstehen, gab es nur ein klares „Nö!“ zu lesen. Als wir eintrafen, stand es bereits 2:0 für die Lichtenbergerinnen. Mona Aping und Jessica Beier sorgten in der 6. und 7. Minute für einen Doppelschlag. Also bei dem einen Ding sah die Berolina-Torfrau nicht allzu gut aus, wurde mir erklärt. Beim anderen Gegentreffer war nicht viel zu machen. Fein, fein. Inzwischen hatten sich sogar ein paar Zuschauer eingefunden. Meist Eltern oder Freunde der Spielerinnen. Die Kids sammelten Kastanien, mein Kumpel und ich fachsimpelten ein wenig. Würde es heute eine Grätsche geben? Oder würde alles im Stehen / Laufen geklärt werden?

L47

Beim Plausch wurde dann sogar der Überblick verloren. Berolina hatte in der ersten Halbzeit einen Elfmeter bekommen, und ich hätte schwören können, der Ball sei drin gewesen. Daheim am Rechner durfte ich aufgrund des Spielergebnisses von 4:0 dann registrieren, dass dem wohl doch nicht so war. Nach einer halben Stunde machte Mona Aping ihre zweite Bude, in der 70. Minute konnte Sarah Schatton den Sack zumachen. Meinem Großen war ziemlich langweilig („hier ist ja nischt los…“), mein Kleiner hatte sich in der Halbzeitpause auf den matschigen Kunstrasen gesetzt und hatte nun eine klitschnasse Buchse. Ab nach Hause, das kleine Söhnchen abgeliefert, und mit dem Großen gleich weitergezogen nach Mariendorf. Partie Nummer zwei wartete. Und ich hatte meinem Nachwuchs nicht zu viel versprochen. Für Unterhaltung war nämlich dort gesorgt.

Mariendorf

So wie einige andere Besucher des Pokalspiels TSV Mariendorf 1897 vs. Tennis Borussia Berlin auch hoffte ich, dass - wie im Netz angekündigt - auf dem Rasenplatz, also im großen Stadion, gespielt werden würde. Bei schönstem Sonnenschein pilgerte der eine oder andere Fußballfreund in den Volkspark Mariendorf, und aus der Ferne sah man bereits die Menschentrauben am Rande des davor befindlichen Kunstrasenplatzes stehen. Der Bereich für die Trainerbänke war mit einem Flatterband abgesperrt, an den Ecken und Seiten waren Ordner postiert. Wahrscheinlich war der Rasen im großen Stadion nach dem Orkan noch zu feucht / matschig, oder aber man zog am „Tag der Amateure“ schlichtweg die helle, familiäre Atmosphäre auf dem Vorplatz vor.

Gummi

Eintritt musste nicht bezahlt werden, das Gelände ist frei zugänglich - und so wurde es ein Fußballnachmittag für jedermann. Lasst rollen! Mit Kind und Kegel, mit Gehhilfe und Rollstuhl - von ganz Jung bis ganz Alt - allesamt schauten sie vorbei, um die Mariendorfer gegen die Borussen aus Charlottenburg kicken zu sehen. Bei diesem Goldenen-Herbst-Wetter wurde es wahrlich ein äußerst angenehmer Nachmittag. Zu moderaten Preisen - Bier für 2,30 und Softgetränke für einen schlappen Euro -, dazu eine sehr würzige Bratwurst, und für die Kleinen (und auch Großen) lagen neben der Kaffeekanne Gummitüten bereit. Sprich: Kleine Tütchen mit bunt zusammengestellten Gummitierchen. Und das für 50 Cent. Eine prima Idee. Dass hinter dem einen Tor noch ein Abenteuerspielplatz zu finden ist, schoss aus Sicht des an der Seite befindlichen Nachwuchses doch glatt den Vogel ab. Papa am Geländer des Sportplatzes, das Kind zehn Meter weiter im Kletterturm.

Mariendorf

Auf dem Kunstrasen konnte der zwei Klassen tiefer spielende TSV Mariendorf 1897 zu Beginn der Partie erstaunlich gut mithalten. Ein klassischer Heimvorteil für den Gastgeber, der jedoch keine Früchte in Form von Toren tragen sollte. Vor schätzungsweise 300 Zuschauern, vielleicht waren es auch 400 - es war ja ein Kommen und Gehen - ließ Boris Hass sehr zu Freude der angereisten TeBe-Fans den lila-weißen Knoten platzen. Wie der Treffer zustande kam? Fragt mich was leichteres! Am „Tag der Amateure“ wuselte ich eher an den Nebenschauplätzen herum. In diesem Fall musste ich im Kletterturm gerade Hilfestellung in Form einer Räuberleiter geben. Egal, an diesem Tag wollte ich eh nur ganz locker die Atmosphäre genießen. Und als auch noch ein befreundeter Tasmania-Fan vom Spiel seines Vereins nach Mariendorf vorbei schnupperte, war sogar noch Zeit für eine kurze Fachsimpelei. 

Tebe

In der zweiten Halbzeit konnte der Oberligist aus dem Mommsenstadion schließlich den Sack zu machen. Randy Edwini-Bonsu (53. Minute) und Dragan Erkic (69. Minute) erzielten die weiteren Treffer. Am Ende zog TeBe mit dem 3:0-Sieg in die nächste Runde ein. Dass ein Auswärtssieg bei einem tiefer spielenden Verein keine Selbstverständlichkeit ist, bekam der Berliner AK 07 zu spüren. So konnte der Landesligist gegen den Regionalligisten mit 3:1 gewinnen. Bereits nach 12 Minuten hieß es auf dem Kunstrasenplatz im Volkspark Wilmersdorf 2:0! Problemlos weiter kamen indes der Titelverteidiger und der Finalist. Mit 6:1 behielt der BFC Dynamo bei den BSC Kickers (Bezirksliga) die Oberhand, mit 3:0 konnte der FC Viktoria 1889 Berlin bei SF Charlottenburg-Wilmersdorf (ebenfalls Bezirksliga) gewinnen. Das höchste Ergebnis (12:0) erzielte der Sechstligist DJK SW Neukölln gegen den inzwischen in der Kreisliga A spielenden Verein Cimbria Trabzonspor. Spannend zu ging es beim letzten Spiel der jetzigen Pokalrunde. So musste Besiktas JK Berlin gegen den von Thomas Häßler trainierten Club Italia trotz zweifacher Führung in regulärer Spielzeit und Verlängerung am Ende mit 7:8 im Elfmeterschießen die Segel streichen. 

Kids

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: TSV Mariendorf 1897 vs. TeBe

> zur turus-Fotostrecke: Frauenfußball

Artikel wurde veröffentlicht am
10 Oktober 2017

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