Neues Stadion für Hertha BSC: Dreilinden die beste Option mit Symbolcharakter?!

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Wohin nur mit der „Alten Dame“? Auf den Acker? Auf eine Brache? In den Brandenburger Forst? Ab nach Oranienburg? Auf das Tempelhofer Feld? Oder nach Dreilinden? Das Gelände des einstigen Stadions der Weltjugend - das hätte der Platz sein können für ein neues reines Fußballstadion. Mitten in der Stadt - gar nicht mal so weit entfernt von der einstigen „Plumpe“ (Stadion am Gesundbrunnen), die einst vier Jahrzehnte lang der Hertha als Heimspielstätte diente und 1974 abgerissen wurde - hätte Hertha BSC die Zuschauer aus allen Teilen Berlins an sich binden können. Im Zuge der geplanten Olympischen Spiele 2000 in Berlin war dort sogar eine Sportstätte geplant, allerdings nur eine Arena für 15.000 Zuschauer. Nachdem die deutsche Hauptstadt nicht den Zuschlag erhielt, wurde dieser Bau nicht realisiert und das Gelände lag brach. Bekanntlich wurde nun auf der weiten Fläche ein riesiger Komplex für den BND errichtet. Schade, denn bereits Ende der 1920er Jahre wurde dort auf dem einstigen Exerzierplatz ein erstes Stadion gebaut. Dieses wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, an gleicher Stelle wurde im Jahr 1950 innerhalb von sage und schreibe vier Monaten das Stadion der Weltjugend (damals noch Walter-Ulbricht-Stadion) hochgezogen. Nach dem Fall der Berliner Mauer wurde die Chance vertan, dort im Herzen der Stadt Hertha BSC mit Hilfe eines neuen reinen Fußballstadions anzusiedeln. Wie gesagt, gar nicht mal so weit entfernt von der einstigen „Plumpe“. Stattdessen wurde auf das im Zuge der WM 2006 sanierte Berliner Olympiastadion gesetzt. Ein Fehler. Man hätte das umgebaute Olympiastadion von vornherein allein für Länderspiele, Pokalendspiele, Leichtathletik-Wettbewerbe, Konzerte, usw. konzipieren sollen. Der Hertha hätte man ein reines Fußballstadion in Aussicht stellen müssen. Wer spielt heutzutage noch in einer Schüssel, in der Zuschauer dermaßen weit entfernt sitzen?

Stattete man einst in den 1990ern dem alten Waldstadion in Frankfurt, dem alten Volksparkstadion und dem Kölner Müngersdorfer Stadion einen Besuch ab, so kam zwar Nostalgie auf, doch unter dem Strich sagte man sich: Solche Stadien wie in Kaiserslautern, Bochum und Dortmund waren bereits damals um Längen besser. Verständlich. Vom Dach mal abgesehen, allein die Nähe zum Spielfeld lässt doch ein völlig anderes Fußballgefühl aufkommen. Fußball im Berliner Olympiastadion? Ich wurde noch nie warm damit. Nicht in den 1990ern und auch nicht in der Gegenwart. So beachtlich die Stimmung in der Ostkurve auch sein mag - irgendwo gegenüber auf dem Oberrang zu sitzen, ist eine Qual. Da gibt es auch nichts schönzureden. Es ist verständlich, dass nun zahlreiche Hertha-Fans für das Olympiastadion kämpfen. Es ist schließlich Heimat geworden. Man hat sich inzwischen arrangiert. Weitläufigkeit und Rundlaufbahn sowie fehlende Stehplätze werden von zahlreichen aktiven Fans in Kauf genommen. Der Gang von der U2 zum Stadion, das Bier auf den Stadionterrassen oder an einem der Kioske. Das Umfeld ist einem vertraut. Man weiß, woran man ist. Allerdings müsste irgendwann ein Schnitt gemacht werden. Hertha kann nicht die nächsten 20 oder gar 30 Jahre in der Schüssel spielen. 

Hertha

Nach langer Zeit des Stillstandes kommt nun tatsächlich Bewegung in die Angelegenheit. Plötzlich heißt es, dass die Planung für ein neues eigenes Stadion in die heiße Phase geht. Was für eine Überraschung! Soll plötzlich alles schneller gehen als gedacht? 250 Millionen könnte der Neubau kosten, und man möchte ohne Hilfe von Staat und Stadt auskommen. Zahlreichen blau-weißen Fußballfreunden würde - wenn man denn schon umziehen muss - Tegel, das Tempelhofer Feld oder auch das Poststadion vorschweben. Tegel dürfte wegfallen, da der jetzige Flughafen möglicherweise erhalten bleibt. Einer Bebauung des Tempelhofer Feldes würde man nicht zustimmen - und das ist auch gut so. Die jetzige große Freifläche, die von jedermann genutzt werden kann, ist ein echter Zugewinn für die Stadt. Poststadion klingt nett, doch die umliegende Bebauung dürfte zu eng sein. Es fehlt einfach an Platz, den man benötigt, wenn gleich der Standort - in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof - ein echter Knaller wäre. 

