HFC Falke vs. FC St. Pauli IV: Siegtreffer in Nachspielzeit sorgt für grandiose Jubelorgie

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Schnüren die Falken die Fußballschuhe, lugt die Sonne zwischen den Wolken vor. Mag sein, dass es am frühen Morgen noch Hamburger Schietwetter gibt - ein, zwei Stunden vor Spielbeginn verziehen sich Regen und dunkle Wolken. Garantiert! Noch nicht ein einziges Mal musste der HFC Falke in der laufenden Saison bei herabströmenden Nass auflaufen. Auch nicht am gestrigen Samstag beim Heimspiel im Rudi-Barth-Stadion gegen die vierte Mannschaft des FC St. Pauli. Mit Hochspannung wurde diese Partie erwartet. Mit einer ordentlichen Kulisse durfte gerechnet werden, zumal sich aus ganz Deutschland interessierte Fußballfreunde auf den Weg in die Hansestadt Hamburg gemacht hatten. Manch einer kombinierte einen Abstecher zu den Falken mit dem am Abend ausgetragenen Länderspiel gegen Tschechien. Am Ende waren es 773 Zuschauer, die den Weg zur altehrwürdigen Sportanlage des SC Union 03 gefunden hatten. Saisonrekord für den HFC Falke, der nach dem Aufstieg nun in der Kreisliga 2 zu finden ist. Das nah gesteckte Ziel: Der Sprung in die Bezirksliga. Und das klare Ziel am Horizont: Der Aufstieg in die Oberliga Hamburg! Kurs halten! Die schwarz-weiß-blauen Segel sind gesetzt! Um allerdings erst einmal Rang eins in der Kreisliga 2 zu halten, musste die Rivalen in Braun-Weiß geschlagen werden. Auf dem Papier erschien die Angelegenheit recht klar. Ein deutlicher Sieg müsste aufgrund der bisherigen Bilanz der Falken zu erwarten sein. Allerdings stellten sich die meisten HFC-Fans auf ein knappes Spiel ein. Manch einer rechnete sogar mit einer Niederlage. Der Grund: Zum einen dürfte der in der Tabelle unten stehende Gegner auf dem Platz wirklich alles geben. Zum anderen dürften bei manch einem Falken-Spieler nicht nur die Flügel, sondern auch die Nerven flattern. Es war schließlich das erste Derby gegen eine Mannschaft des FC St. Pauli - und die Erwartungshaltung war immens.

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11 Uhr. Hamburg. S-Bahnhof Diebsteich. Grüppchenbildung am Bahnhofsausgang. Ein Bier vor dem Spiel war ein Muss, auch wenn Anpfiff bereits im 12 Uhr war. Her mit der Knolle oder einer „gewöhnlichen“ 0,5er Flasche! Die kleinen Warteschlangen am Stadioneinlass ließen eine gute Kulisse erhoffen. Ein Hund mit genähter Altona-Kutte dackelte vorbei. Das Publikum: Sehr gemischt. Hopper aus Nah und Fern. Ein paar Fußballtouristen von der Insel. Alte Haudegen, die in den 80ern und 90ern für den Hamburger SV auf und neben den Rängen gerade standen. Und selbstverständlich die aktiven HFC-Fans, die hinter dem Tor eine kleine Choreo vorbereiteten. Weiß auf Schwarz-Blau: „Hamburger Fußball-Club“. Darüber eine Blockfahne, rechts und links zahlreiche Luftballons. Nachdem herunter gezählt wurde, gab es zum Schlachtruf „HFC! HFC!“ einen Konfetti-Regen. Mit einem „HFC Falke, schalalala …“ ging es in die Partie.

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Am anderen Ende der Gegengerade hatten sich rund 50 Sankt Paulianer mit drei Fahnen eingefunden. Immerhin, schließlich sprechen wir hier von der Kreisliga. Die aktive Szene des FC St. Pauli ließ sich jedoch nicht blicken. Nur vier jüngere St. Pauli-Fans machten den Eindruck, dass sie möglichem Stress nicht ganz abgeneigt wären. Mitte der zweiten Halbzeit ließen sie sich jedoch von zwei Ordnern an den HFC-Fans vorbei zum Ausgang bringen. Wie man munkelte, gab es vorn an der Waidmannstraße ein kleines Empfangskomitee, das zu einem Läufchen einlud. Damit hier jedoch nix in den falschen Hals gerät: Die Atmosphäre auf den Rängen war überaus entspannt. Hass? Fehlanzeige. Ein klein wenig fühlt es sich wie bei Altona 93 an. Hamburg halt. Hanseatisch entspannt. Oder aber auch wie beim FC United of Manchester. Irgendwie eine Mischung aus allem. 

