Hansa Rostock: Aufarbeitung und Wundenlecken nach der Niederlage gegen Kiel

MB Updated 09 Dezember 2016
Hansa Rostock: Aufarbeitung und Wundenlecken nach der Niederlage gegen Kiel

Wenn man Hansafan ist, dann fährt man seit Jahren eher selten mit einem guten Gefühl zu den Spielen seines Vereins. Gerade jetzt, wo es mal wieder auf die Weihnachtszeit zugeht, ist es mit Blick auf die vergangenen Jahre nur zu verständlich, dass die Erinnerungen da besonders schlecht sind. Dass ich aber mit einem derart schlechten Gefühl den Weg nach Rostock angetreten habe, dürfte so schon wirklich sehr lange nicht mehr vorgekommen sein. Irgendwas war da nicht in Ordnung und ich sollte später auch auf eine mal wieder ziemlich schmerzhafte Art und Weise erfahren, dass an solchen Gefühlen oft auch was dran ist. Wieder einmal ganz entspannt mit dem InterCity ging es am frühen Samstagmorgen auf den Weg nach Rostock. Das einzige bemerkenswerte an der Fahrt war ein Schaffner, der ausnahmsweise mal früh am Morgen schon gute Laune hatte und in Bremen darauf hinwies, dass „ das Schöne Wochenendticket und das Hab-ich-nicht-gewusst-Ticket“ in seinem Zug keine Gültigkeit besitzen.

Die Kieler fuhren geschlossen mit dem RE und kamen knapp eine Stunde vor dem IC aus Hamburg in Rostock an. Auch so war die Lage gegen 12:00 Uhr am Bahnhof extrem entspannt und so konnte in Ruhe der Weg zum Stadion angetreten werden. Die Stimmung dort war bei einigen Leuten schon vor dem Spiel ziemlich mies, was zwar (noch) nichts mit dem Spiel zutun hatte, aber trotzdem nachvollziehbar, aber dazu später mehr.  Das Stadion füllte sich eher spärlich, aber dafür waren wenigstens mal wieder ein paar Gästefans da. Unabhängig davon, wie man zu Holstein Kiel steht, ist es auch mal was anderes, als gegen zweite Mannschaften mit leerem Gästeblock zu spielen. Eigentlich sollte man meinen, dass ein halbwegs gefüllter Gästeblock auch den eigenen Support etwas nach vorne treiben könnte, aber Pustekuchen. An diesem Tag sollte irgendwie gar nichts gehen, was die Jungs auf dem Platz dann ziemlich gut übernahmen. Trotz 1:0 Führung wich dieses blöde Gefühl einfach nicht. Und es sollte an diesem Tag noch richtig dick kommen. Noch vor der Halbzeit fiel der Ausgleich für die Kieler, nach der Halbzeit sollten drei weitere Tore für die Gäste folgen. Enttäuschend!

Im Allgemeinen war die Leistung heute nicht überragend und so langsam kommen beim Blick auf den Kader am Spieltag immer wieder Fragezeichen auf. Warum ein Ahlschwede nach einer verhältnismäßig kurzen Verletzung ewig aufgebaut werden muss, ist genauso fragwürdig wie die Tatsache, dass ein Stürmer, der scheinbar nicht fit ist, immer wieder 90 Minuten Einsatzzeit bekommt. Gerade mit Blick auf die Bank, wo mit Ülker oder Bülbül vielversprechende junge Leute zu finden sind, schwer nachvollziehbar. Auch die Wechsel selbst wurden an diesem Tag von einem Großteil der Fans eher mit Kopfschütteln bedacht. Ein etatmäßiger, fitter Linksverteidiger wird erst eingewechselt, nachdem seine Vertretung an zwei Gegentoren erheblich beteiligt war. Zwei Leute, die ein Spiel in die Hand nehmen und gestalten können, werden gegen Spieler ausgewechselt, die seit ihren Verletzungen nicht mal ansatzweise an ihre vorherige Form anknüpfen konnten und auf dem Platz eher wenig bis gar nicht präsent sind. 

Bei den Kielern lief dagegen alles wie am Schnürchen. Der agile Schindler spazierte ein ums andere Mal an unserem linken Außenverteidiger vorbei. Auffällig war auch  der Ex-Rostocker Peitz, der gewohnt kopfballstark auftrat und wie immer seit seinem Weggang aus Rostock  mit seiner ruhigen Spielweise und klugem Pass- und Stellungsspiel überzeugte. An der Stelle passt ein Kommentar meines Nebenmannes ganz gut, der meinte: „So ein paar Idioten! Sonst versuchen wir jeden Mist spielerisch zu lösen und tragen den Ball bis vors Tor und wenn dann mal der Peitz mit seinen 2 Meter 80 dort steht, werden auf einmal hohe Bälle nach vorne gespielt. So dumm kann man doch gar nicht sein!“. Dazu gab und gibt es nichts weiter zu sagen. Peitz fiel beim genauen Beobachten nach dem 1:1 noch dadurch auf, dass er den Rest seiner Truppe beim Torjubel von der Süd wegzog. Da scheint zur Abwechslung mal einer seine sportliche Vergangenheit nicht ganz ausgeblendet zu haben.  

