Berliner AK 07 vs. BFC Dynamo: BAK bleibt oben dran, BFC in Lethargie

MB Updated 02 Mai 2016
Berliner AK 07 vs. BFC Dynamo: BAK bleibt oben dran, BFC in Lethargie

BFCMein lieber weinroter Herr Gesangsverein! Gibt es einen anderen deutschen Verein, bei dem es zuschauertechnisch dermaßen krasse Gegensätze gibt? Einen Verein, bei dem es die ganze Bandbreite gibt? Beim Regionalligisten BFC Dynamo ist alles möglich! So können bei Landespokal-Endspielen schon mal locker 5.000 Fans mobilisiert werden. Beim DFB-Pokal sowieso. Auch gegen FSV Frankfurt! Und ja, wie genial waren die Touren nach Magdeburg, Jena und Zwickau in der RL-Saison 2014/15. Die Fans rissen sich um die Tickets. Volle Gästeblöcke, großartige Stimmung.  Kein dauerhafter Support wie es beim F.C. Hansa Rostock, beim 1. FC Magdeburg oder bei der SG Dynamo Dresden üblich ist, aber punktuell durchaus eine echte Hausnummer. BFC-typisch halt. Derzeit kann man von dieser Stimmung allerdings nur träumen. Bei Heimspielen brachen die Zuschauerzahlen zuletzt richtig derb ein. So kamen gegen Wacker Nordhausen nur noch 525 Fans in den Jahn-Sportpark, und auch das Stadtduell gegen die Amateure von Hertha BSC zog gerade einmal 665 Zuschauer. Der Plan, dauerhaft neue Zuschauer zu gewinnen, kann als gescheitert betrachtet werden. Kein Wunder also, dass in der kommenden Saison der Etat ein Stückweit heruntergeschraubt werden muss. Schließlich hatte man mit einem weitaus höheren Zuschauerschnitt kalkuliert.

BFCTrauriger Höhepunkt war der gestrige Auftritt im Poststadion, wo die Weinroten gegen den ambitionierten Berliner AK 07 antreten mussten. Gerade mal 120 BFC-Fans hatten sich im Gästeblock eingefunden, ein paar Weitere konnten auf der Haupttribüne ausgemacht werden. Ganz klar, von Hause aus wären derzeit nicht allzu viele BFCer zu diesem verlegten Spiel gekommen. Da jedoch vor der Partie dazu aufgerufen wurde, einen Zehner lieber in eine Sammeltüte zu stecken, damit diese an den eigenen Verein übergeben werden kann, gab dem Ganzen den Rest. Ganz klar, es wurde nicht zum Boykott aufgerufen. Dies soll an dieser Stelle noch mal festgehalten werden, allerdings hätte eine Aktion auch anders laufen können. Die Mannschaft im Stadion unterstützen - ja, dem Catering des Berliner AK auch nur einen Cent geben - nein. Statt dem Stadionbier ein beherzter Wurf in die Sammeltüte. Ob offizieller Boykott oder einfach nur Fernbleiben aus anderen Gründen - ich halte davon nichts. Und das gilt nicht nur für den BFC Dynamo. Wie sehr wurde sich einst beklagt, als die Fans des 1. FC Union Berlin, des SV Babelsberg 03 und von Tennis Borussia Berlin die Spiele im Sportforum Hohenschönhausen boykottiert hatten?!

Und ja, nicht ohne Grund wurde all die letzten Jahre der Berliner AK 07 belächelt. Leere Ränge, Freikarten-Aktionen. Gestern jedoch lächelten die Zuschauer auf der Haupttribüne, als sie einen Blick auf die Gästekurve warfen. Kaum jemand wird die Hintergründe kennen. Dass derzeit der Haussegen etwas schief hängt, dass die Mannschaft hinter ihren Erwartungen bleibt, dass etliche BFC-Fans einen Zehner lieber in eine Tüte warfen. Für den allgemeinen BAK-Besucher war gestern nur eins klar: Die spärlich gefüllte Gästekurve gab einen lächerlichen Anblick ab. Das soll der Verein sein, der die Nummer 3 der Stadt sein will, werden sich manche auf BAK-Seite gefragt haben.

