Wie leidensfähig kann man eigentlich sein, wieviele emotionale Schmerzen kann ein Fußballfan ertragen? In Essen scheint die Latte dafür sehr hoch zu liegen und trotzdem es gibt Momente da explodiert auch ein RWE Fan, ob auf der "West" oder auf der Haupttribüne. 6.307 Unentwegte (22 Gästefans) kamen gestern ins Stadion Essen, um die Partie ihrer Rot-Weissen gegen den SV Rödinghausen zu sehen. Ohne den Klub aus Ostwestfalen, der vor zwei Jahren aufgestiegen ist, nahe zu treten, aber schon alleine diese Begegnung zeigt was für ein Krimskrams Wettbewerb die Regionalliga West ist: Von "Dorfpartien" über die gut ausgestatteten unerträglichen "Zwoten" bis hin zu den Tradionsklubs und damit RWE Leidensgenossen.
RWE gegen Rödinghausen: Das Leiden geht weiter, die Wut wird größer
Ein Entrinnen scheint in Essen aktuell in weite Ferne gerückt und das schon am 6. Spieltag. Nach zwei Siegen und einem Unentschieden zum Auftakt folgten drei recht unglückliche Niederlagen. Die Kampagne "Hoch 3" scheint zumindest - mit einem Blick auf die Tabelle - für diese Saison langsam "ad acta" gelegt zu werden.
Zu allem Überfluss bestimmt auch noch das Randgeschehen den Fanalltag in Essen: So soll die GVE Grundstücksverwaltung der Stadt Essen laut Medienberichten die Vermarktung vom Stadion Essen (in dem RWE der Hauptmieter ist) an die "FC Schalke 04 Arena Management GmbH" übergeben haben. Eine Nachricht die die Fans alles andere als begrüßen so gab es neben dem schon fast traditionellen Bierbecherstreit-Spruchband ("Ihr macht unseren Suff kaputt") der Hafensänger Essen zwei Spruchbänder zum Vermarktungsthema u.a. "Fließt das Geld am laufenden Band, holt man sich den Feind zur Hand".
Entsprechend miesgelaunt gingen zahlreiche RWE-Fans in das gestrige Spiel, trieben die Mannschaft von Sven Demandt aber nach vorne und eigentlich war Essen im Spiel gegen Rödinghausen die spielbestimmende Mannschaft. Die Anzahl der Chancen hätte für drei Spiele gereicht, einzig allein der Torabschluss wie schon in den letzten Spiel war mangelhaft und dann folgte das was schon gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach folgte: Die Spielentscheidung oblag dem Schiedsrichtergespann. Zwei Unachtsamkeiten, zwei Pfiffe, zwei rote Karten (Jan-Steffen Meier, Benjamin Baier) und zwei Elfmeter. Einen hielt RWE-Torwart Niclas Heimann, den anderen verwandelte der Rödinghausener Edgar Bernhardt zum 0:1.
Jetzt gingen die ersten Essener auf die Barrikaden, erst richtig explodierte die Situation aber als der RWE Spieler Frank Löning kurz danach im Rödinghausener Strafraum regelwidrig gelegt wurde und der Schiedsrichter (Philipp Hüwe) weiterspielen ließ. Eine klare Fehlentscheidung, nach der Bierbecher und zahlreiche andere Wurfgeschosse von den Tribünen das Spielfeld eindeckten.
Zu allem Überfluß schafften es einige Fans ein Tor von der "West" zum Innenraum zu öffnen, der Ordnerdienst verhinderte aber einen Platzsturm. Der Schiedsrichter unterbrach das Spiel für zehn Minuten. Als es wieder weiterging, hatte zwar Neuzugang Roussel Ngankam den Ausgleich auf dem Fuß, wurde aber von einem Rödinghausener erfolgreich gestört. Es blieb bei der 0:1 Niederlage und mit viel Pech könnten die Essener heute (je nach dem wie die anderen Mannschaften spielen) auf einen Abstiegsplatz rutschen. Nächste Woche geht es dann zum Kellerduell nach Ahlen.