Nach fader Kost der platzende Knoten: Union Berlin schlägt die Braunschweiger Eintracht

Wie lange meckert man bereits über Montagabendspiele? Lange. Viel zu lange! Stiefelt man im Winter an einem ungemütlichen Montagabend zum Stadion, kommt schon mal die Frage nach dem Sinn. Wann muss ich morgen früh wieder raus? Welche ist die beste Verbindung nach dem Spiel, um möglichst rasch nach Hause zu kommen? Ein Bier danach? Pustekuchen! Wohl nicht am Montag um 22 Uhr! Wirft man dann einen Blick auf den Gästeblock, können einen die dort stehenden Fans wahrlich leid tun. Nach Abpfiff noch den langen Heimweg antreten. Bis die zu Hause in der warmen Kiste sind, oh Mann! Klar, auch englische Wochen bringen dieses Problem mit sich, doch fühlt sich ein Montagabend ganz klar am schrecklichsten und trostlosesten an. Vor allem im Winter! Immerhin gab es am gestrigen Abend kein 0815-Spiel zu sehen, sondern ganz klar das Spitzenspiel der 2. Bundesliga! „Gegen die Braunschweiger gab es zuletzt immer viele Tore zu sehen!“, erklärte mir ein Kumpel beim Mampfen einer Currywurst. Na gut, das von ihm angebrachte 5:3 in Braunschweig ist zwar auch schon wieder neun Jahre her, doch ein torloses Remis gab es wahrlich seit August 2000 nicht mehr. Also hinein ins Stadion und geschaut, ob die Eisernen mit einem Sieg zum Spitzen-Trio aufschließen können.

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20.312 Zuschauer hatten sich auf den Rängen eingefunden, und auch der Gästeblock gab - in Anbetracht der Anstoßzeit - einen passablen Anblick ab. „Unerschütterliche Leidenschaft“ sowie „BTSV Eintracht von 1895 e.V.“ war unten am Zaun Blau auf Gelb zu lesen. Auf Waldseite war indes wieder das „Anstoßzeiten fanfreundlicher gestalten!“ zu lesen. Ein Ruf, der wahrlich im Walde verstummt. Der Drops ist gelutscht. Leider. Irgendwann werden wir auch unsere Frühstücksspiele um 10:15 Uhr bekommen, der Spielplan wird noch mehr zerfleddert werden, jede mögliche freie Minute soll im bezahlten Fernsehen mit Fußball bestückt sein. Wer das in Zukunft alles gucken (und bezahlen) soll? Das hatten der besagte Kumpel und ich uns bei der Currywurst auch gefragt.

Union

Bevor am gestrigen Rasen Abend der Ball rollte, nahmen beide Mannschaften und das Schiedsrichtergespann Aufstellung auf dem Rasen. Eine Gedenkminute bzw. eine Ansprache für die verunglückte Mannschaft von Chapecoense. Mit einem „Eisern Union! Eisern Union!“ ging es schließlich in die Partie. Wer nun jedoch gedacht hatte, es würde sogleich ein Offensiv-Feuerwerk abgebrannt werden, der sah sich getäuscht. Beide Mannschaften egalisierten sich fast komplett, Tormöglichkeiten waren in der ersten Halbzeit wahrlich Mangelware. Und da sich vorn vor den jeweiligen Gehäusen vorerst nicht allzu viel tat, blieb einem Zeit, manches Revue passieren zu lassen. Die Gedanken gingen vier Jahre zurück. Damals im Dezember 2012 - es war ebenfalls ein kalter Montagabend - traten in Braunschweig die beiden Vereine gegeneinander an. Damals war das DFL-Sicherheitspapier in aller Munde. „Ohne Stimme - 12:12 - Keine Stimmung“. Die ersten 12 Minuten blieben die Berliner Fans im Gästeblock still, auf Heimseite wollte man sogar 90 Minuten lang schweigend protestieren. Da jedoch auch in jenem Dezember Eintracht Braunschweig auf dem ersten Platz stand, hielten sich die meisten Zuschauer nicht an diesem Boykott. Es kam zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen den Ultras und anderen Fans in der Kurve.

