Union Berlin baut das Stadion aus: Die Alte Försterei von 1994 bis Gegenwart in Bildern

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Ein Wechsel der aktiven Szene von der Waldseite zur Wuhleseite? Geschlossene Ecken auf Seiten der Haupttribüne? Eine Aufstockung der Gegengerade? Im Vorfeld der offiziellen Präsentation der Umbaupläne wurden die Ohren offen gehalten, doch wirklich konkretes war nicht zu vernehmen. Dass die Gegengerade aufgestockt wird und es auf dem Oberrang Sitzplätze geben würde, galt als sicher. Und auch einen Wechsel des Gästeblocks auf die Waldseite schlossen inzwischen die meisten aus. Die kürzlich präsentierten Umbaupläne dürften die meisten positiv überrascht haben. Ja, man konnte wirklich baff sein! Fett! In Berlin-Köpenick werden Nägel mit Köpfen gemacht. Keine halben Sachen, keine stückweise Schusterei, um mal eben fix die Auflagen der DFL zu erfüllen. Wenn schon, denn schon. Sage und schreibe auf knapp 37.000 Plätze wird die Kapazität des Stadions An der Alten Försterei erhöht. Rund 15.000 mehr Zuschauer werden hineinpassen als in der Gegenwart. Der Knaller: Es kommen rund 10.000 Stehplätze hinzu! Insgesamt werden dann 28.600 Fußballfreunde auf den Rängen stehen dürfen.

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Und auch optisch werden keine Wünsche offen gelassen. Der Gesamteindruck des Stadions bleibt erhalten. Die gelben Klinkersteine in Anlehnung an die Industriebauten in Oberschöneweide kommen auch weiterhin zum Einsatz. Sicherlich erfreulich ist auch der Bau des neuen Clubhauses, das sich am jetzigen Standort der alten weißen Container befinden wird. Fanhaus, gastronomische Einrichtungen, Zeughaus und diverse Büros werden in diesem neuen Gebäude, das auch verklinkert sein wird, ihren Platz finden. Dieses Clubhaus soll bereits 2019 fertiggestellt sein, die Umbauten am Stadion sollen im Sommer 2020 abgeschlossen sein - und das pünktlich zum 100. Geburtstag der Spielstätte. Als Sportplatz Sadowa wurde das Stadion im März 1920 eröffnet. Der SC Union Oberschöneweide bestritt in der neuen Spielstätte sein erstes Spiel gegen Viktoria 1889 Berlin. Offiziell eröffnet wurde es dann am 07. August 1920 mit der Partie gegen den 1. FC Nürnberg vor zirka 7.000 Zuschauern. Zwei Monate später gehörte Oberschöneweide dann auch offiziell zur Stadt Berlin.

 Union

Die Freude ist groß bei der Eisernen Anhängerschaft, und auch deutschlandweit wird - meist positiv - über die Ausbaupläne der Alten Försterei gesprochen. „Geiles Teil. Das sieht ja aus wie ein Stadion in England oder Schottland!“, so oder so ähnlich lautet die Meinung vieler. Alt-Unioner haben sicherlich auch ihre Bedenken, was die drastische Erhöhung der Stadionkapazität betrifft. Mal eben 15.000 neue Zuschauer? Zieht man Gästeblock und diverse neutrale Gäste ab, ist das quasi eine Verdopplung des Heimpublikums. Kann das gut gehen? Wird der 1. Union Berlin dadurch noch mehr hip? Werden die „Eventies“ in Scharen nach Köpenick strömen? „Nur gut, dass das Stadion in Köpenick steht und nicht in Prenzlauer Berg oder Mitte. Dann würden wir uns vor lauter Hipsters nicht mehr retten können…“, erklärte ein langjähriger Union-Fan. Diese Punkte bewerten mögen andere, die tiefer in der fantechnischen Materie stecken. Ich möchte an dieser Stelle einfach mit Hilfe der eigenen Archivbilder eine kleine Zeitreise unternehmen.

