EM 2016: Ja liebe Kritiker, die Kleinen sind die Größten - ein Hoch auf die Europameisterschaft mit 24 Teams

KH Updated 27 Juni 2016
EM 2016: Ja liebe Kritiker, die Kleinen sind die Größten - ein Hoch auf die Europameisterschaft mit 24 Teams

Es ist für mich kaum auszuhalten, wenn das Oliver-Duo Welke und Kahn vom ZDF wiederholt die vermeintlich "kleinen" Teilnehmer der diesjährigen Europameisterschaft in Frankreich schlecht redet. Jedes Wort der selbsternannten Experten in Bezug auf das Teilnehmerfeld zeigt, sie haben irgendwie die EM noch nicht richtig "gefühlt" oder verstanden und bringen neben den fehlenden Respekt gegenüber den "kleinen" Nationen auch ein wenig Unwissenheit mit: So packt Moderator Oliver Welke beispielsweise die Republik Irland schonmal ganz frech zu Großbritannien. Torwart-Legende Oliver Kahn denkt dagegen an eine EM der "Großen", ganz wie sein ehemaliger Klub (FC Bayern München) sich eine Europaliga nur mit den "Besten" der "Besten" wünscht. Aber das ZDF steht mit seinem Kritteln am neuen EM-Modus nicht alleine, auch ARD und Sat1 und viele andere "Experten" haben sich auf das Teilnehmerfeld förmlich eingeschossen.

Berechtigt? Ist es das was die Kritiker des neuen Modus wollen: Eine Europameisterschaft immer mit den gleichen Mannschaften im Finale, ganz so wie im europäischen und teilweise nationalen Vereinsfußball? Ist das etwa nicht ebenso langweilig? Die vermeintlichen Experten kritteln den "Kleinen" an, dass sie sehr tief stehen und somit das Spiel der "Großen" verderben. Aber muss das nicht so sein? Es ist doch in den Ligen auch so wenn der Außenseiter auf den Rekordmeister trifft. Sollte man das auch regulieren? Und Hand aufs Herz: Den emotionalen Ausraster des isländischen Reporters Guðmundur Benediktsson beim 2:1 Siegtreffer von Island im Spiel gegen Österreich, der das Weiterkommen der Isländer sicherte, verbreiteten die Medien doch auch allzu gerne. Dieser Orgasmus ähnliche virale Kracher eines vermeintlich "Kleinen" wäre doch nie entstanden, wenn der "Kleine" nicht dabei gewesen wäre. Aber woran wird "klein" gemessen? Island qualifizierte sich souverän für die EM (besiegte sogar die Niederlande in Amsterdam mit 1:0) und bringt mehr Stimmung auf die Ränge, als es Fans der deutschen Nationalmannschaft in den letzten Jahren je schafften und wohl schaffen werden. Was für großartige stimmungsvolle Bilder von dieser 10.000 Mann/Frau starken Kurve, oder? Ahu!  

10.000, 25.000, 30.000, Iren, Waliser, Isländer, Belgier, Ungarn, Polen, (...). Diese stimmungsvolle Kurven gewürzt mit explodierender Extase nach einem Überraschungssieg (Island, Irland), das ist es doch was die EM eigentlich ausmacht. Oder nicht? Klar ist auch, das Frankreich mit seinen Austragungsorten geografisch perfekter ist, als es die EM vor vier Jahren in Polen und der Ukraine war. Perfekt ist auch das ein vermeintlich "Kleiner" es in das Finale schaffen könnte. Denn während sich die "Großen" auf dem Weg dorthin gegenseitig ausschalten, dürfen die "Kleinen" den Finaleinzug unter sich ausmachen. Aber das liegt nicht wie von den TV-Experten versucht zu kolportieren an den "Außenseitern", sondern unter anderem an Spanien und England, die anders als erwartet "nur" den zweiten Platz in ihrer Gruppe der Vorrunde belegten.