BTSV

Vier Jahre ist der damalige 4:3-Sieg der Braunschweiger Eintracht also bereits her. Gibt es eigentlich noch Spieler auf beiden Seiten im aktuellen Kader, die bereits damals mit am Start waren? Der Blick auf die Aufstellungen: Bei Braunschweig sind es immerhin drei Spieler (Domi Kumbela, Mirko Boland, Ken Reichel), die am gestrigen Abend spielten und bereits vor vier Jahren in der Startaufstellung standen. Hinzu kommt der Trainer Torsten Lieberknecht. Auf Seiten der Eisernen kam gestern in der 88. Minute Fabian Schönheim in die Partie, vor vier Jahren stand er in der Startelf. Andersherum bei Steven Skrzybski. Damals in der 72. Minute eingewechselt, gestern von Beginn an dabei. Das war es aber auch. Mächtig Rotation in heutigen Zeiten. Vier Jahre - und die Mannschaftsaufstellung ist fast komplett eine andere. Und was von der Diskussion um das DFL-Papier geblieben ist? Dies ist ein eigenes Thema und dürfte in Kürze in einem extra Artikel noch einmal aufgearbeitet werden.

Union

Zurück zum gestrigen Spiel. In der 17. Minute köpfte Toni Leistner nach einer Ecke über das Braunschweiger Gehäuse. Drei Minuten später folgte ein weiterer Weckruf. „Eisern!“, „Union!“, ertönte es von Waldseite und Gegengerade. Nach knapp einer halben Stunde versuchte sich Felix Kroos mit der Hacke, doch sorgte dies für keine große Gefahr. Einen Hingucker gab es noch in der 40. Spielminute. Zweimal Ecke für Braunschweig, zweimal wurde eine Kombination mit zwei Spielern versucht, zweimal konnte sich Felix Kroos dazwischen werfen. Und zwar so sehr, dass ihm kurzzeitig mächtig der Bauch weh tat. Immerhin, Union ließ hinten nix anbrennen. Mit einem 0:0 ging es zum heißen Pausentee.

Union

Mit weitaus mehr Dampf kamen die Eisernen zurück aufs Spielfeld. Sogleich wurde ein Freistoß herausgeholt, der jedoch nicht zum Erfolg führte. In der 52. Minute dann DIE Aktion der Braunschweiger Eintracht in diesem Spiel. Domi Kumbela, der vor vier Jahren drei Treffer beigesteuert hatte, arbeitete sich nach vorn und versuchte sich aus der Distanz. Und wie! Knapp konnte Union-Keeper Jakob Busk an den Pfosten lenken. Oha, das hätte die Führung des (vor dem Spieltag) Tabellenführers sein können. Vier Minuten später klingelte es jedoch auf der anderen Seite. Nachdem es zuerst schien, als wenn Simon Hedlund den Ball vertändelt hätte, legte er sich diesen noch mal vor und schloss unten rechts zum 1:0 ab. Was für ein Jubel an der Eckfahne! Ausgiebig wurde der Führungstreffer auf dem Rasen und den Rängen gefeiert.

Union

Eigentlich hätten nun die Braunschweiger kommen müssen, doch außer einem Distanzschuss von Maximilian Sauer in der 65. Minute passierte in der Offensive nicht allzu viel. Union Berlin hatte das Spiel erstaunlich gut im Griff. „Wir lieben Union, jawoll!“, erklang es minutenlang von den Rängen. In der 82. Minute wurde der Sack schließlich zugemacht. Nach einem Abpraller wurde der Ball fix zu Dennis Daube gespielt, und dieser hatte keine Mühe zum 2:0 einzuschieben. Der Drops war gelutscht, in der Folgezeit waren die Eisernen sogar dem 3:0 recht nahe, doch am Ende blieb es beim verdienten 2:0-Sieg.

Union

In der Tabelle rückt der 1. FC Union Berlin zum Spitzen-Trio auf. Gerade mal ein Pünktchen beträgt der Rückstand auf Rang drei, der von Hannover 96 belegt wird. Braunschweig rutschte ab, auf dem Platz an der Sonne ist nun der VfB Stuttgart zu finden. Bereits am kommenden Freitag kommt es zum nächsten Spitzenspiel. Die Eisernen reisen dann zum Tabellenfünften 1. FC Heidenheim. Während am Sonntag Eintracht Braunschweig die abstiegsgefährdete Arminia aus Bielefeld empfängt, steigt am Montagabend das Duell VfB Stuttgart vs. Hannover 96. 

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

> zur turus-Fotostrecke: Eintracht Braunschweig

Artikel wurde veröffentlicht am
06 Dezember 2016
Spielergebnis:
2:0

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2. Bundesliga

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