Traurig, aber wahr. Die Taktik der DFB-Funktionäre geht langsam aber sicher auf. Steter Tropfen höhlt den Stein. Die Kluft zwischen aktiven Fanszenen und den restlichen Fans wird immer tiefer. Strafandrohungen, in die Tat umgesetzte Strafen und all die Diskussionen der letzten Jahre. Zahlreiche Fußballfans sind es inzwischen einfach leid. Müde vom ganzen Hickhack um Pyro-Strafen und Geldbußen wegen anderer Verstoße - vom geworfenen Tierkopf bis hin zum kritischen Spruchband. Nachdem Ende des Jahres bekannt wurde, dass es nun für den F.C. Hansa Rostock ein Geisterspiel geben würde, lagen bei manch einem die Nerven blank. Schaute man in die Kommentarfelder unter den entsprechenden Einträgen in den sozialen Netzwerken, konnten sich einem die Haare hochstellen. Dass es zu verbalen Anfeindungen kam, ist noch gelinde ausgedrückt. Las man einmal quer, hätte man meinen können, man sein bei der „falschen“ Anhängerschaft gelandet. Solch verbitterte Töne in Richtung aktiver Fanszene, die im Fall Hansa Rostock ja nun mal einen nicht unerheblichen prozentualen Anteil des Gesamtpublikums ausmacht?!
Dem DFB die Stirn, dem F.C. Hansa die Liebe zeigen: Geisterspiel-Tickets mit Herz
HotUnd wieder und immer wieder geht es um das liebe Geld. „Was das wieder dem Verein kostet!“, „Sollen die Pyro-Deppen doch die Zeche zahlen!“, „Wann hören die Idioten endlich damit auf?“, „Warum schritten die wahren Hansa-Fans nicht in Magdeburg ein?“ Nicht, dass die Kritiker an den Pyro-Einsätzen den Ruf ihres geliebten Vereins geschädigt sehen. Viel mehr geht es meist um die finanziellen Belange. „Sollen diese Idioten doch die Kosten tragen!“ Wurde vor ein paar Jahren im Nachfeld der Aussprechung der DFB-Strafen auch vom restlichen Publikum meist harsche Kritik am Verband geäußert, so hat sich der Fokus zunehmend auf die aktiven Fanszenen gerichtet. Und das in Rostock! Das soll schon was heißen! Selbstverständlich gab es auch etliche Gegenstimmen in den Netzwerken. Wer, bitte schön, sollte denn beim Auswärtsspiel in Magdeburg gegen die Pyro-Aktion vorgehen, wenn quasi der gesamte Block brannte? Und das in durchaus friedvoller Form - ohne sinnloses Böllern und das Werfen in Richtung gegnerische Fans.
Hansa auswärts: Ein Mob, eine Stimme, eine brachiale Stimmung. Mit der Aktion in Magdeburg wollte man dem DFB ganz sicherlich zeigen: Wir lassen uns nicht unterkriegen! Indem man Strafen auf Bewährung verhängt, hat man die Fanszenen hübsch an der kurzen Leine. Und das über viele Monate hinweg. Das Damoklesschwert ist dauerhaft aufgehängt. Aus Sicht der aktiven Fans: Hält man nun komplett die Füße still, geht das Spielchen immer weiter. Zumal in Zukunft auch ein kritisches Spruchband XY genügen könnte, um gleich hinterher noch ein saftige Bewährungsstrafe zu verhängen. Also wie nun weiter aus Sicht der Fanszene? Klein beigeben - oder eben doch zeigen: Wir unterstützen mit ganzem Herzen den FCH, aber eben mitunter auch mit Mitteln, die von Staat & Verband nicht erlaubt sind?!
Am Geld darf die Einheit einer Anhängerschaft niemals scheitern! Das wäre wirklich das Allerletzte! Logisch kann generell über den Sinn oder Unsinn des Einsatzes von Pyrotechnik bzw. beleidigenden Spruchbändern diskutiert werden, doch trifft es einen Verein finanziell dermaßen hart, wie jetzt den F.C. Hansa Rostock, müssen Wege und Mittel gefunden werden, um diese erheblichen finanziellen Einbußen zu mildern bzw. komplett zu beheben. Eventuell kann nach solch einer Aktion der Verein sogar mit einem leichten Plus rausgehen. Vorausgesetzt, sämtliche Fans ziehen an einem Strang und helfen tatkräftig mit! Andere Fanszenen hatten in der Vergangenheit ja bewiesen, was man aus einem Geisterspiel Hübsches machen kann.