Bei all dem Gemecker muss man aber auch ganz klar sagen, dass Holstein Kiel mit dem Kader einfach in die Spitzengruppe der Liga gehört. Trotzdem war vor allem die Körpersprache der Rostocker an dem Tag alles andere als vorbildlich. Das fing schon beim Warmmachen an und zog sich wie ein roter Faden durch das komplette Spiel. Mit gutem Willen kann man da noch Jänicke, Grupe und Schuhen, der die ärmste Sau des Tages war, noch rausnehmen. Man hat sich jetzt lang genug gefeiert für die gute Zeit im September. Dass dieser Bonus aber schon längst aufgebraucht ist, zeigt die aktuelle Tabelle und nicht zuletzt die wenigen Zuschauer am Samstag, die seit langem mal wieder in Scharen das Spiel vor dem Abpfiff verließen. 

Und dann war da ja noch was. Als ein Großteil der Leute schon die Schnauze voll hatte, war von der Süd plötzlich ein „Scheiss RB Leipzig“ zu hören. Was für einige erstmal grundlos erscheint, macht dann Sinn, wenn man sich zwei Aktionen des Vereins anschaut. Da wäre zum einen die aktuelle Mitglieder-Aktion, in der man großspurig mit Aussagen wie „Weil wir keine Brause mögen“ versucht, Gründe für die Mitgliedschaft zu liefern. Zum anderen wäre da ein D-Jugend Turnier, dass Hansa selbst ausgerichtet hat und zu dem auch der besagte Brause-Club aus Leipzig eingeladen war. Inwiefern man jetzt die „Gästeliste“ für ein D-Jugend Turnier kritisieren muss, soll jeder mit sich selbst ausmachen. Meiner Meinung nach ist  das völlig ohne Not erkorene Motto „Weil wir keine Brause mögen“ eh das größere Übel an der Geschichte, weil man damit dem Produkt aus Leipzig wieder Aufmerksamkeit schenkt, die es nicht verdient hat. 

Pünktlich zu Weihnachten läuft es also mal wieder bei Hansa. Man ist es ja mittlerweile fast gewohnt. Fast gewohnt ist man eigentlich auch schon, dass in Erfurt dann mal wieder der große Bruch zwischen Mannschaft und Fans folgt. Es bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass die Mannschaft am Samstag alles dafür geben wird, damit dies nicht wieder passiert. Man muss als Spieler von Hansa Rostock keinen wunderhübschen Fußball spielen. Man darf auch verlieren, aber solang der Einsatz stimmt, wird keiner irgendjemandem einen Vorwurf machen. Ich dachte eigentlich, dass das mittlerweile mal angekommen ist. Falls es bewiesen werden soll: Samstag, 14:00 Uhr, Steigerwaldstadion Erfurt!

Noch was in eigener Sache, weil es auch am vergangenen Spieltag wieder massiv aufgefallen ist. Es wird nicht mehr lange dauern, bis ich mich von dem ganzen Theater „Profifußball“ gedanklich verabschiede. Es kotzt mich an, wenn ich jedes Wochenende wieder Schauspieleinlagen von sogenannten Fußballprofis sehen muss, die anscheinend nur austeilen, aber nichts einstecken können. Dieses ständige Rumwälzen auf dem Platz, um zwei Sekunden später wieder aufzuspringen und weiterzurennen, wie ein junges Reh. Da muss man auch Schiedsrichter verstehen, die klare Fouls nicht pfeifen, weil gar man gar nicht mehr auseinander halten kann, wer jetzt wirklich umgelegt wurde oder wer schon mal das Fliegen für den nächsten Hollywood-Streifen übt. 

Vielleicht sollte sich jeder da mal selbst hinterfragen. Oder andersrum: Wenn man als Profifußballer nach 60 Minuten schon den zweiten Krampf hat, sollte man vielleicht überlegen, ob man den richtigen Sport betreibt. Das musste nur mal raus, auch wenn es wahrscheinlich eh nicht ankommt und am nächsten Spieltag die nächsten wie vom Blitz getroffen über den Rasen kullern.

Foto: Arvid Langschwager

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock

Artikel wurde veröffentlicht am
06 Dezember 2016
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Kommentare
Respekt an Dich, Mia, für die immer lange Anreise zu solchen unangenehmen Spielen.

Zum letzten Apekt: Damit sprichst du so vielen direkt aus der Seele.

Interessanter Artikel und löbliche Amateur-Spieler dazu auch unter
http://www.11freunde.de/artikel/landesliga-fair-play-statt-elfer-geschenk

Hansa!

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