Reformvorschläge für die EM: Mehr Gruppenspiele, mehr Spaß, mehr Auslosungen

MB Updated 30 Juni 2016
Reformvorschläge für die EM: Mehr Gruppenspiele, mehr Spaß, mehr Auslosungen

EireSchade, dass Ungarn, Kroatien, Irland, Schweden, Nordirland und Albanien bereits die Segel streichen mussten. Die Fankurven machten Lust auf mehr. Hatte man zuletzt das Gefühl Welt- und Europameisterschaften verkommen immer zu einem rein kommerziellen Event, bei dem das reine Event-Publikum konsumiert und höchstens mal eine Laola veranstaltet, so gibt es bei der EM in Frankreich ein grandioses Revival. Auch Dank des erweiterten Teilnehmerfeldes. Keine Frage: Was unter anderen die albanischen und ungarischen Fußballfans auf die Beine gestellt hatten, ließ das Herz höher schlagen. Eine Wucht! Wunderbar auch, dass vermeintliche Fußballzwerge wie Island und Nordirland mit am Start waren / sind. Und das Wunderbarste: Quasi jeder kann jeden schlagen. Als reines Kanonenfutter reist keine einzige Mannschaft an / ab. Bei aller Freude gibt es jedoch auch harsche Kritik. Zum einen die Sache mit den festgelegten Strängen, zum anderen die Sache mit den dritten Plätzen. So musste beispielsweise Albanien noch einige Tage warten, bis es wusste, ob es nun noch dabei ist oder nicht. Ganz klar, diese Lösung ist wahrlich nicht das Gelbe vom Ei.

GriggsWas könnte man also ändern? Gute Frage! Das Teilnehmerfeld wieder verkleinern? Nein! Selten war eine Europameisterschaft so ausgeglichen wie diese. Bei 24 Mannschaften kann man das Ganze ruhig belassen. Ich wäre für ein echtes Novum! Größere Gruppen! Und zwar könnten vier Gruppen à sechs Mannschaften Abhilfe schaffen. Auch hierbei könnten sich von mir aus wieder zwei Drittel des Teilnehmerfeldes für das Achtelfinale qualifizieren. Die ersten vier Teams aus jeder Sechsergruppe wären demzufolge dabei. Die letzten zwei müssen wieder nach Hause fliegen. Eine klare Regel, kein Warten, wer denn nun das bessere Torverhältnis hat. 

KarlinoAus drei Gruppenspielen werden stolze fünf. Für kleinere Länder ein echter Zugewinn. Alle vier Jahre besteht die Möglichkeit sich einmal auf großer europäischer Bühne zu präsentieren - und da wäre es doch schade, wenn nach drei Partien schon alles vorbei ist. Die Europameisterschaft soll vor allen Dingen Spaß machen und die europäischen Länder verbinden. Hier geht es nicht nur um knallhart erbrachte Leistung. Es geht nicht um Vereine in einem Ligensystem. Ein Verein kämpft stetig um die Existenz, um die Zukunft, um den Verbleib in der jeweiligen Klasse. Bei einer Europameisterschaft besteht dieser Druck nicht. Man möchte sich auf europäischer Bühne messen. Fans wie die aus Nordirland, Albanien oder Island haben die Möglichkeit mal richtig fette Partys auf den Rängen zu feiern. Da kann es nur heißen: Mehr davon. Fünf statt drei!

RussiaKlar kann man nun sagen, das würde zu Kosten der großen Mannschaften gehen. Schließlich müssten die, wenn sie das Halbfinale oder gar das Finale erreichen, ein echt fettes Programm absolvieren. Da kann man nur sagen: Mehr Rotation! Den Kader voll ausnutzen! Und eine ganz wichtige Sache. Aufgrund der verschiedenen Lostöpfe gehen sich derzeit bei der Auslosung manche Länder in der Gruppenphase aus dem Weg. Ich persönlich wäre für eine komplett offene Auslosung. Wie gesagt, wir reden hier nicht von der Europa League und Champions League, die stabile Strukturen benötigen, um Planungssicherheit zu gewährleisten. Worum geht es denn bei einer EM? Also, alle 24 Länder rein in die Schüssel - und dann die Kugeln gezogen. Und zwar ohne sie vorher in die Mikrowelle oder den Kühlschrank zu packen! Lasst zusammenspielen, was sich ergibt! 

