Rot-Weiß Erfurt gegen Hansa Rostock. Oder anders beschrieben: Ost-Duell (manche nennen es auch „Ostderby“), Thüringer Bratwurst und ein Gästeanhang, der in der Vergangenheit oft genug mit seinen stimmungsvollen Auftritten zu überzeugen wusste. Grund genug für den Autor dieses Berichts, sich nach kurzer Nacht (eine Weihnachtsfeier reduzierte den notwendigen Schlaf auf wenige Stunden) am frühen Sonnabendmorgen aus der südniedersächsischen Provinz auf die Fahrt in die thüringische Landeshauptstadt zu machen. Dafür nahm man auch gerne eine Busfahrt mit Mitreisenden in Kauf, deren Alter die Fünfzig schon überschritten hatte und deren Ziel in Erfurt nicht das umgebaute Steigerwaldstadion, sondern der Weihnachtsmarkt am Dom sein sollte. Nach unspektakulärer Fahrt wurde Erfurt erreicht und zunächst das Pflichtprogramm in Sachen Sightseeing absolviert: Blick in den imposanten Dom, Visite der Krämerbrücke und Gang zum örtlichen Rathaus. Das sollte reichen, danach rief König Fußball und damit das Ost-Duell! Am Hauptbahnhof herrschte bereits mehrere Stunden vor dem Spiel Ausnahmezustand, Polizei, soweit das Auge reichte. Ein Hubschrauber schwebte in der Luft und verschaffte der Staatsgewalt einen Überblick aus der Höhe.
Über 2.000 Mann an Deck: Hansa Rostock weiß in Erfurt zu überzeugen
HotInsgesamt unterstützten dann (offiziell) 2000 Hansa-Supporter ihr Team in Erfurt, obwohl es meiner Meinung nach dann doch letztlich bestimmt 2500 oder mehr Blau-Weiße gewesen sein dürften. Und diese ließen sich nicht lumpen und lieferten einen gelungenen Gästesupport, sowohl optisch als auch verbal, ab. Vor Beginn der ersten Halbzeit gab es zunächst eine Choreographie im Auswärtsblock zu sehen, mit den Spruchbändern „Fußballclub Hansa Rostock – dem Verein zuliebe – Der Stadt zur Ehre“, untermalt mit einer Blockfahne mit Hansa-Logo und dem Rostocker Stadtwappen , daneben wurden Pappschilder mit Hansa- sowie Stadtwappen-Logos präsentiert. Dazu Oberkörper-frei-Aktionen eines harten Kerns des Anhangs. Im Heimbereich gab es Schalparaden zu bewundern, außerdem einige Spruchbänder, die Aussagen des eigenen Präsidenten zum Thema Stadionverbote thematisierten: „Herzen, die für ihren Verein brennen, erschreckt kein Verbot, lang leben die Ultras.“
Die Mannschaft von der Ostsee legte los wie die Feuerwehr und ging bereits nach fünf Minuten durch Ziemer mit 1:0 in Führung; Ekstase bei den Gästen, Stille beim Heimanhang. Danach übernahmen die Hausherren auf dem grünen Rasen das Ruder. Die Spieler von RWE-Coach Stefan Krämer fanden gegen eine gut organisierte, kompakte Hansa-Defensive aber kein probates Mittel, so dass es mit der Führung für Hansa Rostock in die Kabinen ging.
Nach dem Pausentee dann der optische Höhepunkt in Sachen Gästeunterstützung: Eine Blockfahne mit dem Logo der Suptras Rostock wurde aufgezogen, das Ganze untermalt mit einigen Schwenkfahnen, Konfetti, Luftschlangen und Bengalos, von denen einige schließlich den Weg von den Rängen auf die Tartanbahn fanden. In der Folge weiterhin ein lautstarker Support der Blau-Weißen, der keine Wünsche offen ließ und die zahlreichen angereisten, neutralen Fußballfreunde überzeugte.
Zum Spiel: In der 51. Minute sorgte der eingewechselte Aydin für den 1:1-Ausgleich der Gastgeber. Doch die Freude beim Heimanhang sollte nicht lange anhalten. Durch ein kurioses Tor von Andrist (57.), der im Liegen zur neuerlichen Führung für Hansa traf, gingen die Gäste wieder in Führung. In der Folge rannten die rot-weißen Hausherren erfolglos an, konnten aus ihrer Feldüberlegenheit aber nichts Zählbares machen und mussten sich schließlich der Hansa-Kogge geschlagen geben. Somit setzt sich das Team von der Ostsee im gesicherten Mittelfeld der Tabelle – mit Blick nach oben - fest, während die Elf aus der thüringischen Landeshauptstadt in dieser Saison wohl um den Klassenerhalt in der Liga zittern muss.
Text: Hol-Carsten
Fotos: Matthias Schmidt