Grandios für den neutralen Zuschauer: Fußballerische Spitzenklasse gepaart mit Emotionalität und Leidenschaft. Das will man sehen und hoffentlich auch noch bei den kommenden Turnieren. Denn eine EM mit 24 Mannschaften bringt einen großen Mehrwert, ebenso der Modus. Während früher die letzten (dritten) Spiele der Vorrunde meistens unwichtige und zu besseren langweiligen "Freundschaftsspielen" verkamen, hatten vor dem letzten Spieltag des aktuellen Turniers (bis auf die Ukraine) 23 Mannschaften die Chancen den Einzug in das Achtelfinale. Klar bitter für die Türkei oder Albanien, aber den Moment als der Schiedsrichter am 22. Juni in Lille das Spiel Italien gegen Irland abpfiff, wird kein irischer Fußballfan so schnell vergessen.

Alle Teilnehmer ob vermeintlich "Klein" oder "Groß" sind eine Bereicherung für eine Europameisterschaft so wie sie jetzt ist. Vielleicht werden die "Kleinen" von den "Großen" rausgeschossen, vielleicht aber auch nicht. Egal was passiert: Jeder kommt auf seine Kosten und bekommt das zu sehen was er möchte von fußballerischer Raffinesse bis zur Fankultur.

Foto: Nordirische Fans beim Spiel gegen Polen (Claude Rapp / cr-fotos.de)

Artikel wurde veröffentlicht am
25 Juni 2016

Benutzer-Kommentare

6 Kommentare
 
67%
4 Sterne
 
0%
3 Sterne
 
0%
2 Sterne
 
0%
 
33%
View most helpful
Hast du schon ein Konto?
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare
Sehr schön auf den Punkt gebracht. Besonders was die Arroganz der Berichterstattung anbetrifft. Wie wurde Rehagel damals mit seinen Griechen für seinen defensiv-destruktiven Fußball gefeiert, mit dem sie den Pott holten. Jetzt gibt es teilweise erfolgreiche Nachahmer, die dazu noch eine Ursprünglichkeit von den Rängen rüberbringen, daß es ein wahre Freude für jeden Fan alter Schule ist. Trotz meiner Skepsis wegen dem erweiterten Teilnehmerfeld werte ich das nach diesem Vorrundenverlauf als absoluten Gewinn.
A
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 0 0
Ich finden den momentanen Turniermodus extrem schlecht. Zum einen musste z.B. Albanien jetzt erst drei Tage warten, um zu erfahren, dass die Mannschaft ausgeschieden ist, was für die Fans vor Ort sicherlich auch eine blöde Situation ist.
Zum anderen muss man sich mit einem Rechenschieber bewaffnen, um herauszufinden, wer bei welchen Konstellationen weiterkommt und dann gegen wen im Achtelfinale spielt.
Die Frage ist sowieso, ob man bei 54 Mitgliedsverbänden das Starterfeld wirklich auf 24 Mannschaften erhöhen musste.

Und nein, das geht ausdrücklich nicht gegen die (vermeintlich) "Kleinen".
DS
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 0 0
Nicht böse nehmen aber: Ganz schön öder und nichtssagender Artikel. Den hätte ganz genau so auch meine Oma schreiben können, die von Fußball nichts hält außer es ist halt EM oder WM. Is doch völlig normal dass gewisse Underdogs in solchen Turnieren überdurchschnittlich viel reißen und auch deren Fankultur um einiges besser/ emotionsgeladener ist als der Rest. Ich mag eure Seite aber das hättet Ihr euch besser sparen sollen;)
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 0 1
Oliver Welke ist klasse bei der heute show aber bei fußball versucht er sich viel zu locker bei ernstem themen
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 0 0
Viel Wahrheit im Artikel. Ich finde auch Oliver Kahn völlig fehlplatziert da. Er wirkt so lustlos
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 0 0
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 0 0