Die Legende von den Mutanten aus Sievershagen

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M Updated 04 Juli 2016
Die Legende von den Mutanten aus Sievershagen

SievershagenSievershagen ist ein Vorort von Rostock und beheimatet den SV 1950, der kurz nach dem Millennium mal ein kurzes Gastspiel in der Oberliga gab. Babelsberg und Tennis Borussia hatten z.B. noch das Vergnügen, die Reise dorthin antreten zu dürfen. Ein Platz am Stadtrand mit zwei Wällen, von denen einer später noch mit Sitzschalen bestückt wurde. Die Geschichte des Sievershäger SV 1950 reiht sich in die der zahlreichen Vorort-Klubs ein. Mit einem starken Sponsor an der Hand kam der Erfolg. Die Rechnung ist einfach: Sponsor weg, Mannschaft weg. Aktuell spielt Sievershagen in der Kreisoberliga. In dieser Saison schafften sie den Einzug ins Kreispokalfinale. Der Gegner kam aus Güstrow. Die Geschichte des Güstrower SC 09 reiht sich in die Tradition der Fusionen ein. Aus dem markanten Namensrelikt „Grün-Gold“ wurde ein schlichtes SC 09. Da fragt man sich, wer solche Fusionen plant. Es gibt keine regionalen Bezüge, die irgendwie eine Identifikation  ausdrücken könnten. Dass „09“ nicht für 1909 steht, dürfte auch jedem klar sein.

DJ HeikoSievershäger SV 1950 gegen Güstrower SC 09 – ein Pokalfinale zwischen zwei Klubs, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Austragungsort war die Haselnuss-Arena im Bernitt. Das Dorf liegt unweit der A20 und vor den Toren Rostocks. Beide Mannschaften packen die Strecke in einer halben Stunde. Da war die Hoffnung auf eine große Kulisse schon eher eine Gewissheit. Knapp 300 Zuschauer wollten dann das Duell sehen. Bei diesen Spielen gewährleisten dann der lokale Verein und die Feuerwehr einen möglichst reibungslosen Ablauf. Die Feuerwehr übernimmt die Koordination beim Parkplatz und der Verein stellt Räumlichkeiten, organisiert den Einlass und das Catering. Deftige Bratwurst für die Fleischliebhaber und Kaugummi-Eis für die, die vegetarisch und kalt bevorzugen. Für die musikalische Unterhaltung sorgte „DJ Heiko“. Nebenbei läuft ja die Europameisterschaft, so dass da die üblichen Lieder kamen. Darüber hinaus hat sich „Die eine, die immer lacht“ einen festen Platz im musikalischen Programm der Dorffeste gesichert. 

SVDoch was ist das? Ein komplett instrumentales Stück? Ich fahre ja nun nicht seit gestern zum Fußball. Das habe ich noch nie dort gehört, wo auf einer grünen Wiese zwei Tore stehen. Da spielt der Heiko „Dan the Bango Man“. Einfach mal bei youtube suchen. Ein Kult-Hit aus den 70ern. Kennt vermutlich nur noch die Generation Ü50 und ein paar Freaks. Eine ähnliche Situation hatte ich neulich bei einem Spiel in der Nähe von Stralsund. Da lief das übliche Chart-Gedudel, was plötzlich von „Berlin, Berlin, dein Herz kennt keine Mauern“ unterbrochen wurde! Dann liefen die Mannschaften auf und eine Gruppe Sievershäger brachte im Schatten noch schnell ein paar Banner an. Güstrow ließ sich mit 10 Leuten unter der Tribüne nieder und unterstützte mit einfachem Gesang und Trommel. Sievershagen packte dagegen ältere Lieder heraus. Auf der Song-Liste des kleinen verrückten Haufens dürften am Ende mindestens ca. 15 verschiedene Lieder gestanden haben. Das Repertoire reichte von emotionalen Dingern bis hinzu Sachen unter der Gürtellinie. Güstrow wurde gleich mit „Güstrow – Stadt der Inzucht“ zum Tanz ausgefordert, welche aber ihr Programm durchzogen und sich nicht auf Provokationen einließen. 

SVSievershagen wird ja von der älteren Generation stets mit den „Mutanten Sievershagen“ in Verbindung gebracht. Der Name wird da wohl Programm sein. Deren Bekanntheitsgrad resultiert aus Besuchen von Bundesliga-Spielen Hansas und der Nationalmannschaft. Laut Aussagen eines Fans begeistern sie sich immer noch für die Nationalmannschaft. Die Fahne der Mutanten ist so eine Art Reliquie und wird angeblich noch strenger bewacht als Polens „schwarze Madonna“. Rostocker Prominenz war auch bei diesem Spiel anwesend. Hinter den Tor hing eine Fahne der „Ropiraten“. Die Stimmung war gut. In der zweiten Halbzeit zeigten die Sievershäger Schlachtenbummler noch ein Transparent, schwenkten Fahnen und warfen dazu grünes Konfetti. Später tanzten sie und sangen sie mit freien Oberkörpern. Was will man mehr bei solchen Spielen? Bestes Wetter und beste Unterhaltung. Das traf auch für das Geschehen auf dem Rasen zu. Nach gut zehn Minuten ging Güstrow in Führung. Die drückten den SV 1950 förmlich an die Wand. Sie ließen den Grünen kaum Freiräume. Aus heiterem Himmel konnte Sievershagen nach einer Ecke in der 23. Minute ausgleichen. 

SVDas war das erste von drei Zeller-Toren an diesem Tag. Keven Zeller verwertete dann in der zweiten Hälfte noch eine hohe Hereingabe mit einem Schuss unter die Latte (53.) und versetzte den Güstrowern in der 76. Minute dann den entscheidenden Stoß. In der zweiten Hälfte war Güstrow völlig von der Rolle. Sie ackerten zwar noch und auch nach dem 1:3 griffen sie sich sofort den Ball, um das Unmögliche noch möglich zu machen, aber für Tore reichte es nicht. Löblich ist der Einsatz. Unterstützung vom Verbandsliga-Team gab es übrigens keine. Der letzte Pfiff und Sieverhagen feiert zusammen mit den Fans den Pokalsieg. Inbrünstig und in krasser Lautstärke schallte das „Kennst du den Mythos vom Ostseepark, die Geschichte, die dort begann? Sievershagen eine Legende. Eine Liebe, die niemals endet!“ über den Platz – gesungen von Fans und Spielern! Der Ostseepark heißt übrigens das Einkaufszentrum im Gewerbegebiet in Sievershagen. Die waren schon immer irgendwie ein wenig speziell.

Fotos: Michael

> zur turus-Fotostrecke: Sievershäger SV 1950 vs. Güstrower SC 09 II

 

Artikel wurde veröffentlicht am
19 Juni 2016
Spielergebnis:
3:1
Zuschauerzahl:
266

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Benutzer-Kommentare

4 Kommentare
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G
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So eine Unterstützung trotz niedriger Spielklasse gibt es nun wirklich nicht überall. Glückwunsch an den SSV und Hut ab für die Unterstützer.
G
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K
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MB
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