BSG Stahl Riesa vs. BSG Chemie Leipzig: Tor in der Nachspielzeit sorgt für Turbulenzen

ChemieSpitzenspiel der Sachsenliga. Schauplatz Stahl-Arena. 1.815 Zuschauer wollten am vergangenen Samstag das Duell zwischen der BSG Stahl Riesa und der BSG Chemie Leipzig sehen. Für Sechstligaverhältnisse wahrlich eine beachtliche Kulisse. Und dass der Gästeblock gut gefüllt war, muss nicht weiter erläutert werden. Aufgrund der baurechtlichen Begrenzung gab es jedoch nur einen Vorverkauf, die Gästekasse blieb am Spieltag geschlossen. Die Ausgangslage: Die Leutzscher brauchten den Sieg, um weiterhin aus eigener Kraft den ersehnten Aufstieg in die Oberliga packen zu können. Die Jungs aus Riesa benötigten indes drei Punkte, um das Spitzen-Trio noch in Reichweite zu haben. Eine Niederlage und die Aufstiegschancen wären nur noch reine Theorie gewesen. BSG Stahl gegen BSG Chemie. Am Ende der vergangenen Saison trafen beide Vereine im Alfred-Kunze-Sportpark aufeinander. Auch wenn damals Aufstiegskonkurrent FC International Leipzig locker flockig 7:0 bei Heidenauer SV gewinnen durfte, so schmerzte die 2:3-Niederlage vor 3.164 Zuschauern gegen Riesa doch sehr, da somit die eigene theoretische Chance zunichte gemacht wurde. Nach der Partie hatten ein paar vermummte Chemiker versucht, von einer Nebenstraße aus an die abreisenden Gästefans zu gelangen. Und auch bei den Partien in der Nudelarena bzw. Stahl-Arena war zuletzt immer eine Menge Dampf und Brisanz. Während und nach den Partien hatten sich einige Fußballfreunde einiges zu sagen.

RiesaNicht viel anders war es am vergangenen Samstag. Unterschiedlicher könnten die jeweiligen Fans kaum gestrickt sein. Es wäre übertrieben, zu sagen, dass gleich verschiedene Welten aufeinander trafen, doch auf einer Wellenlänge befindet man sich ganz gewiss nicht. In politischer Hinsicht schon mal gar nicht. Und damit das Ganze noch weiter angeheizt wird, trugen einzelne Zuschauer im Heimbereich ein T-Shirt mit der Aufschrift „JDN CHM“. Etwas skurril auch die Beflaggung in den heimischen Kurve. In der einen Ecke hingen ganz klassisch die zwei Zaunfahnen der „Riesaer Jungs“. Britisch bzw. englisch schaut es indes beim „Fanclub United“ aus. Der italienische Fußball wurde an einer anderen Ecke ins Spiel gebracht. Neben einer „Forza Lazio“-Fahne hingen noch ein Schal und eine Fahne der „Irriducibili“. Politisch war dies eine klare Ansage in Richtung Gästeblock.

ChemieIn diesem zog man jedoch vorerst sein eigenes Ding durch. Mitgebracht wurden hunderte Schals mit der Aufschrift „Leutzscher Legende“. Nachdem die grün-weiße Blockfahne mit in schwarz-weiß gehaltener Logo-Variante hochgezogen wurde, konnte eine ordentliche Portion grüner Rauch gezündet werden. Schon bald war der gesamte Gästebereich eingenebelt. Akustisch wurde sich zudem auf das mit Spannung erwartete Spiel eingestimmt. Die Richtung wurde auf einem langen Banner ausgegeben, das oberhalb des Gästebereichs zu sehen war: „Es ist an der Zeit den Aufstieg ins Visier zu nehmen, der Glaube soll nun auf euch übergehen.“ Nachdem in der zurückliegenden Saison der Sprung in die Oberliga verpasst wurde, soll es nun dieser Spielzeit endlich klappen. 

