Erbsensuppe bei Forst Borgsdorf und Wurststulle in der Alten Försterei des Briesetals

Die Trommel war bereits in rund 500 Meter Entfernung zu hören. „Bum, bum, bum, Borgsdorf!“ Wunderbar, da geht doch was! Von Birkenwerder und Bergfelde kommend, vorbei an der Autobahn, dem inzwischen verwaisten Briese-Krug und einem einsamen Gebäude, in dem Flüchtlinge untergebracht sind, ging es geradewegs nach Borgsdorf, das ein Ortsteil der nördlich von Berlin gelegenen Kleinstadt Hohen-Neuendorf ist. Schnell einen Passanten gefragt. Wo genau befindet sich der Sportplatz? Man muss schließlich nicht immer gleich google Maps öffnen. Ein kurzes Gespräch am Straßenrand hat doch auch was Schönes. Einfach geradeaus und dann am Ortsausgang rechte Hand. Das Spiel wurde bereits angepfiffen, für vier Euro (zwei Euro ermäßigt) durfte der Sportplatz betreten werden. Auf dem Platz trat die Mannschaften in Grün-Schwarz und Schwarz-Grün gegen den Ball. Es dauerte als Ortsfremder ein Weilchen, bis man beim schwarz-grünen Getümmel verinnerlicht hatte, wer denn nun wer war. In der Nordstaffel der Landesliga Brandenburg empfing der FSV Forst Borgsdorf den FSV Babelsberg 74. Ein Aufkleber an einem Geländer erinnerte daran, dass auch die zweite Mannschaft des SV Babelsberg 03 in dieser Staffel spielt. Weitere Gegner in der laufenden Spielzeit sind zudem unter anderen der FC 08 Hennigsdorf, der FSV Bernau, der FC Schwedt 02 und der SC Blau Weiß Energie Prenzlau.

Der Blick schweifte über die weitläufige Sportanlage. Auf der einen Seite befindet sich der neu errichtete Gebäudekomplex samt Sporthalle, Umkleidekabinen und Vereinsheim. Auf der anderen Seite erheben sich die märkischen Kiefern. Dort am Waldrand haben die Jungs der „The Unity Borgsdorf“ ihren Platz. Sechs Fans hatten dort mit drei befestigten Fahnen und einer großen Trommel ihr Stelldichein und unterstützten bestmöglich ihre Mannschaft. Eine Erbsensuppe und ein frisch gezapftes Bier später wurde beschlossen, den Jungs dort drüben einen kurzen Besuch abzustatten. Diese sangen gerade „Borgsdorf ist der geilste Club der Welt!“ Kein Wunder, dass beim Vorbeilaufen die heimischen Auswechselspieler einen skeptischen Blick warfen. Zwei Typen auf dem Weg zu den jungen Heimfans. Zwei fremde Gesichter, schwarze Jacken mit Kapuzen. Zwei, drei Spielern war anzusehen, dass diese die ersten wären, die zum Spurt angesetzt hätten, wenn man den Jungs rein theoretisch die Stoffe gemobst hätte. Ein kurzes Hallo, dann ein Foto von der „The Unity“. Kein Problem, macht nur. Entspannte Atmosphäre unter den 35 zahlenden Zuschauern. Gutes Bier, ein sehr leckerer Erbseneintopf. Für die Kids stehen große Gläser mit Süßigkeiten bereit. Ein Abstecher nach Borgsdorf kann man sehr empfehlen. 

Borgsdorf

Es muss ja nicht bei solch unangenehmer Witterung sein wie gestern. Leichter Nebel, und die Kälte kroch beim Stehen durch die Fasern. Im Sommerhalbjahr dürfte ein dortiges Fußballspiel indes überaus angenehm sein. In der Halbzeitpause wurde die Flucht in das offene Vereinsheim angetreten. Perfekt! Die eingebaute Fußbodenheizung sorgte für angenehme Wärme. Man ist ja schließlich nicht mehr der Jüngste. Und was ist das? Beim Blick auf den großen Schrank mit den Pokalen fühlte man sich an das Real-Museum erinnert. Was sind das alles für Trophäen? „Alles Erinnerungsstücke. Besonders in den 90ern war es ja üblich, dass man bei jedem möglichen Turnier ein Pokal erhielt. Und das hier ist nur ein Bruchteil. Rund dreiviertel der Pokale liegen noch verstaut in Kartons!“, erklärte Vereinspräsident Manfred Hick, der sogleich ein wenig über die Historie des FSV Forst Borgsdorf plauderte. Er selber sei seit Jahrzehnten im Verein aktiv. Einst als Spieler, nun im Präsidium. 

