Der Nahostkonflikt in der Region Palästina und den zahlreichen bewaffneten Auseinandersetzungen sowie gegenseitigen Repressionen zwischen Israelis und Palästinensern (israelisch-palästinensischer Konflikt) bombt sich leider immer wieder regelmäßig zurück ins Nachrichtengeschehen. Eine Lösung des Konflikts ist auf politischem Weg nicht in Sicht, aber vielleicht auf Sportlichen?
Sehenswerter Film: 90 Minuten - Bei Abpfiff Frieden
Ein Fußballspiel zwischen Israel und Palästina, bei dem der Sieger die Region für sich beanspruchen darf und der Verlierer das umkämpfte Gebiet räumen muss. Wäre das nicht eine Idee? Dachte sich wohl auch der israelische Autor und Filmregisseur Eyal Halfon und machte sich unter anderem mit Detlev Buck ran an die Produktion von Milhemet 90 Hadakot ("90 Minuten - Bei Abpfiff Frieden") im Stil eines fiktionalen Dokumentarfilms. Eine überaus richtige Filmgenre-Entscheidung, denn mit einem "normalen" Sport-Spielfilm, hätte niemals diese inhaltliche Nähe zu den Problemen der beiden Konfliktparteien so kernig und satirisch klar herausgestellt werden können, wie bei dieser überaus gelungene Mockumentary.
Eine Fußballspiel als Lösung für den hoch emotionalen Konflikt anzusetzen - eine geniale Idee, dabei spielt das eigentliche Spiel (Austragungsort: Estádio Dr. Magalhães Pessoa in der portugiesischen Stadt Leiria) keine Rolle, dafür aber umso mehr mehr die Vorbereitungen und die alltäglichen Probleme der Mannschaften und des Stabs. Die Filmemacher zeichnen humorvoll, was teilweise auch recht bizarr wirkt, die Verzweiflung des Lebens in der Region nach. Dazu agieren die beiden Hauptprotagonisten in ihren Rollen als Fußballfunktionäre des jeweiligen "Landes": Moshe Ivgy (Israel) und Norman Issa (Palästina). In ihren Ansichten nach Außen getrennt, im inneren aber irgendwie eins.
Neben der Handlung, den beeindruckenden Drehorten (in Israel und den besetzten Gebieten) wirkt der Film vor allem auch durch die fehlende Synchronisation: 90 Minuten - Bei Abpfiff Frieden kommt in den Originalsprachen (englisch, hebräisch, arabisch, portugiesisch) mit deutschen Untertiteln, das sprichwörtliche "i" Tüpfelchen eines sehenswerten Films.
Wie das Spiel ausgeht? Wird nicht verraten. Am 30. Juni kommt der Film in die Kinos und wird sicherlich auch bald im deutschen Free-TV laufen, denn ZDF und Arte haben das Werk mitproduziert.
Trailer: