„Ke Fuessbau mit Red Bull“ - die Geschichte hinter dem WSV-Spruchband

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KH Updated 19 Juni 2016
„Ke Fuessbau mit Red Bull“ - die Geschichte hinter dem WSV-Spruchband

Das Niederrheinpokal-Finale zwischen Rot Weiss Essen und dem Wuppertaler SV am 28. Mai 2016 war gerade abgepfiffen und die RWE Spieler und Fans feierten den 3:0 Sieg, da entrollten die WSV-Fans im Gästeblock ein Spruchband mit dem Wortlaut "Ke Fuessbau mit Red Bull - Wuppertal und Bern gegen Kommerz!". Was im ersten Moment wie eine der vielen Aktionen der Fanfreunde gegen die Fußball-Aktivitäten des Brauseproduzenten klang, hat nach näherer Recherche eine noch etwas tiefere Bedeutung.

Während die Klubs im Liga- und Pokal-Wettbewerb (Deutschland, Österreich) ja quasi verpflichtet sind gegen die kommerziellen Konstrukte des "modernen Fussballs" zu spielen, steht es jedem Verein in der Vorbereitungsphase frei gegen wen er seine Testspiele absolviert. Klubs sind meistens aber so auf das Erreichen der sportlichen Qualität fixiert, dass Fanbelange manchmal vergessen werden. So wollte RB Leipzig vor zwei Jahren beispielsweise gegen den VfB  Stuttgart, Union Berlin und Schalke 04 testen. Termine und Orte hatten die Vereine schon fest gemacht, dann kam der Protest der Fans und die Spiele wurden abgesagt. Aktuell stehen bei RB Leipzig acht Vorbereitungsspiele auf die Bundesligasaison an - gegen wen, da schweigt sich der Klub - wahrscheinlich wegen den Erfahrungen der letzten Jahre - noch aus.

So oder so ähnlich begann die Geschichte auch bei BSC Young Boys (Berner Sport Club Young Boys - Vizemeister der Schweizer Super League ). Zum Ende der laufenden Saison am 14. April veröffentlichte der Klub auf seiner Webseite den Vorbereitungsplan auf die neue Saison. Neben dem Trainingsstart (16.06.16)und Vorbereitungsspielen gegen Traditionsvereine wie Sparta Prag, Borussia Mönchengladbach, den FC Nantes und Galatasaray Istanbul, blinzelte vor allem ein Stadtname hervor: "Salzburg". Das es am 1. Juli nicht gegen den von Fans im Jahr 2005 gegründeten und derzeit in der zweiten Klasse spielenden SV Austria Salzburg gehen würde war vielen YB-Anhängern schnell klar, vor allem als auch auf der Webseite des Produkts "RB Salzburg" der Termin auftauchte.

Protest regte sich bei der aktiven Berner Fanszene - der "Ostkurve". Zum Ende der Saison wurden mehre Transparente und Spruchbänder bei den Spielen des BSC YB mit der Aufschrift: „Ke Fuessbau mit Red Bull“ gezeigt, um die Zuschauer - wie die Fans auf ihrer Webseite schreiben - im Stadion Wankdorf für das Thema RB zu sensibilisieren. Die Fans stehen "für das traditionelle Fussballspiel", also auch einen traditionellen Gegner vor allem wenn man - wie in Testspielen - die Wahl hat.

Wir von turus.net wollten gerne noch mehr über die Aktion und vor allem die Wirkung in der Schweiz erfahren und bekamen dankenswerter Weise Antwort von der "Ostkurve Bern":

Demnach fühlten sich die Fans von der Art der Bekanntgabe des Testspiels-Gegners ein wenig von ihrem Verein überrumpelt, da dieser fast nebenher mit dem Ort des Sommer-Trainingslagers bekannt gegeben wurde. So wurde zügig die Spruchband-Aktion beschlossen. Medien stiegen auf das Thema ein und auch im Verein gab es einiges an Diskussionsstoff. Es wurden persönliche Gespräche zwischen Fans und Verein geführt und die Fans legten ihre Meinung dar: Sie befürworten grundsätzlich Testspiele gegen internationale Gegner, jedoch nicht in diesem Fall.

Neben den Spruchband-Aktionen, die sowohl die Wuppertaler Fans als auch die verbündeten Fanszenen in Darmstadt und LASK Linz zeigten, wurde auch die gesamte  YB-Fangemeinde aufgerufen das Spiel zu boykottieren. Gleichzeitig wollte man eine Diskussion zu dem Thema "Red Bull und sein Fußball-Engagement" anregen. Ein Thema, das bei den Fußballfans in der Schweiz nicht so hoch aufgehängt ist, da es anders als in Deutschland und Österreich noch keine "Klub-Übernahme" durch den Brausehersteller gab - noch nicht. Laut der Ostkurve Bern befürwortete eine grosse Mehrheit die Forderung und die Aktion.

Auch RB Salzburg hörte von den Aktionen und war wenig erfreut. Ob und wie die Vereine kommunizierten ist nicht überliefert. Im Netz findet man dagegen einige teils unfreundliche RB-Kommentare beispielsweise vom Salzburger Fanmagazin "Salzburg12.at", die eine klare Botschaft haben: "Auch für die Schweizer gilt: Na dann bleibt’s halt daheim!".  Werden die Fans übrigens auch, denn trotz aller Bemühungen und anders als die deutschen Bundesligaklubs bei RB Leipzig vor einiger Zeit, machten die Young Boys Bern trotz der starken Bemühungen der Fans keinen Rückzieher. Das Spiel findet statt (Strasswalchen im Norden von Salzburg), aber die aktive Fanszene wird es nicht besuchen.

Interessant ist aber auch gegen wen RB Salzburg in diesem Sommer noch international testet (vielleicht um den kuriosen CL-Quali-Fluch über den ganz Europa lacht - acht Mal in Folge gescheitert - zu besiegen?): Nur fünf Tage nach dem BSC YB soll gegen die Würzburger Kickers gespielt werden (6. Juli 2016). Auf der Webseite des FWK ist darüber noch nichts zu lesen.

Artikel wurde veröffentlicht am
15 Juni 2016

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5 Kommentare
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Mimimi
Diese Reaktionen der wahren Fanz sind doch einfach nur noch kindisch und lächerlich. Sorry das ist Kindergartenniveau. Das kann man irgendwie nicht mehr ernst nehmen.
G
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Gewöhnt Euch dran ;-)
R
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Super Artikel. Ihr sprecht mir aus der Seele
G
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Servus!
Der Artikel kriegt von mir vollste Zustimmung, jedoch hab ich da ne Kleinigkeit zu bemängeln: Die Abkürzung des "Fußballclub Würzburger Kickers " ist nicht "FCKW" , sondern , wie auch im Wappen abgebildet, "FWK". Fehler können passieren, deswegen wäre es schön , wenn ihr , nach meinem freundlichen Hinweis, nicht mehr "FCKW" in euren Artikeln benutzen könntet.
Rot-Weiße Grüße
A
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G
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