Fake, dieses Video kann einfach nur Fake sein, ist der erste Gedanke. Man kann sich ja mal gern selbst auf die Schippe nehmen, doch dann bitte mit Schmackes. Ironie, Ernst gemeint oder doch einfach nur Fake? Die „Red Aces Leipzig“ (NonplusULTRA Rasenballsport) haben kürzlich ein Video online gestellt, das deutschlandweit für Erheiterung sorgt. Ein youtube-Kanal kann sich schnell als Fake herausstellen, aber in diesem Fall befinden sich bereits ältere Videos auf der Seite, und diese sind auf der offiziellen Webseite eingebaut. Also handelt es sich um „Zugfahrt Dresden“ wahrlich um ein Machwerk der „Red Aces Leipzig“. In diesem wird beim Aufmacherbild der Spieß umgedreht. Statt der Red Bull Büchse wird in diesem Fall eine Feldschlößchen-Flasche am Boden zertreten. Zumindest angedeutet. Nachdem zuletzt es vor einem Jahr in einem „Mobvideo“ noch hieß „Das Lummerland verlassen, Braunschweig nicht verpassen“, wird nun dazu aufgerufen „Alle in Weiß“ zum Pokalspiel nach Dresden zu fahren.
Vorwärts! Pack das Sterni und die Banane ein! RB Leipzig macht für Dresden mobil
HotWas erstaunt: Weshalb in Weiß und nicht im Bullen-Rot? Und ja, wird man sich wirklich trauen, auf dem Schienenweg ins dynamische Elbflorenz zu düsen? Nicht in gecharterten Bussen, die einen direkt zum abgeschirmten Parkplatz des Gästeblocks bringen? Sei es drum, ab dem Dresdener Hauptbahnhof geht es so oder so wohl behütet in Shuttle-Bussen gen Dynamo-Stadion. Was ist nun eigentlich im Video zu sehen, das bislang rund 24.000-mal angeschaut wurde und 362 Daumen nach unten und 63 Daumen nach oben erhielt?! „Rasenball gegen Rassismus“. Nach dem Intro hält ein RB-Anhänger mit Sonnenbrille eine entsprechenden Fahne hoch. Kommt immer gut. Kann man punkten. Hinter einem „Vorwärts Rasenball…“-Banner sind anschließend einige wippende, singende Fans zu sehen. Moment mal, denke ich beim Morgenkaffee. Vorwärts Rasenball? Vorwärts Leipzig? Das würde ja glatt an die Epoche von 1951 bis 1953 anknüpfen, als in der Messestadt der SV Volkspolizei Vorwärts Leipzig den Oberliga-Ball rollen ließ. 1951/52 wurde dieser Verein ohne sportliche Qualifikation in die DDR-Oberliga eingestuft.
Das „Rote Bullen“ würde prima Bezug auf die Volkspolizei nehmen. Zwar zog bekanntlich Vorwärts Leipzig damals zuerst nach Ost-Berlin und dann später nach Frankfurt / Oder um, doch ließe sich gewiss was zusammenschustern, um vielleicht doch noch etwas Tradition einzuheimsen. „Vorwärts RB Leipzig“ oder „RB Vorwärts Leipzig“. Nur Mut! Das wäre ein Knaller! In Frankfurt Oder möchte man schließlich beim 1. FC Frankfurt e.V. e.V. (je, genauso geschrieben) nix mehr von der Vorwärts-Vergangenheit hören. Also nichts wie zurück zu den Leipziger Wurzeln! Vorwärts Rote Bullen! Der Osten lässt es krachen! Marketingtechnisch wäre das der Hit.
Der Osten rollt, der Osten fetzt, der Osten rockt! So wird im Video der „Red Aces Leipzig“ in Sekunde 56 erst einmal ein Pfeffi geschlürft. Wohl bekommt´s! Nur blöd, dass der zweite Anstoßende noch parallel die Kamera halten muss. Fast in Zeitlupe werden die Gläschen genommen. Erinnert mich persönlich an Faxen-Videos, die man einst mit VHS-Kameras gefilmt hatte. War man nur zweit, musste ein Akteur halt spielen und filmen zugleich. Geht schon irgendwie. Nachdem im Video brav die Münzen auf den Tisch gelegt wurden, folgt der Tritt auf die eingangs erwähnte Feldschlößchen-Flasche. Aber nein, keine Gewalt! Der Akteur lässt von der Flasche ab und geht flotten Schrittes weiter. An einem Zaun ist kurz ein Dynamo-Fan mit gelber Zipfelmütze zu sehen, der voll ist wie eine Haubitze und zusammengesackt abhängt. Für einen Bruchteil einer Sekunde sieht man, wie das Zipfelchen mit einem Schnürchen nach oben gezogen wird. Großes Kino aus der Messestadt - die Erektion des dynamischen Zipfels.
Was folgt? Eine Wohnungstür wird aufgeschlossen. Dann wird der Kleiderschrank geöffnet. Her mit den Casual-Klamotten! Welches Hemdchen darf es heute sein? Welches gute Stück ist gut genug für eine Sause nach Dresden? Enttäuschend, was für einen weißen Fetzen der Akteur dann in den Händen hält. Ach ja, es hieß ja schließlich „Alle in Weiß!“ Die Schühchen werden geschnürt, und dann runter die Treppe. Die Zeit läuft. Ach nein, raus geht´s noch nicht. Eine Etage tiefer befindet sich die Küche. Kaffeemaschine an und zeitgleich den Kulturbeutel gepackt. Hinein mit der Banane (die wird doch hoffentlich nicht von den Banausen auf den Platz geworfen?!) und das leckere Sterni-Bier. Und klar, auch ein paar Aufkleber müssen mit. Auch diesbezüglich wird es doch wohl zu keinen Straftaten kommen? Wohl ist eine Tauschbörse angedacht.
Nun aber! Jacke an und Filterkaffee reingekippt. So wie einst Mutti in der HO-Kantine. Mit dem Auto geht es dann flott zum Bahnhof. Dieses wird auf der Rücktour dann hoffentlich dort stehen gelassen. Ihr wisst schon, das Bierchen aus der Messestadt… Bevor in den Zug gestiegen wird, noch ein Showdown. Doch keine Sammel- und Tauschbörse. Einer der Aufkleber kommt sogleich zum Einsatz. Raufgepatscht auf einen Pegida-Aufkleber. „Rasenball gegen Rassismus“. Last but not least noch einmal die Kernaussage: „Alle in weiß! 11:45 Hbf“ Und einen Bonbon gibt es noch: „2 Euro für ne Überraschung einpacken!“ Großartig! Besonders dieser Satz kommt im Netz richtig juti an. Was mag es wohl geben? Ein Döschen? Nen Packen Aufkleber? Ne Adrenalin-Pille? Oder gar eine Aspirin für den Schmerz danach? Hoffentlich werden wir es bald erfahren! Viel Spaß in Dresden!
Fotos: Marco Bertram
Ligen
Benutzer-Kommentare
[MeyView.com, 13. August 2016]
Manchmal ist es besser die Finger still zu halten.
Kein schlechtes Video? Es ist unterirdisch! Richtig ist, dass es tausende sinnfreie Videos solcher Art im Netz herumschwirren, die keine Sau interessieren. Hierbei aber wird der SG Dynamo eine Ansage gemacht. Ob mit Witz oder mit Ernst. Ist doch klar, dass da schon mal genauer geschaut wird. Und wer zwei Taler für eine Überraschung mitbringen soll, na da ist der Kindergarten eben nicht weit.