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Während die einen aktiv supporteten, die anderen auf der Gegengerade ihre mitgebrachten Campingstühle aufstellten, nahmen wiederum andere an der Cidre-Verkostung teil. Für zwei Euro erhielt man auf Wunsch einen Becher des selbst angefertigten Getränks. Voilà, ich ergatterte den vorletzten Becher! Der aufgebaute Plastikkanister war schneller leer als man dachte. Und das aus gutem Grund. Und auch sonst wurde fröhlich der Alkohol genossen. Von der Knolle bis zum frisch Gezapften. Es lief. Auf dem Rasen wurde indes fleißig geackert. „Weiter Hamburg! Immer Fußball spielen!“, rief HFC-Trainer Dirk Hellmann. „Laufwege! Laufwege!“. Auf dem Platz gab es wie erwartet eine hart umkämpfte ausgeglichene Partie zu sehen. Nach einer Viertelstunde ertönte aus dem away-Winkel erstmals lautstark ein „St. Pauli! St. Pauli!“ 

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In der Halbzeitpause gab es flotte abgespielte Musik zu hören. Gute Laune so weit das Auge reichte. Es wirkt schon fast kitschig, wenn man das ganze Drumherum in höchsten Tönen lobt, doch was soll ich machen? Das Fußballherz schlug hoch und höher. Sich richtig wohl fühlten sich auch die 15 angereisten Anhänger der Sp.Vg. Blau-Weiß 1890 Berlin. Gut möglich, dass sich eine neue Fanfreundschaft anbahnt. Der Hintergrund: Im zurückliegenden Sommer hatten die Blau-Weißen aus Berlin-Mariendorf die Falken zu einem Freundschaftsspiel eingeladen. Auch zahlreiche HFC-Fans hatten sich auf den Weg von Hamburg in die Hauptstadt gemacht. Das Testspiel wurde ein voller Erfolg. Nun beim Derby gegen den FC St. Pauli IV konnte sich die Anhängerschaft des Berlin-Ligisten revanchieren und die Falken lautstark unterstützen.

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Je weiter die Uhr ablief, desto nervöser wurde man auf den Rängen. Ein Sieg sollte her, doch noch stand es 0:0. „Eure Eltern wähl´n die CDU!“ rief man den Gästefans zu. Die Betriebstemperatur stieg nach und nach. Irgendetwas lag in der Luft. Die regulären 90 Minuten waren abgelaufen. Noch blieben drei, vier Minuten Nachspielzeit. Mit gewisser Vorahnung wurde auf Video-Funktion umgeschaltet. Volltreffer! Die Falken warfen noch einmal alles nach vorn. Mit den Mitteln, die einem Kreisligisten halt spielerisch zur Verfügung stehen. Ein letztes Mal wurde der Ball von rechts in den Strafraum gebracht. Plötzlich standen zwei, drei HFC-Spieler völlig frei. Abseits? Nein, das Spiel ging weiter.  Christopher Dobirr nahm den Ball mit der Brust an, legte sich das Spielgerät vor und schob platziert am Keeper vorbei zum 1:0 ein. Was für ein Jubel! Tonnenlasten fielen ab. Was für Erleichterung! Die Freude kannte beim HFC-Anhang und den Spielern keine Grenzen. Jeder umarmte jeden. Einer riss seine Krücken hoch. Ein HSV-Urgestein bahnte sich vor Freude mal gleich drei Meter durch den Block. Blauer Rauch stieg empor. Es roch nach Fußball, nach richtigem Fußball. „Jaaaaaaa!!!“, „Jaaa, genau!“, hallte es über den Platz.

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Als Sekunden später abgepfiffen wurde, konnte die After-Match-Party beginnen. Spieler und Betreuer nahmen vor dem Heimblock Aufstellung. Hoch die Arme, klatschen und dann folgte ein wunderbares Lied, gesungen zur Melodie von „Dirty old town“: „Wir sind ein Verein, er gehört dir und mir. HFC Falke, ja das sind wir. Keine Investoren und kein Sky TV - denn wir haben einen Traum - Oberliga zu schauen!“ Mit diesen Sätzen soll dieser Bericht auch enden. Denn dieses Lied bringt einfach alles auf den Punkt. Gilt nun zu hoffen, dass dieser von Fans gegründete Verein schnellstmöglich den Weg nach oben - sprich in die Hamburger Oberliga - findet! Und ich? Bleibe dran! Die nächste Fahrt nach Hamburg wird nicht lange auf sich warten lassen …

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Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: HFC Falke

Video:

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Artikel wurde veröffentlicht am
09 Oktober 2016
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
773
Gästefans
50

Ligen

Inhalt über Liga
Kreisliga

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5 Kommentare
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G
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"In der Halbzeitpause gab es flotte abgespielte Musik zu hören." das hat mich schon bei einem früheren Besuch gestört. Der Verein schreibt sich "Against Modern Football" auf die Fahne, macht aber Disko-Beschallung wie die verhassten Komerz-Clubs.
Für weniger Ambivalenz!
A
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Alles sehr schön, außer das ick nich dabei war. Sambamarco ole´.
G
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K
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G
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