Anfang der 1980er Jahre sah ich das Stadion immer, wenn wir als Schulklasse mit der Straßenbahnlinie 82 von Mahlsdorf-Süd zum Schwimmunterricht im Pionierpark (jetzt FEZ) fuhren. „Kiek mal, dort gehe ich am Wochenende immer hin!“, erklärte Kumpel Stefan, der seinen langen selbst gestrickten Wollschal auch mal mit in die 10. POS "Helene Weigel" nahm. Zum Fußball ging ich damals nicht. Während Stefan auf den sandigen, mit Gras bewachsenen Stufen das „Eisern Union!“ schmetterte, trieb ich mich mit anderen Freunden in den Wäldern vor den Toren Berlins herum. Heidemühle statt Alte Försterei. Anfang der 1990er besuchte ich dann recht oft die Spielstätte der Eisernen. Das Fußball-Fiber hatte mich gepackt, und in NRW und Nordost klapperte ich alles ab, was möglich war. Union gegen Wolfsburg im Juni 1992, im Jahr darauf das legendäre „Aufstiegsspiel“ gegen Bischofswerda vor vollen Rängen. 

Ticket

Mitte der 90er, als ich nach drei Jahren Rheinland wieder nach Berlin zurückgekehrt war, besuchte ich in Berlin quasi jedes Fußballspiel, das möglich war. Hertha, FC Berlin und Union. Manchmal auch Hertha Zehlendorf und Reinickendorfer Füchse. Die damalige Zeit hatte sich fest eingeprägt. Die Gluthitze im Sommerhalbjahr, wenn Union Berlin in der Regionalliga vor rund 2.500 Zuschauern Lok Stendal und Energie Cottbus empfing. Der Weg vom Bahnhof Köpenick durch den Wald zum Stadion. Der Geruch von Kiefernnadeln und märkischem sandigen Staub. Anfang des Jahrtausends tat sich etwas bei den Eisernen. Der erste Aufstieg in die 2. Bundesliga gelang, die Flutlichtmasten wurden errichtet. Unvergessen das DFB-Pokalspiel gegen den VfL Bochum. Der 1:0-Siegtreffer in der 90. Minute. Die fliegenden Sitzkissen im Pressebereich der alten kleinen unüberdachten Haupttribüne… 

Union

Aber, ach ja, diese Ereignisse wurde bereits in diesem Magazin häufig aufbereitet, und von daher sollen an dieser Stelle folgend einfach die ausgewählten Bilder sprechen. Nur eines muss einfach noch mal betont werden. Keinen, aber wirklich auch keinen Pfifferling hätte ich Mitte der 1990er drauf gegeben, wenn mir jemand erklärt hätte, dass 25 Jahre später solch ein Stadion für 37.000 Zuschauer entstehen und der 1. FC Union Berlin um den Aufstieg in die 1. Bundesliga spielen würde. Unvergessen die Untergangsstimmung nach dem Mittwochabendspiel gegen Hertha Zehlendorf, das am 17. August 1994 vor 986 Zuschauern mit 0:1 verloren wurde. Nichts ging mehr. Die Treuesten der Treuen belagerten die damalige Spielerkabine. Der damalige Präsident versuchte zu beschwichtigen. „Hat doch eh keinen Zweck mehr, ist eh alles vorbei!“, brüllte ein alter Unioner, den Tränen nahe. Dieses Bild hatte sich eingebrannt. Ich war wütend, weil im Osten alles den Bach runterging. Der Ostberliner Fußball am Boden. Dynamo Dresden wurde ein Jahr später die Lizenz entzogen. Düstere Zeiten. Umso erfreulicher, dass es wieder aufwärts ging. In Dresden, in Probstheida, in Leutzsch und in Köpenick. 

Impressionen von 1994 bis 2017:

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Fotos: Marco Bertram, Felix, Michael

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
22 Juni 2017

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Kommentare
Bilder
Kann ich ein Bild bei euch bestellen vom Stadion ?
B
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S
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G
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Was für Erinnerungen.
K
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Schöne Erinnerungen! Danke.
M
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Mit was für einer Auslastung rechnet man denn in der zweiten Liga, wenn im Mittelfeld gespielt wird. Und was passiert, wenn es doch mal runter in die 3. Liga geht?

Steffen
S
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U
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