1. FC Union Berlin vs. VfL Bochum: Die Eisernen poltern aus dem Winterschlaf

Tiefer Winter. Januar. Geist und Körper sind noch gar nicht recht auf Fußball eingestellt. Sechstagerennen und Winterspeck. Für einen Monat wurden die Gedanken umgeschaltet, allein die Posse um das „Foto-Verbot“ beim Geisterspiel des F.C. Hansa Rostock ließ einen dann jedoch aus der Reserve locken. Das innere Erwachen. Es geht wieder los! Auf dem Platz, auf den Rängen. Bezüglich des Geschehens in den Fankurven scheinen die kommenden Zeiten alles andere als gemütlich zu werden. Hart geführte Diskussionen innerhalb der Anhänger bestimmten vielerorts das Geschehen. Weniger jedoch in Berlin-Köpenick. Dort bestimmten im Vorfeld des Auftaktes gegen den VfL Bochum vor allem die sportlichen Belange die Gespräche an Biertischen und in virtuellen Räumen. Die Eisernen stehen in der Zweitligatabelle prima da, und die Anhängerschaft ist gespannt wie es nun in der Rückrunde weiter gehen wird. Oben dran bleiben?! Nicht wenige witzelten bereits, dass in der möglichen Relegationsrunde die „Dinos“ aus Hamburg in die Zweitklassigkeit gekegelt werden könnten. Ausgeschlossen ist nix, in der Hansestadt stellt man sich solch ein Szenario mit Grauen vor. Der erste Abstieg aus der 1. Liga - ausgerechnet bei einem Ost-Klub, der zuvor noch nie im bundesdeutschen Fußballoberhaus gekickt hatte…

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Die Fakten: Sebastian Polter ist wieder da! Von der Themse zurück an die Wuhle. Nach seiner Zeit bei den Queens Park Rangers ist er nun wieder bei den Eisernen mit von der Partie. Ein anderer wählte indes den Weg von Berlin auf die Insel. Collin Quaner versucht nun sein Glück bei Huddersfield Town. Gegen die Bochumer von Beginn an ran durfte Polter, der in der Folge noch zum Mann des Tages werden würde. Nicht mehr mit dabei im Kader ist indes ein anderer Spieler. Im Ostseestadion sind die meisten Fans hoch erfreut, dass nun Christopher Quiring die Kogge auf der Brust tragen wird. Spielerisch wird er beim F.C. Hansa eine Bereicherung sein. Skeptisch sind indes auf der Südtribüne einige aktive Fans. Es sprach sich schließlich herum, dass Quiring mit den Jungs vom Wuhlesyndikat richtig dicke ist. Mitglied in der Köpenicker Ultrà-Gruppierung war er wohl jedoch nicht, wie von älteren Unionern berichtet wird. 

FCU

Zu Beginn der Partie gegen Bochum wurden auf der Waldseite zehn Trikots mit der Nummer 2 (von Quiring zuletzt getragen) hochgezogen. Dazu war auf einem Spruchband zu lesen: „Hier ist dein Zuhause, hier kricht dich keener weg!!!“ Und es blieb am Freitagabend nicht das einzige Spruchband. Zurück auf den Rängen waren wieder Fans, die zum Teil einen erheblichen Zeitraum vor den Stadiontoren unserer Republik verbringen mussten. „3,5 Jahre SV abgesessen… Willkommen zurück!!! Und niemals vergessen…“ Wenig später mit anderer Schriftart: „Mittendrin statt nur dabei. Ne hamerhearte Zeit ist jetzt vorbei. Willkommen zurück Olli!“ Und noch für eine weitere Person hieß es, neues Jahr, neues Glück! „Trotz SV alles gegeben für Verein und Gruppe. Willkommen zurück im Stadion Lubbe!!“ Allerdings musste ein Fan auch verabschiedet werden: „Union immer im Herzen getragen. Schaust du nun herab auf den heiligen Rasen. Ruhe in Frieden Forchi.“

