Energie Cottbus vs. 1. FC Lok Leipzig: Stabiler Auftritt der Loksche bei strömenden Regen

Hot

Während es draußen fröhlich vom Himmel herab jauchte, wurden drinnen auf Wunsch Kartoffelsalat und Spiegelei serviert. Mit einer extra Portion Knoblauch und Zwiebeln. Und ja, dieser Tipp sollte an dieser Stelle erlaubt sein! Wer einmal einen Abstecher nach Cottbus macht, sollte vor einem Fußballspiel einmal im Café Engel vorbeischauen! Man hält es kaum für möglich. Inmitten von Neubaublocks befindet sich ein älteres Gebäude, in dem sich jenes besagtes Café / Restaurant befindet und seine Gäste aufs Herzlichste begrüßt und beköstigt. Links und rechts die DDR-Plattenbauten - zwischendrin im Café kann vor dem Spiel schon mal beim dunklen Bier die Zeit vergessen werden. Ein Blick auf die Uhr. Auf zum Stadion! Am Sonntagnachmittag lockte das Regionalliga-Duell FC Energie Cottbus vs. 1. FC Lokomotive Leipzig trotz strömenden Regen 6.248 Zuschauer an, unter ihnen zirka 1.000 Gäste aus der Messestadt. Während es für die Lausitzer darum ging, am Tabellenführer FC Carl Zeiss Jena dran zu bleiben, ging es für die „Loksche“ vor allem darum, das Fußballjahr 2016 einfach gut abzuschließen. Einfach noch mal guten Einsatz zeigen, und das sowohl auf dem Rasen, als auch auf den Rängen.

Werbung:

Gesagt, getan. Während beispielsweise der Auftritt der Lok-Anhängerschaft beim Auswärtsspiel beim BFC Dynamo unter dem Strich eher dürftig war, konnte im Cottbuser Stadion der Freundschaft wirklich überzeugt werden. Wer noch mehr erwartete, hatte wohl mit einem Auftritt à la Magdeburg, Rostock oder Dresden gerechnet. Für Regionalliga- bzw. Lok-Verhältnisse, war das Gezeigte im wohl gefüllten Gästebereich überaus solide. Mit hochgehaltenen blau-gelben Balkenschals - in der Mitte ein Löwe mit stolz erhobener Brust - wurde die Partie eingeläutet. In der Folgezeit beteiligte sich ein Großteil der mitgereisten Lok-Fans am aktiven Support. 

Lok

Auf Heimseite gab es auf Höhe der Gruppierung „Ultima Raka“ eine Choreo zu sehen. In Cottbus eine Choreo genehmigt zu bekommen, ist bekanntlich eine Sache für sich, demzufolge konnte sich das Gezeigte sehen lassen. „Energie Cottbus“ Weiß auf Rot mit geschwungenen Buchstaben, dazu etliche hochgehaltene Pappschilder mit dem Vereinsemblem. Dazu wurde noch eine große Folie mit FCE-Emblem hochgezogen. Schlichte Mittel - gute Wirkung. 

FCE

Auf dem Platz legten sich beide Mannschaften bei dem dauerhaften Regen gut ins Zeug. Dass es allerdings auf dem extrem nassen Rasen schon mal zu Fehlern kommen kann, war nach knapp einer Viertelstunde zu sehen. Nach einem Einwurf rutschte ein Lok-Spieler weg, in der Folge gelangte der Ball zu Benjamin Förster, der sich aus spitzem Winkel versuchte. Das Spielgerät traf jedoch nur das rechte Außennetz. Ebenso flott über die rechte Seite versuchte sich Energie in der 32. Minute, doch nach guter Hereingabe verpasste Mamba denkbar knapp. Nur weniger Sekunden später folgte der nächste Lausitzer Angriff. Dieses Mal wurde der Ball schnell über die linke Seite nach vorn gespielt. Benjamin Förster enteilte seinen Leipziger Gegenspielern und schloss anschließend erfolgreich ab. 1:0 für den FC Energie. Euphorischer Jubel auf den Rängen. Der achte Sieg im zehnten Spiel? Die Grundlage für diesen war geschaffen, doch in der Folge sollte sich zeigen, dass die Loksche auch noch ein Schippchen drauflegen konnte.

Cottbus

Im Gästeblock ließen sich die Fans nicht beirren und feuerten ihre Mannschaft weiter an. Im unteren Bereich standen ein paar Leipziger mit freiem Oberkörper am Zaun und präsentierten ihre Tätowierungen. Die Embleme des VfB und des 1. FC Lok auf der Brust. Mit der Lausitzer 1:0-Führung ging es schließlich zum Pausentee. Im Stehblock des Gästebereichs wurden indes die Vorbereitungen für die kommende Pyro-Aktion getroffen. Die Banner und die mit einem Riemen befestigte Trommel wurden abgenommen, eine blau-gelbe Folie wurde am Zaun befestigt. Kurz nach Wiederanpfiff wurde der mittlere Teil transparent gemacht, in dem eine zweite gelbe Folie einfach abgeklappt wurde. Hinter dem Löwen im Ehrenkranz wurde nun etwas Pyro gezündet, so dass dieser gut zur Geltung kam. Etwas skurril muteten die Schatten der Fans an, die hinter dem Löwen die als Sichtschutz genutzte gelbe Folie hochhielten. Es brannte und blinkerte, es rauchte, und die Lok-Fans waren auf Betriebstemperatur. Fehlte aus Sicht der Gäste nur noch ein Tor. 