RiesaAngetrieben von den 700 Chemie-Fans bestimmten zunächst die Leutzscher das Geschehen auf dem Rasen. Bereits nach nicht einmal vier Minuten brachte Sven Schlüchtermann das Spielgerät zum ersten Mal auf das Stahl-Gehäuse, doch der Ball ging deutlich drüber. In der 22. und 26. Minute hatte Andy Müller gleich zwei Möglichkeiten. Bei der ersten pfiff der Schiedsrichter wegen Handspiel ab, bei der zweiten konnte Stahl-Keeper Michael Kycek den Kopfball abwehren. Noch hochkarätiger ging es in der 54. Minute zu. In jener traf Manuel Wajer nur den Querbalken. In der Folgezeit schöpfte Stahl Riesa immer mehr Mut und nahm das Heft mehr und mehr in die Hand. Kurz vor Schluss drängten jedoch die Chemiker noch einmal zum gegnerischen Gehäuse. Richtig bitter: In der 91. Minute hatte Chemie noch eine passable Kopfballchance - fast im Gegenzug dann jedoch das 1:0 für Stahl Riesa! Weit wurde der Ball nach vorn auf die linke Seite gebracht. Dort kam Steffen Krechlak an den Ball, brachte sich in Position und schoss einfach mal drauf. Mit etwas Effet schlug das Spielgerät schließlich im Chemie-Gehäuse ein. 

RiesaDer Siegtreffer für die BSG Stahl Riesa in der Nachspielzeit. Jubel auf den Rängen, Betreuer rannten auf den Platz, an der Eckfahne sammelten sich die feiernden Spieler. Als wenig später abgepfiffen wurde, kam Bewegung links und rechts der Pufferzone auf. Verbale Nettigkeiten wurden ausgetauscht, zum körperlichen Schlagabtausch kam es jedoch aufgrund der postierten polizeilichen Einsatzkräfte nicht. Während die BSG Stahl die drei Punkte feuchtfröhlich feierte, muss man in Leipzig-Leutzsch nun schauen, wie es sportlich weitergeht. Keine Frage. Mannschaft, Fans und Trainer Dietmar Demuth waren geschockt. Vor allem, weil die BSG Chemie in der ersten Halbzeit alles im Griff hatte. Im kommenden Heimspiel gegen den VfL 05 Hohenstein-Ernstthal müssen die Tormöglichkeiten auch mal genutzt werden, forderte Demuth. Da sowohl der FC Grimma als auch der SV Einheit Kamenz (allerdings nicht aufstiegswillig) gewinnen konnten, beträgt der Rückstand zu beiden Mannschaften nun vier Punkte. Allerdings hat die BSG Chemie Leipzig noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Während Grimma noch siebenmal ran muss, hat Chemie Leipzig noch acht Saisonspiele vor sich. 

ChemieWährend Chemie wie erwähnt am kommenden Samstag gegen Hohenstein-Ernstthal spielt, reist der FC Grimma am Sonntag zu Kickers 94 Markkleeberg. Am Mittwoch, den 04. Mai, tritt die BSG Chemie im heimischen AKS gegen den BSC Rapid Chemnitz an. Werden zwei Siege eingefahren, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Am Spieltag darauf haben es Grimma und Chemie mit dem Tabellenletzten und dem Vorletzten zu tun. Sportlich eine harte Nummer gibt es am 04. Juni, wenn Chemie gegen Einheit Kamenz antritt. Eine harten Brocken hat dagegen der FC Grimma am vorletzten Spieltag, denn dann geht es in die Stahl-Arena nach Riesa. Am letzten Spieltag, der am 18. Juni ausgetragen wird, haben Grimma und Chemie jeweils ein Heimspiel. Die Gegner: Der VfL 05 Hohenstein-Ernstthal und der VfB Empor Glauchau. Ob es in dieser Saison ein chemisches Happy End geben wird? Derzeit haben sich einige Sachsenligisten für einen zweiten Aufstiegsplatz (wie letzte Saison, als der FC International Leipzig als Zweiter aufsteigen durfte) ausgesprochen. Der sächsische Landesverband lehnt dies bislang ab, aber noch sind ja ein paar Wochen Zeit, bis Mitte Juni die sportlichen Würfel endgültig fallen.

Fotos: Los Misenas

> zur turus-Fotostrecke: BSG Stahl Riesa

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Artikel wurde veröffentlicht am
26 April 2016
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
1.815
Gästefans
700

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