BAKOhne Frage, Freikarten-Aktionen sind nicht wirklich der Knaller. Wenn sie allerdings echten Erfolg zeigen, sind diese einen Versuch wert. Ist die Hütte erst einmal voll, kann doch der eine oder andere interessierte Fußballfreund am Ball bleiben. Auch wenn er nur als neutraler Zuschauer wiederkommt, um einfach nur ein Regionalliga-Spiel zu schauen oder mit paar Kumpels bei einem Bier zu fachsimpeln. Die Tribüne des Poststadions ist diesbezüglich nicht der schlechteste Ort. Schnell erreichbar vom Hauptbahnhof aus, ein guter Blick von den Rängen aus. Was juckt den einen oder anderen, wenn geschätzte 50 Prozent der Zuschauer mit einer Freikarte den Zutritt erhielten?! Schaut man sich die älteren Bilder von den Heimspielen gegen Magdeburg, Lok Leipzig oder Carl Zeiss Jena an, so gab es einen gut gefüllten Gästeblock und ein erbärmlich gefüllte Haupttribüne zu sehen. 

BFCGegen den FSV Zwickau hatte man richtig mobil gemacht. 3.227 Zuschauer kamen am 10. April ins Poststadion, und auch gegen den FC Carl Zeiss Jena hatten knapp 2.500 Zuschauer vorbeigeschaut. Am gestrigen Abend waren es schließlich 2.049 Fußballfreunde, die das Heimspiel gegen den Stadtrivalen sehen wollten. Und wie gesagt, der eine oder andere wird sicherlich wiederkommen. Falls es in die Aufstiegsrunde gegen Elversberg, Waldhof Mannheim oder Eintracht Trier rangeht sowieso. Ganz zu schweigen von der 3. Liga, wenn lukrative Gegner ihr Visitenkarte abgeben würden. Vielleicht hätte man beim BFC Dynamo auch Nägel mit Köpfen machen sollen. Gegen Magdeburg, Jena, Zwickau und Babelsberg mal richtig Freikarten raushauen. So dass 5.000 Zuschauer kommen. Auch von denen hätte vielleicht der eine oder andere Neuling gesagt: Okay, geile Sache, ich werde mal wieder kommen. So aber befindet sich der BFC Dynamo in einem verzwickten Kreislauf. Wie man da wieder rauskommen wird? Gute Frage! Jetzt, wo sich die Zuschauerzahl wieder auf Oberliga-Niveau befindet, hilft nur der sportliche Erfolg in Liga und im Pokal. Dies jedoch mit gekürztem Etat zu schaffen, ist wiederum ein Akt. Die Konkurrenz schläft nicht, Zwickau, BAK, Jena und Nordhausen werden auch weiterhin die sportlichen Rivalen sein. Wenngleich auch bei diesen Vereinen teils ähnliche Probleme herrschen.

BFCSportlich ist es aber auch derzeit bei den Weinroten ein Desaster! Während der Berliner AK 07 hinter dem FSV Zwickau noch um Rang eins kämpft, hat der BFC Dynamo zuletzt eine verdammt schlechte Bilanz zu verzeichnen. Nur zwei Siege in den letzten zehn Partien. Verloren wurde unter anderen bei Viktoria Berlin und beim abstiegsgefährdeten FSV Luckenwalde. Die gestrige Niederlage beim BAK überrascht indes kaum. Logisch, dass die Jungs von Trainer Steffen Baumgart alles geben müssen, um an den Westsachsen dran zu bleiben. Jedes Spiel volle Pulle. Da man zuletzt beim FC Schönberg 95 nicht über ein 0:0 hinauskam, waren gestern drei Punkte Pflicht. Und ja, der achte Sieg im neunten Spiel konnte problemlos in trockene Tücher gebracht werden.