Lok

Dieses sollte es in der 66. Minute geben. Schmucker Doppelpass, dann wurde der Ball an Paul Maurer abgegeben, und dieser nahm einfach mal Maß und brachte die Kugel mit dem linken Fuß im linken Dreiangel unter. Was für ein Tor! Was für eine Jubelorgie im Gästeblock! Rauf auf den Zaun! Fäuste geballt. „L-O-K!“, hallte es brachial über den Platz. Wer als neutraler Fußballfreund irgendwo auf den Rängen saß bzw. stand, dürfte sich kaum beschweren. Ein flottes Spektakel bei diesem Mistwetter! Nicht selten denkt man, dass bei richtig ekelhaftem Schmuddelwetter die coolsten Spiele zu sehen sind. 

FCE

In der Folge gab es einen offenen Schlagabtausch, welcher mit einem Happy End für die Lausitzer endete. Fünf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit konnte Marc Stein eine hereingebrachte Freistoß-Flanke optimal mit dem Kopf zum 2:1 verwerten. Traubenbildung vor dem heimischen Block. In der Endphase der hart umkämpften Partie versuchte der 1. FC Lok noch einmal alles, doch konnte der Gastgeber die knappe Führung über die Zeit bringen. Mit einer kraftvollen Uffta wurde der Heimsieg gemeinsam mit den Spielern, welche die Pappschilder der Choreo in den Händen hielten, ausgiebig gefeiert. Doch auch auf Gästeseite wurde die Mannschaft gebührend gefeiert. Der Einsatz hatte gestimmt, unter dem Strich kann man mit dem bisher Gezeigten zufrieden sein. Als Aufsteiger in 18 Partien immerhin 26 Punkte einzufahren, das geht völlig in Ordnung. Zumal, als die Spieler an den Zaun kamen, noch einmal der wichtigste Erfolg des Herbstes hervorgehoben wurde. Mit einem „Derbysieger! Derbysieger!“ wurde deutlich gemacht, dass die Loksche ja auch im Landespokal noch vertreten ist. 

Lok

Nach dem Spiel schien es entspannt zuzugehen. Dass Energie und der 1. FC Lok nicht gerade befreundet sind, dürfte klar sein. Allerdings gehen Teile der Anhängerschaften durchaus respektvoll miteinander um. So wurden am Cottbuser Hauptbahnhof auch keine großen Vorbereitungen getroffen. Nachdem zahlreiche Lok-Fans zum Bahnhof geschlendert waren, wurde sich in der Bahnhofshalle mit Bier für die Rückfahrt eingedeckt. Ein gezogener Schal genügte allerdings, das Ganze zum Kippen zu bringen. Schluss mit Gemütlichkeit. Im Vorbeigehen hatte ein Leipziger versucht, einem Energie-Fan den Schal abzuziehen. Als dieser verständlicherweise erbost reagierte, drohte der Andere sogleich mit erhobener Faust Schläge an. 

Es dauerte nicht lange, bis sich das Ganze überaus erhitzt hatte. In der Enge zwischen Zeitschriftengeschäft und Mini-Supermarkt kam es fix zum Gerangel. Als erste Polizisten anrückten, zeigte die Lok-Anhängerschaft, dass ihr Ruf nicht von ungefähr kommt. Kragen hochgezogen, Reißverschluss zu, Widerstand geleistet. Weitere Einsatzkräfte rückten an, im Vorbeigehen wurde der Teleskop-Schlagstock ausgezogen. Ein Hund ohne Maulkorb wurde zum Einsatz gebracht. Die Lage drohte nun vollends zu eskalieren. Der eine Person anspringende Polizeihund machte eine Rolle rückwärts, eine Bierbüchse wurde in dem Getümmel einem Beamten ins Gesicht geworfen. Glücklicherweise wurde kein weiteres Öl ins Feuer gegossen, indem von Pfefferspray und Schlagstock Gebrauch gemacht wurde. So beruhigte sich, nachdem ein paar einzelne Fans weggeführt wurden, wieder die Situation. Minuten später wurden Bier und Wurst eingekauft, als wäre zuvor nichts passiert. Stabil bleiben, und auf der Zugrückfahrt das Fußballjahr 2016 ausklingen lassen.

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: FC Energie Cottbus

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Lokomotive Leipzig

Artikel wurde veröffentlicht am
20 Dezember 2016
Spielergebnis:
2:1
Zuschauerzahl:
6.248
Gästefans
1000

Ligen

Inhalt über Liga
Regionalliga

Benutzer-Kommentare

5 Kommentare
Hast du schon ein Konto?
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 1 0
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 0 2
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 3 0
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 4 0
JO
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 5 0