Borgsdorf

Zu DDR-Zeiten ließ man als BSG Forst Borgsdorf den Ball rollen. Das Logo wurde nach der Wende nicht geändert, außer, dass oben das „FSV“ und unten das „e.V.“ hinzugefügt wurden. Ins Leben gerufen wurde der Verein am 21. November 1954, den aktuellen Namen erhielt er am 05. Juli 1990. Zu DDR-Zeiten wurde zwischenzeitlich der Trägerbetrieb gewechselt. So wurde einige Jahre lang als BSG Traktor Borgsdorf gespielt. Und ja, auch als BSG Forst Berlin trat man eine gewisse Zeit gegen den Ball. Die Zeiten, dass die Forstwirtschaft die Borgsdorfer finanziell unterstützt, seien längst vorbei, erklärte Manfred Hick. Das „Forst“ wurde trotzdem behalten - und das ist sicherlich sehr erfreulich. Zu viele einstige DDR-Vereine hatten nach der Wende voreilig ihre alten Namen abgelegt. 

Borgsdorf

Am gestrigen Nachmittag konnte der FSV Forst Borgsdorf die Partie gegen das Kellerkind aus Potsdam-Babelsberg mit 1:0 für sich entscheiden. Den Treffer des Tages erzielte nach knapp einer halben Stunde Jonny Ratajcak. Fünf Minuten später musste Gästespieler Stephan Krampitz ausgewechselt werden. Aufgrund seiner erheblichen Verletzung am Arm musste sogar ein Rettungswagen kommen. Nachdem kurz vor Schluss die Utensilien vom Imbissstand mit einem Einkaufswagen weggekarrt wurden, hieß es für uns: Sich verabschieden und die nahen Wälder aufsuchen. Es würde nicht allzu lange dauern, bis die Dunkelheit hereinbricht, und die verbleibende Zeit sollte mit einer flotten Wanderung genutzt werden. Nach Bauchgefühl folgten wir einem Waldweg, als plötzlich recht nahe ein erster Schuss fiel. Als zwei weitere Schüsse folgten, kam ein beklemmendes Gefühl auf. In der Dämmerung waren wir mit den dunklen Jacken nicht wirklich gut erkennbar. Es galt zu hoffen, dass zum einen keine Treibjagd stattfand, und zum anderen, dass der Jäger nicht die Wildschweine verrückt machen und uns geradewegs in die Arme treiben würde.

Briesetal

Ohne Streifschuss und Wildsau-Biss wurde schließlich das Briesetal erreicht. Einst in den 80ern waren meine Eltern häufig mit mir an der Briese unterwegs. Dass sich eine Wanderung lohnt, war mir klar. Dass jedoch die Landschaft und das eher stehende Gewässer zu dieser Jahreszeit dermaßen geheimnisvoll wirken, hatte ich nicht erwartet. Und das Schicksal meinte es gut mit uns. Auf Verdacht statteten wir dem auf der Wanderkarte mitten im Wald eingezeichneten Gasthaus einen Besuch ab. Licht auf der anderen Seite der Briese! Die „Alte Försterei“ lockte im Garten mit einem geöffneten Verkaufsstand. Flaschenbier, selbst gewürzter Glühwein sowie Schmalzstullen und Würste aus Wildfleisch. Selbst erjagt und selbst zubereitet. Großartig!

Borgsdorf

Wir waren nicht die Einzigen. Eine Wandergruppe ließ es sich auch recht gut schmecken und suchte dann im Dunkeln mit Taschenlampen den Waldweg nach Oranienburg. Wir machten uns nach einigen Getränken indes auf den Rückweg nach Briese und Birkenwerder. Ohne Taschenlampe! Anfangs mit dem natürlichen Restlicht. Eine halbe Stunde später war alles schwarz. Ohne Lampe sah man nicht mehr die Hand vor Augen. Falsch abgebogen und man würde sich im Morast der Briese wiederfinden. Die Rettung war jedoch das Display der kompakten Digitalkamera. Lange hielt der Akku nicht, doch für die dunkelsten Abschnitte des Waldweges genügte es noch. Da es zwar bereits dunkel war, die Uhr jedoch eine passable Zeit zeigte, war der Pub in Birkenwerder das nächste Etappenziel. Auf dem Fernseher lief das Rugby-Spiel Frankreich vs. Neuseeland. Sechs Stunden später rief schließlich die S-Bahn nach Berlin. Kurzum: Solch einen gestalten Fußball-Tag kann man wärmstens empfehlen… ;-)

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: FSV Forst Borgswalde

> zur turus-Fotostrecke: Wandern im Umland von Berlin

 

Artikel wurde veröffentlicht am
27 November 2016
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
35

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2 Kommentare
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Kommentare
Kommt man zur Alten Försterei auch mit dem Auto hin?
K
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G
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