BAKDer BFC Dynamo zeigte sich durchaus bemüht, doch der Berliner AK 07 war ganz klar überlegen. Bereits nach wenigen Minuten setzte Kevin Kahlert nach einer Ecke einen Kopfball links neben das Tor. Kurze Zeit später war es Kevin Stephan, der rechts vorbei zielte. Die Führung lag in der Luft. Nachdem Kevin Kahlert ein weiteres Mal mit dem Kopf gescheitert war, war es in der 16. Minute Myroslav Slavov, der per Kopf den Ball im Kasten unterbringen konnte. Und beim BFC? Dennis Srbeny hatte in der Folgezeit den Ausgleich auf dem Fuß, doch freistehend wurde das Spielgerät über die Latte gehauen. Der BAK blieb indes dran. Begleitet von den Trommelwirbeln drängte der Gastgeber zum 2:0. Doch bevor dieses fiel, hatte der BFC noch eine Möglichkeit. Der auffällige Kai Pröger mit der Rückennummer acht setzte sich auf der rechten Seiten prima durch und brachte den Ball herein. In leichter Rückenlage konnte Srbeny am zweiten Pfosten jedoch nicht mehr genug Druck hinter seinen Kopfball bringen.

BAKDann wieder der BAK! Mit dem Fuß rettete der herausgeeilte BFC-Keeper Bernhard Hendl vor Kevin Stephan. Wenig später jedoch das 2:0. Nach einem herben Fehler der Hintermannschaft kam Ömer Akyörük an den Ball und setzte diesen mit hohem Bogen in das BFC-Gehäuse. Nur sechs Minuten später die große Möglichkeit zum Anschluss. Elfmeter für den BFC Dynamo. Joshua Putze trat an und wählte links unten. BAK-Keeper Stephan Flauder hatte keine Mühe und wehrte den nicht allzu präzise gesetzten Schuss locker ab. In der zweiten Halbzeit kam sogleich Myroslav Slavov über die rechte Seite, doch der in der 19. Minute für Steinhauer eingewechselte Björn Brunnemann klärte zur Ecke. Kurze Zeit später versuchte sich Florijon Belegu aus der zweiten Reihe, der Ball streifte rechts am Tor vorbei.

BAK„3. Liga!“, ertönte es zaghaft von der Haupttribüne. Feinen Nieselregen bei Sonnenschein gab es jetzt. Irgendwo hinter dem nahen Knast musste jetzt ein Regenbogen zu sehen sein. „Alle sind sie da, alle sind sie da, außer Erich Honecker …“, sangen nun vereinzelte BAK-Fans. Die wacker ausharrenden BFC-Fans ließen sich davon kaum beeindrucken. Da gab es schon ganz andere Provokationen. Müde zeigte einer den Stinkefinger - das war´s dann aber auch. Auf dem Platz sollte dem BFC nichts mehr gelingen. Nachdem Christof Köhne in der 68. Minute mit Rot vom Platz musste, war das Spiel gelaufen. Sehenswert war das 3:0 des BAK in der 76. Minute. Weit wurde der Ball auf die rechte Seite herübergebracht. Auf dieser stand Maximilian Zimmer bereit und köpfte ein. Das war´s. Nachdem zwei Minuten später Sascha Schünemann verletzt vom Platz musste, spielte der BFC Dynamo die restliche Viertelstunde sogar mit neun Mann. Ein weiterer Treffer sollte nicht mehr fallen. Erstaunlich war indes die Tatsache, dass etliche Zuschauer bereits lange vor Abpfiff die Haupttribüne verließen und nach Hause gingen. Bis der Berliner AK 07 wirklich 2.000 „echte“ eingefleischte Fans mit entsprechendem Sitzfleisch hat, wird halt noch ein Weilchen dauern…

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Berliner AK 07

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Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
28 April 2016
Spielergebnis:
3:0
Zuschauerzahl:
2.049
Gästefans
150

Ligen

Inhalt über Liga
Regionalliga

Benutzer-Kommentare

3 Kommentare
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Kommentare
Mach weiter so!! Auf den Punkt gebracht alles!!!
S
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G
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Auswärts kann man sich streiten. Ob Sinn oder nicht. Aber daheim im JSP: Zuschauerzahlen, die eine Schande sind. Das ist schon echt übel. Wirklich traurig!!
C
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