Keine Empanadas bei den Muchachos des SV Deportivo Latino

M Updated 27 September 2016
Keine Empanadas bei den Muchachos des SV Deportivo Latino

Irgendetwas fehlt hier! Das sind so meine Gedanken, nachdem ich den Sportplatz des BSC Reinickendorf am Schäfersee einmal auf mich wirken gelassen habe und das Imbiss-Angebot begutachte. Heute spielt Deportivo Latino Berlin. Das ist einer der vielen Vereine mit studentischer Vergangenheit. In den 90ern fanden sich ein paar Südamerikaner zusammen und schufen den Grundstein für den heutigen Klub, der speziell für Leute mit südamerikanischen Wurzeln gedacht ist. Im Prinzip kann aber jeder mitmachen. Der heutige Goalgetter heißt Radke. Das klingt nicht nach Anden oder Copacabana. Auch das typische Essen gibt es hier nicht. Auf dem Grill brutzeln die üblichen Würstchen und mariniertes Fleisch. Als Imbiss reicht es natürlich vollkommen aus. Vielleicht ist man schon zu verwöhnt durch Cevapcici bei SD Croatia oder diese pikanten Würste beim FK Srbija.

Latino

In der Kreisliga C geht es heut vor 30 Zuschauern gegen die Reserve des FC Viktoria 1889. Viktoria in der Kreisliga? So ist es. Einer der Spieler berichtet mir, dass sich die Landesliga-Elf der letzten Saison einfach auflöste. Kein Bermuda-Dreieck steckt dahinter, das ist der Alltag in Berlin. Die Dritte, eine Hobby-Truppe, ist natürlich zu schwach für das hohe LL-Niveau und so folgt der Neustart auf unterster Ebene. Die sportlichen Erfolge halten sich bei Deportivo in Grenzen und so trifft man heute mal aufeinander. Der Herbst meint es gut, und die Temperaturen sind zu warm für einen Pullover. Sogar die Deportivo-Spieler kommen gelegentlich zum Trainer und greifen zur Trinkflasche. Es kann auch am hohen Spieltempo auf dem kleinen Kunstrasenplatz liegen. Hamburgs „Digger“ heißt hier „Muchacho“. So ist die Anrede untereinander in dem munteren Spielchen. 

Latino

Nach drei Toren für die Südamerikaner darf auch Viktoria einmal ran, sodass es mit etwas Hoffnung in die Kabine geht. Und dann lief es plötzlich. Schneiders sensationeller Fernschuss mit Ambitionen zum Tor des Monats rüttelt die Reserve des Regionalligisten noch einmal auf. Per Kopf folgt danach sogar noch der Ausgleich. Ernüchterung mit dem nächsten Treffer für Deportivo folgt auf dem Fuße. Nach dem 5:3 ist die Luft dennoch nicht raus. Mittlerweile knistert es auf dem Feld, da sich die Viktoria der harten Gangart anpasste. Viktorias Kapitän appelliert an seine Mitspieler, heute keine unnötige Gelbe zu kassieren. Irgendeiner ruft auf der anderen Seite den Deportivo-Spielern auf Spanisch zu, sich auf keine Diskussionen mit dem Schiedsrichter einzulassen, der jetzt doch durchgreift, um sich nicht das Zepter nehmen zu lassen. Vom Wuchs her ziemlich klein, aber souverän. Sogar ein bereits ausgewechselter Viktoria-Spieler wird wegen seines Geblubbers verwarnt. 

Latino

Ein Zweikampf an der Torauslinie. Der finstere Blick des Südamerikaners lässt vermuten, dass die Worte, die er in Richtung Gegenspieler äußert, nicht ganz so nett sind. Normalerweise ist die Amtssprache auf Berliner Plätzen deutsch. Halten tut sich kaum einer an die Festlegung, die es schon seit über zehn Jahren gibt. Beim Kämpfen um den Ball heißt es plötzlich: „Ich verpass dir auch gleich eine!“ Aus meiner Position war es nicht eindeutig zu klären, wer das äußerte. Eindeutig war dagegen das Rot aus des Schiedsrichters Tasche. Sofort bildet sich um den Schiedsrichter eine Traube von vier Spielern. Keine Chance. Doppel-Gelb = Rot. Die Zuschauer gehen im Gegensatz zu den Spaziergängern, die immer wieder einen Fuß auf die Stufe des Platzes setzen, auch voll mit.

Herbst

Gegen Ende kommen aus einer Gruppe von Jugendlichen sogar noch Schlachtrufe für Deportivo. So richtig laut wird es aber nur, wenn eins der vielen Tegeler Flugzeuge den Platz überfliegt. Unter dem Strich war es aber ein ganz gewöhnliches Kreisliga-Spiel. Schnell regt sich jeder wieder ab. Eine andere Art von Hektik zeigt sich dagegen im Park am Schäfersee. Hier herrscht ein emsiges Treiben. Der Biergarten hat keine freien Stühle mehr, und viele wuseln am Ufer herum und scheinen doch irgendwie auf ihre Weise, das bunte Farbenspiel des sommerlichen Herbstes zu genießen.

Fotos: Michael

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Artikel wurde veröffentlicht am
27 September 2016
Spielergebnis:
5:3
Zuschauerzahl:
30

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Benutzer-Kommentare

4 Kommentare
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Sprechen die da nur Spanisch? Also auf deren Facebookseite ist das nämlich der Fall? Gibt es auch ein brasilianisches Team in Berlin?
S
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Auf Themen kommt der Mann! :-)
R
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G
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G
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