VfL

Auf Bochumer Seite ergab sich in der ersten halben Stunde ein äußerst rudimentärer Anblick. Die Ultras waren noch nicht im Gästeblock, bei der Anfahrt hatte ihr Bus ein erhebliches technisches Problem. So fehlten am Zaun / Geländer noch die großen Banner, und im Block gab es weder die großen Fahnen, noch einen koordinierten Support. An zentraler Position waren die beiden Stoffe „Leicester City Cheers! VfL Bochum Prost!“ und „Standin’ with LCFC VFLB“ nicht zu übersehen. Ebenso im Block waren einige Anhänger des BFC Dynamo, diese stellten sich größtenteils etwas abseits in den Block. Bekanntlich gibt es noch immer ein paar vereinzelte Kontakte, und es hat bereits Tradition, dass beim Bochumer Auftritt im Stadion An der Alten Försterei ein paar BFCer vorbeischauen. Vor allem, wenn ein Abendspiel an der Tagesordnung steht. Die Stimmung im Gästeblock während der ersten 35 Minuten passte zum eingangs erwähnten Winterschlaf. Ein paar Lücken wies auch die Haupttribüne auf, so waren es „nur“ 19.130 Zuschauer, die am vergangenen Freitag das Zweitligaduell zwischen den Currywurst-Metropolen sehen wollten.

VfL

Nicht wirklich in die Vollen ging es auch auf dem Rasen. Viel spielte sich im Mittelfeld ab, Tormöglichkeiten gab es in den ersten 15 Minuten quasi keine. Dann kam jedoch auf Union-Seite Simon Hedlund zum ersten Mal zum Abschluss, auf Bochumer Seiten waren es Peniel Mlapa und Johannes Wurtz, die den Union-Keeper Jakob Busk prüften. In der Folge ließ der VfL erst einmal nichts zu. Es schien, als habe die Mannschaft des charismatischen VfL-Trainer Gertjan Verbeek soweit alles im Griff. Zwar mühten sich die Eisernen, doch ein entscheidender Pass in die Spitze wollte nicht gelingen. Kaum strömten die kurz vor der Pause angekommenen VfL-Ultras in den geräumigen Gästeblock, als das 1:0 für Bochum fiel. Eine Flanke von Marco Stiepermann konnte Nils Quaschner mit dem Kopf verlängern. Der anschließende Kopfball von Tim Hoogland wurde unhaltbar abgefälscht. Jubel bei den Gästefans. Es schnupperte danach, dass die Gäste an diesem Abend wieder was mitnehmen könnten.

Union

Nach dem Pausentee übte Union sogleich richtig Druck aus, doch nach kurzer Sturm- und Drangphase hatte Bochum soweit wieder alles im Griff. Führung sichern und nach vorn Nadelstiche setzen. Und das fast mit Erfolg! Nach etwas über einer Stunde hatte Mlapa das 2:0 für den VfL auf dem Fuß, doch der Ball landete nur im Außennetz. Und wie so oft im Fußballleben. Machste vorn das Ding nicht rein, wirste hinten prompt bestraft. Nur zwei Minuten nach der guten Möglichkeit war auf der Gegenseite Polter zur Stelle. Gelinde gesagt: Unordnung in der Hintermannschaft. Rückkehrer Polter bewahrte die Übersicht, behielt die Nerven und schob zum Ausgleich ein. 

Union

Nun war Dampf drin. Der eiserne Knoten war geplatzt, der 1. FC Union war nun endgültig aus der Winterpause zurückgekehrt. Sehr zur Freude der Zuschauer machten die Berliner nun richtig Druck. Knapp eine Viertelstunde nach dem 1:1 folgte schließlich der nächste Treffer. Felix Kroos spielte Steven Skrzybski an, und dieser machte aus zirka 15 Metern die Bude. „Wir lieben Union, jawoll…“, ertönte es lautstark von den Rängen. Logisch, dass nun die Bochumer noch einmal einiges versuchten, doch näher am nächsten Tor waren die Gastgeber. So hatte Redondo in der 85. Minute und der Nachspielzeit die Möglichkeit, den Sack endgültig zuzumachen. Aber auch so wurde der Sieg in trockene Tücher gebracht. Dementsprechend düster warf VfL-Trainer Verbeek vor der anschließenden Pressekonferenz einen prüfenden Blick in die Runde. Ein Sieg muss her -und das am Besten gleich beim kommenden Heimspiel gegen den Karlsruher SC. Weniger Druck hat Union. Dass man jedoch allzu gern oben dran bleiben möchte, steht außer Frage. Die nächste Partie: Bei keinem Geringeren als der SG Dynamo Dresden! Und ja, wir werden bei beiden Partien vor Ort sein. Nix mit Winterschlaf und Winterspeck. Das alljährliche Fußballfiber hat auch uns wieder infiziert… 

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

> zur turus-Fotostrecke: VfL Bochum

Artikel wurde veröffentlicht am
30 Januar 2017
Spielergebnis:
2:1
Zuschauerzahl:
19.103

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