Tempelhof

Wie zuletzt zu lesen und zu hören war, könnte der Standort des neuen Stadions in Brandenburg liegen. Dass das nicht gut klingt, liegt auf der Hand. Eine 0815-Arena auf dem Acker? Ein Graus. Ein echter Albtraum, so nah die nächste Autobahnabfahrt auch sein mag. Mit Schrecken denkt man an die auf die Felder verlegten Bundesligastadien. Mönchengladbach. Augsburg. München. Im Gespräch sind drei Standorte: Zwischen Oranienburg und Velten (nördlich von Berlin), zwischen Stahnsdorf und Ludwigsfelde (südlich von Berlin) und Dreilinden (ebenfalls südlich von Berlin). Die erste Variante klingt miserabel - und das dürfte sie auch sein. Nichts gegen die dortige Region (Birkenwerder, Bergfelde und Umgebung laden für Spaziergänge ein), doch die Vorstellung, mit der S-Bahn gen Oranienburg zu düsen, um ein Heimspiel der Alten Dame zu sehen. Hm ja. Bei Stahnsdorf - Ludwigsfelde dürfte man auch nicht gleich im Dreieck springen vor lauter Freude. Bei der dritten Möglichkeit wiegt der Kopf indes hin und her. Dreilinden? Klingt schon angenehmer. Ist es auch. Je nachdem, wo genau dort gebaut werden würde, könnte das Stadion sogar knapp innerhalb der Stadtgrenzen liegen. Oder eben knapp außerhalb wie es auch im Augsburger Stadion der Fall ist. Hat ja auch seine gewissen Vorteile. Gewerbesteuern, Auflagen, etc. 

Dreilinden

Dreilinden hätte echten Symbolwert. Wer denkt beim Namen Dreilinden nicht an den einstigen Grenzübergang zwischen der DDR und West-Berlin?! Dort an der Nahtstelle das Stadions zu errichten, könnte gar nicht so übel sein. Schließlich strömen so oder so zahlreiche Hertha-Fans aus dem Umland zu den Heimspielen. Der Potsdamer Ballungsraum könnte auch noch gleich „mitgenommen werden“. Okay, okay, der SV Babelsberg 03 wäre alles andere als erfreut. Andererseits würde man sich schon nicht gegenseitig die Zuschauer wegnehmen. Ein klarer Vorteil des Standortes Dreilinden: Der recht nahe S-Bahn-Anschluss. Die Entfernung zum S-Bahnhof Wannsee ist nicht allzu groß. Besser noch: Es könnte ein Joker gezogen werden! Die sogenannte „Stammbahn“ (Berlin-Potsdamer Eisenbahn) könnte endlich reaktiviert werden. Häufig war dies im Gespräch, im Zuge des Stadionneubaus könnte die Reaktivierung der historischen Strecke in Angriff genommen werden. Der Bahnhof Dreilinden müsste wieder aufgebaut werden - und hey ja, die Fahrtzeiten nach Berlin zum Potsdamer Platz sowie nach Potsdam würden sich verkürzen. In Windeseile wäre man vom Herzen Berlins aus in einem Rutsch am neuen Stadion.

Hertha

Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein, und dann nix wie ab zum Wannsee! Im Sommerhalbjahr könnte ein Stadionbesuch mit einem Waldspaziergang und einem Sprung ins kühle Nass verbunden werden. Und auch Gästefans wüssten diese Möglichkeit zu nutzen. Schließlich sind Gruppenfotos am Strand mit freiem Oberkörper überaus beliebt bei Ultra-Gruppierungen. Klingt trotzdem nach toter Hose, nach „am Arsch der Welt“? Veto! Man sollte nur überlegen, was bei zahlreichen Heim- und Gästefans seit Jahren immens gut am Olympiastadion ankommt: Das dortige Landgasthaus mit dem Biergarten! Her mit den Landgasthäusern und Biergärten in Dreilinden. Lasset die 1920er Jahre wieder aufleben! Genau so könnte man den historischen Bogen spannen. Und den im kommenden Jahr nach Berlin zurückkehrenden Hertha-Dampfer könnte man auch sogleich am Hafen Wannsee vor Anker legen. Man muss nur das Beste aus der Situation machen! Und ja, nur nicht bitte irgendeine Gewerbe-Brache zwischen Stahnsdorf und Ludwigsfelde. Das wäre dann nämlich doch zu arg…

Fotos: Marco Bertram, Marco Schuch, Arne Amberg

Anmerkung: Der Autor dokumentierte von 2005 bis 2009 zu Fuß und mit dem Fahrrad den kompletten Mauerstreifen und das Umland von Berlin und kennt somit die räumlichen Begebenheiten äußerst gut.

> zur turus-Fotostrecke: Hertha BSC

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
25 November 2016

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4 Kommentare
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Kommentare
Schade, dass keine Stimmen aus der Fanszene in den Kommentar eingeflossen sind.

Wenn man schon aus dem Oly ausziehen muss/möchte, dann doch bitte zentral in die Stadt.
Tempelhofer Feld liegt doch super zentral.

Aber das aller wichtigste Argument: nicht in Brandenburg und nicht jwd, dann doch Dreilinden.
J
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Es gibt nur eins, Olympiastadion und sonst keins
G
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J
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G
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