RussiaWer weiß, was sich für überaus interessante Konstellationen ergeben könnten. Aufgrund der größeren Gruppen ist die Wahrscheinlichkeit knackiger Begegnungen weitaus größer. Nur angenommen: Wie könnten die vier Gruppen unter Umständen aussehen: Gruppe A: Frankreich, Türkei, Ungarn, Tschechien, Slowakei und Rumänien. Gruppe B: Schweden, Russland, England, Irland, Nordirland und Island. Gruppe C: Spanien, Portugal, Wales, Österreich, Belgien und Schweiz. Gruppe D: Polen, Deutschland, Italien, Ukraine, Kroatien und Albanien. Zugegeben, das wäre fast ein Optimum. So dürfte es kaum kommen, doch es soll nur gezeigt werden, was in einer Gruppenphase theoretisch alles möglich ist. 

EnglandUnd noch ein wichtiger Punkt. Die Sache mit den beiden Strängen. Ab dem Achtelfinale ist derzeit bereits klar: Gewinner XY trifft im Viertelfinale auf YZ. Und so weiter. Planen lässt sich eh niemals alles. Schon klar, dass man die Favoriten und Schwergewichte als europäischer Verband möglichst lange im Geschäft haben will. Der lukrativen TV-Übertragungen wegen. Dieses Mal wurden jedoch Spanien und England nur Gruppenzweiter - und plötzlich hat der eine Strang ein Übergewicht. Spanien gegen Italien im Achtelfinale? Italien gegen Deutschland im Viertelfinale? So war das nicht gedacht. Aber so ist Fußball. Es muss nicht alles planbar sein! Nach der Gruppenphase gibt es dann vier Lostöpfe. Ein Tabellenführer bekommt einen Tabellenvierten zugelost. Ein Tabellenzweiter bekommt logischerweise einen Tabellendritten zugelost. Da man also nicht weiß, wer der Gegner sein wird, gibt es an den letzten Spieltagen der Gruppenphase keine taktischen Überlegungen - ganz nach dem Motto „dieser oder jener Mannschaft gehe ich lieber im Achtelfinale aus dem Weg“. Nachdem das Achtelfinale absolviert ist, wird das Viertelfinale ausgelost. Das verspricht mehr Überraschungen und selbstverständlich auch mehr Spannung. Man stelle sich folgendes Szenario vor: Die Losfee zieht für das Viertelfinale die englische Kugel aus dem Topf und im Anschluss die irische Kugel. Und schon steht Europa Kopf! Die Revanche für das Gruppenspiel erfolgt schneller als gedacht - und dann geht es richtig um die Wurst!

GorzowKritiker meines Reformplanes werden nun einwerfen: Nicht machbar! Zu viele Partien. Schließlich würden die beiden EM-Finalisten insgesamt neunmal auflaufen müssen. Zudem wäre der Zeitplan eng, da die Mannschaften in der Gruppenphase mehr Ruhephasen benötigen. Die Antwort: Volle Ausnutzung des Spielerkaders. Zum anderen könnte das Viertelfinale, das derzeit auf vier Tage verteilt ist, auf zwei Tage gerafft werden. Um 18 Uhr ein Spiel, um 21 Uhr das andere. Notfalls tritt diese Regel auch beim Halbfinale in Kraft. So ließen sich schon mal drei Ruhetage herausholen, die zu Beginn der EM benötigt werden. 

Fotos: Claude Rapp

> zur turus-Fotostrecke: Europameisterschaft 2016

Artikel wurde veröffentlicht am
30 Juni 2016

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