Nachdem es eine geraume Zeit still blieb (manch einer befürchtete sogar, es würde sich gar nichts tun), wurden nun die konkreten Infos zum Geisterspiel gegen den SSV Jahn Regensburg veröffentlicht. Für das Heimspiel am 28. Januar 2017, das im Ostseestadion unter Ausschluss der Zuschauer stattfinden wird, sind ab heute die „Mit dem Herzen dabei“-Tickets erhältlich. Erfreulicherweise wird nicht nur nach dem Motto „Kauf ein Geisterticket - und gut ist“ gehandelt, sondern vielmehr wurde sich etwas Besonderes einfallen gelassen. Zu erwerben sind die Sonder-Tickets in drei Kategorien. Für 9,95 Euro kann der Hansa-Fan ein Ticket der Kategorie 1 erwerben. Man hat sein Gutes für den Verein getan, doch in den Genuss des speziellen Angebotes kommt man nur, wenn noch weitere knapp zehn Euro draufgelegt werden. Für den symbolträchtigen Preis von 19,65 Euro ist man im Ostseestadion dabei - und zwar in Form eines Fotos. Ein eigenes Portrait-Foto kann mit Angabe des Namens und der Bestellnummer an die extra eingerichtete Mail-Adresse des F.C. Hansa Rostock geschickt werden. Ob Quer- oder Hochformat - das ist dem interessierten Hansa-Fan selbst überlassen. Allerdings dürfen die Fotos nicht gegen die Vereinssatzung oder Stadionordnung verstoßen. Also ein Bild mit Bengalischer Fackel in der Hand oder einem auf die Stirn gemaltem „A.C.A.B“ dürfte dann wohl kaum den Weg auf einen der Tribünen-Sitze finden.
Wer bereit ist, noch ein paar „Kröten“ draufzulegen, der erhält für 49,95 Euro ein ganz besonderes Andenken. Beim Erwerb eines Tickets der Kategorie 3 erhält man nach dem Spiel gegen Regensburg ein Foto, auf dem einer der Hansa-Profis mit dem persönlichen Portrait am Stadion-Sitz zu sehen sein wird. Eine flotte Sache! Nun stelle man sich vor, deutlich über 1.000 Fans nehmen das Angebot der Kategorie 3 in Anspruch. Der gesamte Kader und die Vereinsfotografen werden dann wohl gut auf Trab gehalten werden. Allein die Vorstellung, dass tausende Portrait-Fotos die Sitze schmücken könnten, lässt sicher die Herzen der Anhängerschaft höher schlagen. Gilt zu hoffen, dass die drakonische DFB-Strafe gemildert werden kann und die Diskussionen innerhalb der Fans wieder abebben werden.
Fotos: Marco Bertram
> Infos auf der offiziellen Seite des F.C. Hansa Rostock
> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock
Ligen
Benutzer-Kommentare
aber das ist ja, was ich meine. Die Diskussionen gehen meist nicht um das Thema Sicherheit, sondern allein um die Strafen. Und das in mitunter scharfer hässlicher Form. Eine Anhängerschaft wird dadurch auf die Zerreißprobe gestellt. Gib einem Verein eine richtige saftige Strafe, die in den sechsstelligen Bereich geht und nicht mehr in den Kurven zusammengesammelt werden kann (wie es ja häufig der Fall ist), dann kriegt man auch harte Diskussionen innerhalb der Anhängerschaft wie im Fall F.C. Hansa.
Auch dem DFB und den Regionalverbänden geht es doch weniger um die Sicherheit, das ist doch schon zu einer reinen Prinzip-Sache geworden. Wer nicht hört, muss spüren. Während in zahlreichen anderen Ländern Lösungen gefunden werden (Norwegen, Schweiz, Österreich, evtl auch Dänemark) und Pyro wieder zunehmend geduldet wird, wie es im Fall Polen der Fall ist, beißen hier die Fans auf Granit. Keine Gespräch mehr, basta. Wie ich schrieb: Was sollen aktive Fans tun? Endgültig klein beigeben? Es hört nicht bei Pyro auf! Es geht weiter mit kritischen Bannern und Spruchbändern. Irgendwann werden auch Banner als solches verboten. Der Vermarktung wegen, wie bei EM und WM...
Ich bleibe dabei: Hauptsache das Geld wird wieder eingefahren, logisch ist das Geld die Basis beim Profifußball. Aber wenn Diskussionen nur noch am eigentlichen Thema vorbeigehen, hässlich werden, und es nur noch um das Geld bzw. die Strafen geht - dann hat der DFB sein Ziel erreicht. Und dann sage ich in diesem Fall: Gute Nacht!
Beste Grüße
Marco
"....so hat sich der Fokus zunehmend auf die aktiven Fanszenen gerichtet. Und das in Rostock! Das soll schon was heißen! "
Was soll das heißen? Das sind die Adressaten dieser Aktion und nur diese "Szene" kann den Wahnsinn stoppen!
"Logisch kann generell über den Sinn oder Unsinn des Einsatzes von Pyrotechnik bzw. beleidigenden Spruchbändern diskutiert werden" kann?? es MUSS!
ohne Geld ist kein Profifussball möglich.
"Gilt zu hoffen, dass die drakonische DFB-Strafe gemildert werden kann und die Diskussionen innerhalb der Fans wieder abebben werden."
Diskussion unerwünscht schon verstanden. Dann Gute Nacht.