Vor dem Anpfiff des Regionalduells – Ostwestfalen trifft hier auf Niedersachsen - sind die sportlichen Rollen klar verteilt: Der VfL Osnabrück kommt als Tabellenzweiter zum Auswärtsspiel nach Paderborn zum dortigen SC, die Gastgeber hängen derzeit im Tabellenkeller, haben zuletzt ihren Trainer gewechselt und wollen den absoluten Supergau vermeiden: den dritten Abstieg in Folge. Und bereits lange vor dem Anpfiff schlagen die Wellen der Emotionen hoch: In der Paderborner Innenstadt treffen zirka 80 Anhänger beider Lager vor einer Kneipe aufeinander und liefern sich eine Schlägerei.
SC Paderborn 07 vs. VfL Osnabrück: Protest-Banner zerrissen, Krise zunächst beendet
HotGut 8000 Zuschauer, davon mindestens 1500 Lila-Weiße, bilden einen würdigen Rahmen für dieses Drittliga-Duell. Die aktive Fanszene aus der Paderstadt protestiert schon seit einigen Spielen gegen die sportliche Talfahrt des SC. Auch zum Spiel gegen den VfL Osnabrück hängt das „Kurz vor 12“-Banner in der Kurve. Der Hauptblock der blau-schwarzen Fanszene bleibt daher beim Anpfiff auch komplett leer; erst in Minute 12 strömen Supporter und Ultras mit „Hier regiert der SCP“ und „Lila-Weiße-Osnabrücker-Scheiße“-Rufen in die Kurve. Rechtzeitig genug aber, um die Führung der Gastgeber durch ein Kopfballtor von Sebastian in der 15. Minute nicht zu verpassen.
Und der SC Paderborn bleibt weiter am Drücker, der neutrale Zuschauer (und turus-Reporter) reibt sich verwundert die Augen und fragt sich, welches Team eigentlich auf Tabellenplatz zwei rangiert. Dedic erhöht, nach schönem Pass in die Tiefe, auf 2:0 für den SCP (26.), nach 30 Minuten später steht es bereits 3:0, Michel hat nach einer Ecke mit dem Kopf getroffen. Lähmendes Entsetzen bei den Gästefans, von denen akustisch jetzt außer den bekannten „Ihr seid so lächerlich“ und „Für ein Heimspiel seid ihr ganz schön laut“-Sprechchören nicht mehr viel kommt. Aber damit legen sie den Finger in die Wunde: Denn Partystimmung herrscht bei den Fans des SC Paderborn trotz der überraschenden, klaren Führung und eines mitreißenden Spiels der Heimmannschaft nicht.
Nach dem Seitenwechsel erhöhen die Gäste das Tempo jetzt merklich, beide Mannschaften liefern sich nun einen Fight mit offenem Visier, hüben wie drüben gibt es Torchanchen en masse zu verzeichnen. Nach einem Freistoß durch Wriedt gelingt dem VfL der 3:1 Anschlusstreffer (51.). Ein Weckruf für die lila-weißen Anhänger im gut gefüllten Gästeblock. Doch die Blau-Schwarzen halten auf dem Spielfeld dagegen, können allerdings beste Torchancen nicht nutzen, so dass es schließlich beim 3:1 für den SC Paderborn bleibt.
Nach dem Schlusspfiff legt die Mannschaft von SCP-Trainer Stefan Emmerling den obligatorischen Gang zur Kurve ein, um sich bei den Fans zu bedanken. Diese senden dem Team ein klares Zeichen zurück und zerreißen das „Kurz vor 12“- Banner. Damit ist – auch symbolisch – kurz vor dem Weihnachtsfest die Krise beim SC Paderborn zunächst beendet.
Text: Hol-Carsten
Fotos: Hannes (Paderborn)
Ligen
Benutzer-Kommentare
Das 3:0 durch Michel fiel nicht nach einer Ecke, sondern nach einer langen Flanke aus dem Mittelfeld von Strohdiek und einem Kopfball von Michel aus etwa 15-16 Metern.
Zudem werden die Osnabrücker-Fans wohl nicht gerufen haben: "Für ein Heimspiel seid ihr ganz schön laut", denn dann wäre dies ja ein Kompliment gewesen, ihr meintet wohl eher "leise" anstatt "laut.